Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gegenbaur, Carl
Grundzüge der vergleichenden Anatomie — Leipzig, 1870

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15089#0840

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kreislauforgane.

825

gebildeteren Apparate, und ein grosser Theil jener Gefässe lässt sich auf das
GefässVstem der letzteren beziehen. Ein unmittelbarer Uebergang von
beiderlei Apparaten kann jedoch nicht angenommen werden, da ausser dem
Mangel eines besonderen Centraiorgans noch andere Verhältnisse eine
bestehende Kluft erkennen lassen.

Statt zahlreicher contractiler Abschnitte des Gefässystems bieten die
Craniola in dem Herzen ein einheitliches Organ für die llegulirung der Bewe-
gung der ernährenden Flüssigkeit dar. Ueberdies unterscheiden sie sich von
den Acrania durch eine Differenzirung jener Kreislaufbahnen. Das einheit-
liche Gentraiorgan geht aus einem Abschnitte der ßlulbahn hervor. Ein Theil
der beim Umlaufe durch den Körper durch die Gefässwand in die Gewebe
ausgetretenen Flüssigkeit sammelt sich in besonderen, zum Theile lacunären
Bahnen und wird allmählich wieder dem Hauptslrome zugeführt. Jene
Flüssigkeit ist die Lymphe. Ihre Bahnen bilden das Lymphgefäss-
system, während die übrigen mit dem Herzen direct verbundenen Gefäss-
bahnen das Blutgefässystem vorstellen. Indem die Lymphbahnen von
der Darmwand her das durch den Verdauungsprocess gebildete plastische
Material, den Chylus, aufnehmen und in den Blulslrom überführen, liefern
sie demselben einen Ersatz für den auf dein Umlaufe beständig stattfindenden
Verbrauch. Lymph- und Chylusgefässystem sind daher wichtige Depen-
denzen des Blutgefässystems und erscheinen als eine Differenzirung des bei
den Leplocardiern bestehenden einheitlichen Gefässapparates. Mit dieser
Scheidung der ernährenden Flüssigkeit in zwei morphologisch und funclionell
verschiedene Kategorien vollzieht sich eine Differenzirung ihrer Form-
elemente. Jene der Lymphe erscheinen als indifferentere Gebilde, einfache
Zellen, den Blutzellen niederer Organismen ähnlich. In der Blutflüssigkeit
dagegen sind diese Formelemenle zu farbsto ff haltigen Körperchen von
bestimmter, nach den einzelnen Abtheilungen verschiedener Gestalt umge-
bildet. Sie bedingen durch ihre Menge die Färbung des Blutes im Gegensatz
zur farblosen Lymphe.

Die Formelemente der Blutflüssigkeit sind als Umbildungen der im Lymphstrome
befindlichen, als »farblose Blutkörperchen« auch der Blutflüssigkeit zukommenden Zellen
anzusehen. Abgesehen von Grosse-Differenzen kommen die Lymphzellen der Wirbelthiere
mit einander übercin, sowie sie auch mit den Blutzellen vieler Wirbellosen überein-
stimmen. Dagegen bieten die Blutzellen Verschiedenheiten. Den Zellencharakter, soweit
er aus dem Kerne hervorgeht, besitzen sie bei Allen, sind aber im Vergleiche mit den
Lymphzellen als differenzirtere Formen anzusehen. Bei den Säugethieren besteht der
kernhaltige Zustand nur in der Fötalperiode, die Kerne der Blutzellen schwinden.
Ebenso allgemein ist den Blutkörperchen die platte, scheibenartige Gestalt; bei Fischen,
Amphibien, Reptilien und Vögeln sind sie dabei oval und biconvex, da die Mitte jeder
Fläche einen leichten Vorsprung bildet; biconeave runde Scheiben stellen sie bei Säuge-
thieren vor. Bezüglich der Grösse sind jene der Dipnoi und Amphibien (besonders von
Proteus, Siren u. a.) die bedeutendsten.

Eine Vergleichung des Gefässystems der Wirbelthiere mit jenem der Wirbellosen
kann natürlich nur die allgemeinsten Einrichtungen in Betracht ziehen. Wir finden für
die Wirbelthiere einen dorsalen und ventralen Gefässtamm an der Athmungshöhle ent-
wickelt und beide durch quere Bogen in Verbindung. Der dorsale setzt sich längs de
 
Annotationen