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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Schnack, Anton: Zimmer in der Dämmerung
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Weinmann, Maria: "Blumen im Zimmer"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0050

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38

INNEN-DEKORATION

architekt jean kramer-berlin-schöneberg

sofa im empfangs-zimmer. bezug: blau damast

die immer auf der Ausfahrt nach einer Mutter ist, nach
einem gütigen Mund, der Dir Segnung und mildenTrost zu-
spricht, nach Augen, die Dich verstehen und Dir gut sind.

Die Kissen: alte Träume, die Du in sie geträumt
hast, heben ihre Glanz-Augen, schauen Dich an und grüßen
Dich. Tränen, die Du in sie geweint hast, siehst Du
zwischen den Maschen blitzen wie Sterne. Du bist allein,
doch nicht einsam. Dein Zimmer ist in dieser Stunde
eine große und abenteuerliche Welt. Alle Dinge treten
Dir nah und werden zu beispiellosen Visionen. Uhren
sagen Dir Mären, wehende Gardinen erzählen Dir Nacht-
spuk, Bilder glänzen Dir Abenteuer, Teppiche, voll Blüten
wie bunte Gärten, heben Dir Geheimnisse empor, Dein
Zimmer braust und rauscht vor Leben und Schöpfung

In Deine Wände wölbt sich der Ozean- und Äquator-
himmel, in Deinem Zimmer sind Musik und Stimme.
Stunde der Dämmerung wird zur Stunde des Glücks.
Abend meines Zimmers: welch ein Kanaan. Silber-Trom-
peten, Feuerchöre aus Beethovenschen Konzerten, Stern-
spiralen über den Golfen des Südens: sie sind in Dir, alles
ist in Dir, Ferne und Nähe, Schätze und Betörung. . . Ich
bin bei Dir, mein Zimmer, Du bist bei mir, mein Zimmer...
Meine Puppe Ma: höre zwei goldene Liebes-Verse . . a.s.

LEBENS-ERFÜLLUNG. Wenn wir uns dessen er-
_j innern, daß alles, womit wir uns umgeben, für uns
Lebens-Erfüllung sein soll, so ist mehr als je die Zeit
gekommen, uns aus der mechanistischen Lebens-An-
schauung durch unsere Arbeit in eine lebenswertere zu
retten . . All das, was unser Leben ausmacht, zur leben-
digen Einheit zu bringen, — wo könnten wir es besser,
als in unseren Wohnungen, in unseremHeim, wo
wir heute uns zu neuer Arbeit sammeln, um morgen die
Zeit nach unserem Bilde zu gestalten! . . . hugo gorge.

»BLUMEN IM ZIMMER«.

Blumen sind ein Lächeln der Natur in unseren Zim-
mern, ihr leichtes und geheimes Wachstum webt
unsichtbare, wunderwirkende Zauberfäden in der Luft.
Stillblühend hauchen sie ihren Seelen-Odem in unsere
Welt, den Duft; mit einer selbstlosen Heiligkeit tun sie
unseren Augen Wohltaten an durch ihren Geist, der in
schönen Färb en strahlt; mit ihren vielen einfachen, natur-
gegebenen Formen sind sie unsere leisen Erzieher, und
lehren uns den Adel der notwendigen Form. Wie
unaufhörlich blühn sie uns an und wollen nicht müde
werden —, bis sie eines Tages das Köpfchen hängen und

zu welken und gilben anfangen und still sterben.....

*

Blumen sind unseren Seelen mystisch verwandt, und
nicht umsonst sagt der alte Theophrast einmal: »es ist
wider alle Philosophey, daß die Blümelen nicht sollten
ewig seyn« . . Blumen sind die geheimsten Verwandten
unseres inneren Seins, herzensergießende Wunderwerke
singen sie eine sublime Gottseligkeit in unseren Zimmern.
Ihr lautloses, einfaches Dasein erfreut uns zutiefst in
unserem Gemüt, und sie sind die Freunde und Für-
sprecher der verschwiegensten Heiterkeiten in unserm

vom Alltag und herben Mühen erhärteten Sinn......



Und, gleichgültig ob sie in tönernen Vasen stehen
oder aus edlem Kristall uns anblühn, ob sie in kühlen
Schalen träumen oder mit der ganzen Pflanze da sind
im irdenen Topf: immer sind Blumen der schönste, feier-
lichste Zimmerschmuck, unsere Freunde und Erfreuer,
unsere Schützlinge und Verschönerer, unsere weisen Lehr-
meister und die stillsten Vertrauten unseres Herzens . .
Blumen im Heim sind die erlesenen Gastgeber unserer
Seele und unsere dankbarsten Gäste . . maria weinmann.
 
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