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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0688

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sie ganz, wie bei manchen Nagern und Edentaten: bei den Affen über-
treffen sie wie beim Menschen die vorderen Hörner an Grösse; sie verbinden
sich zugleich durch besondere Bänder (Ligg. hyo-thyreoidea) mit dem Schild-
knorpel des Kehlkopfs.

Das Zungenbein der Schildkröten bietet nicht nur durch die Zahl seiner Bogen, son-
dern auch durch das ziemlich gleichartige Verhalten derselben die geringsten Modifika-
tionen vom ursprünglichen Zustand. Der Körper ist bei allen durch Breite ausgezeich-
net, bleibt sehr lange knorpelig und zeigt bei Testudo u. a. Durchbrechungen. Bei
Chelysund Trionyx wird er aus mehreren, zumTheile paarigen Theilen zusammengesetzt.
Vor oder auch unter ihm liegt eine besondere, als Entoglossum gedeutete Platte. Von
den Hörnern ist das zweite Paar das ansehnlichste. Es besteht aus je zwei Stücken bei
Trionyx und Chelys und bildet dort das erste, da hier das bei Chelonia vorkommende bereits
sehr kurze, bei Emys noch mehr verkümmerte erste Horn, ebenso wie bei Testudo fehlt.
Das dritte Horn ist gleichfalls bei Testudo am unansehnlichsten; aus zwei Stücken besteht
es bei Trionyx. Ob es aus einem Kiemenbogen hervorging, halte ich für sehr un-
gewiss. Viel eher möchte ich es auf die Columella des Zungenbeins der ungeschwänzten
Amphibien beziehen.

Bezüglich des Zungenbeinkörpers besitzen die Saurier im Vergleiche mit den Schild-
kröten das andere Extrem in der beträchtlich schmalen Gestalt desselben. Während
es immer von der Verbindungsstelle mit den Hörnern sich weiter nach vorne erstreckt,
läuft es auch nicht selten nach hinten in ein paar schmale Fortsätze aus. Von den zwei
Hörnern ist das vordere, knorpelige, aus zwei oder drei, im Winkel mit einander ver-
bundenen Stücken gebildet, selten legt es sich dem Schädel an, wie bei Lacerta, Scincus
Pseudopus, Anguis u. a. ; das zweite Horn ossificirt häufig. Als zweites Paar werden
vielleicht auch die zweigliedrigen Hörner der Crocodile zu deuten sein.

Das Zungenbeinrudiment der Ophidier entbehrt gleichfalls der Verbindung mit dem
Schädel, es stellt einen dünnen, vor der Trachea vorbeiziehenden Knorpelstreif vor, der
bei Engmäulern leicht übersehen wird.

Die Verlängerung des Zungenbeins der Vögel nach hinten erinnert an die bei Sauriern
bestehenden Vorkommnisse, sowie auch das Verhalten der Hörner sich daran anschliesst.
Der Körper verbindet sich mit seinem Ende einem meist paarigen Entoglossum , das
selten einfach ist (Anas) oder mit dem Körper verschmilzt (Struthio). Die Länge der
Hörner steht mit der Hervorstreckbarkeit der Zunge in Zusammenhang, da an sie die
bezüglichen Muskeln inserirt sind. Die Verlängerung des Zungenbeinkörpers der Spechte
ist von dieser Seite zu beurlbeilen. Die Hörner verlaufen hier nach hinten um den
Schädel, und reichen von da bis zum Oberkiefer nach vorne, lieber das Zungenbein der
Vögel: G. L. Duvernoy in Mem. de la Soc. d'hist. nat. de Strasbourg II. 1835.

Die Gestalt des Körpers des Zungenbeins der Säugethiere nähert sich durch ihre
Breite viel mehr dem bei den Schildkröten und Crocodilen getroffenen Verhalten als den
Sauriern und Vögeln. Die Breite übertrifft die Länge, da man besondere mediane Fort-
satzbildungen , wie eine solche z. B bei Pferden, auqh bei Wiederkäuern angedeutet
vorkommt, hier nicht mit in Betracht ziehen darf. Eine besondere Anpassung des Zungen-
beinkörpers an Einrichtungen des Kehlkopfs besteht bei manchen Affen, bei denen vom
Kehlkopf Aussackungen vorkommen. Sehr gewölbt erscheint er bei Ateles, Cebus u. a.,
und vermittelt so die bei Mycetes vorkommende Form, die in Gestalt einer mit weiter
Oeffnung versehenen Blase sich darstellt. Sie dient hier als Resonnanzapparat des
Kehlkopfs. Bezüglich der Hörner ist die Trennung der hinteren bei den Monotremen
zu erwähnen, die auch bei Manatus vorkommt und Uebergänge zu den bereits oben
erwähnten Fällen des gänzlichen Fehlens bildet. Die Gliederung der Vorderhörner in
zwei Stücke liefert häufig sehr ungleiche Producte, wie z. B. bei den Pferden und

Gegenbaur, Vergl. Anatomie. 2. Aufl. 43
 
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