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Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0690

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Unpaare Gliedmaassen

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in früheren Entwickelungsstadien verbreitet, ohne dass jedoch in ihnen feste
Stützen auftreten. Solche fehlen auch jenen Amphibien, welche noch im
ausgebildeten Zustande die unpaare Hautflosse besitzen, wie die Mehrzahl
der Urodelen.

Die Verbindung der unpaaren Flossen mit der Wirbelsaule geschieht
bei den Fischen entweder durch eine, von den Dornfortsätzen des Rückgrats
ausgehende Membran, oder sie wird durch besondere, in jener Membran
gelagerte Skeletstücke vermittelt, welche sowohl mit der Wirbelsäule als
mit den Stützen der Flossen selbst in Verbindung stehen. Solche Flossen-
träger kommen bei den Selachiern im knorpeligen Zustande, bei denGanoi-
den theilweise ebenso, anderntheils aber knöchern vor, wie sie auch durch-
gehends bei den Teleostiern erscheinen. Zuweilen treffen mehrere solcher
Flossenträger auf einen Wirbelabschnitt, meist jedoch besieht eine regel-
mässige Vertheilung nach den einzelnen Wirbeln. Durch ihr Vorkommen an
Stellen, welche keine Flossen besitzen, deuten sie das frühere Bestehen einer
solchen in grösserer Ausdehnung an ; bei den Selachiern treten den Flossen-
trägern angefügte Knorpelstücke in die Flosse selbst ein, wo sie jedoch meist
nur auf die Basis sich beschränken. Der grösste Theil der Flosse erhält dann
seinen Stützapparat von besonderen Hautgebilden, die unter dem Namen der
Hornfäden bekannt sind. Sie bilden auch die Stützen der Flossen der
Chimaera. Bei den Teleostiern dagegen finden wir in jenen Flossen knö-
cherne Stützen, welche nicht knorpelig präformirt sind, und deshalb auch
nicht von jenen Knorpeln der Selachier unmittelbar abgeleitet werden
können.

Diese Flossen strahlen treten als paarige Ossificationen im Integumente
auf, und verbinden sich meist in einiger Entfernung von der Basis zu eineni
unpaarigen Stücke. Sie bestehen entweder aus zahlreichen dichotomisch
angeordneten Gliedern, die von der Basis des Strahls gegen die Spitze zu
unter Volumsverringerung sich mehren . oder sie werden durch ein einziges
Knochenstück vorgestellt. Im ersteren Falle erscheint der Stützapparat der
Flosse weich und biegsam (Malacopteri), im letzteren Falle kommen statt der
weichen , Stachelstrahlen zum Vorschein (Acanthopteri). Die Verbindung
mit den Flossenstrahlträgern kommt entweder durch einen Bandapparat oder
auch durch Gelenke zu Stande, welch' letztere vorzüglich für den ersten
Stachelstrahl der Bückenflossen complicirt erscheinen. Sowohl bei Ganoiden
als bei den Teleostiern sind diese knöchernen Flossenstrahlen in Verbreitung.
An Zahl wie an Grösse sehr mannichfach verschieden, werden sie von der
Systematik zur Begrenzung kleinerer Abtheilungen benutzt.

Bei den Ganoiden und Teleostiern nehmen die oberen Wirbelfortsätze gar
keinen oder nur wenig Antheil an einer Bildung der Schwanzflosse, deren
knöcherne Gliederstrahlen fast ausschliesslich den ansehnlich entwickelten
unteren Dornfortsätzen angefügt sind. (Bezüglich der durch die Verbindung
mit der Schwanzflosse am Ende der Wirbelsäule eintretenden Modifikationen
vergl. oben S. 603 sowie Fig. 177).

Die Zusammenstellung der senkrechten Flossen mit den paarigen Gliedmaassen
rechtfertigt sich aus deren Bau sowohl als auch aus deren Verrichtungen. Indem mit

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