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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Schiebelhuth, Hans: "Das Himmelbett"
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Sch., Adelheid von: Frohsinn und Leben
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0063

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INNEN-DEKORATION

51

Und darum soll man die Aufklärer und Hygieniker reden
lassen, wenn sie sagen, der Himmelbau über einem Bett sei
ein Staubfang, ein Schattenschaffer, ein Damm der Luft-
wege, eine Bakterien-Brutstatt. Lächelt und sagt, es m ü ß t e
dem ja nicht so sein, und laßt sie reden, sie wissen es eben
noch nicht,daß keineNaturheilkunde uralte, heiligeSymbole
aus der Welt schafft, daß Menschen Poetisches nun einmal
mehr lieben als mikroskopische Untersuchungs-Ergebnisse,
daß Gefühlsgründe noch immer über Verstandesgründe
gesiegt haben, wenigstens seit König Salomons Zeit. . .

Das Himmelbett ist sachlich: genau, was dies Wort
grammatikalisch darstellt, eine Verbindung von Bett mit
Himmel, mit dem Nachdruck auf Bett. Es ist das Bett mit
Himmel, das Bett unterm Himmel, das himmlische Bett. .

glück, tiefe Flüge und weise Dinge und auch liebes,
leichtes Geplauder und Geplausch. O, liebe Freunde,
jedes Bett hat einen Himmel über der Stelle verdient,
wir wollen wieder lernen in der Hut des Himmels zu
ruhen, unter dem Himmel der Dichtung und in den Dau-
nen zärtlicher und ernster Gefühle, laßt uns einschlafen
zwischen den süßen Faltengardinen, den traumrauschen-
den, wenn die Grillen im Garten zirpen und im Flieder-
gebüsch der Nachtigall Lied schmilzt und durchs Fenster
verschlafen der Gartenbrunnen hereinplätschert . . h.sch.

*

Können Schönheit und Nützlichkeit nicht vereinigt
leben, — wie sie in Bauwerken, wie sie im Körper
des Menschen eng verbunden wohnen ? lionardo da vinci.

Sagt, liebe Freunde,
ist denn das Bett nicht
wert, daß man einen
Himmel über seinem Ge-
rüst errichtet? Ist es nicht
derOrt unsres Ursprungs
und die Stätte, wo wir
das Licht der Welt er-
blickten, ist es nicht der
Platz unserer erlesensten
Erquickungen und er-
lauchtesten Verzückun-
gen, die Herberge un-
seres großen Trösters
Schlummer, die Heimat
unseres reichsten Schät-
zespenders Traum, hütet
es uns nicht, wenn wir
krank sind und wieder
genesen, ist es nicht der
Teilhaber unserer heim-
lichsten Schmerzen, der
verschwiegene Vertrau-
te unserer Seufzer und
Tränen, ist es nicht auch
das Dornenlager unserer
Dolchgedanken.dieStät-
te unserer schlimmsten
Heimsuchungen durch
Inkubus und schweres
Gebrest, und zumeist
auch der Ort, wo wir
schließlich den unerbitt-
lichen Musikanten zu
unsern Häupten anhören
müssen, den GeigerTod?
*

O, wenn die Betten
reden könnten. Sie wis-
sen mehr vom Leben als
manches noch so gute
Buch, von süßen Ein-
samkeiten und bitteren
Schmerzen, von Träu-
men und Tränen, von
Plänen und gescheiter-
tem Willen, vom Schä-
ferspiel der Flitterwo-
chen und süßem Minne-

JEAN KRÄMER. KOMMODE MIT SPIEGEL IM HERREN-SCHLAFZIMMER

FROHSINN
UND LEBEN.

AUS EINER ZUSCHRIFT.

Man sage ja nichts
gegen die gute al-
te Zeit, sie hatte noch
immer den Vorzug, daß
sie direkte, einfache
Menschen hervorbrach-
te. Damals hatte man
noch sein »H e i m«: Be-
haglichkeit und Wohn-
lichkeit waren bbei den
Menschenzu Hause, man
war frei und gastlich, und
mit den lieben Gästen
waren auch immer die
Heiterkeit und die
Gemütlichkeit zu
Besuch gekommen, die
alten Biedermeierleute
hatten noch einen ganz
gewissen Rhythmus des
Lebens, wie er heute im-
mer seltener wird. Le-
bendigkeit, Frohsinn
und B_eweglichkeit
herrschten im Heim; ob
es damals immer schön
war im Sinne der heuti-
gen Ästhetik, das ver-
mag ich nicht zu beurtei-
len, aber schön im Sinne
des Lebens waren die
Wohnungen, und [.das
scheint mir viel wichti-
ger. Und das Zufällige
und Gelegentliche bean-
sprucht auch sein Recht
in der Wohnung. Was
schadets denn, wenn das
Schaukelpferd des Jüng-
sten im Arbeitszimmer
des Hausherrn seinen
Ehrenplatz hat anstatt im
überfüllten Kinderzim-
mer? Und wen sollte es
stören, wenn der Diwan
 
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