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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Wlach, Oskar: Einheit und Lebendigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0071

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INNEN-DEKORATION

59

ARCHITEKT DR. OSKAR WLACH-W1EN

SPEISE-ZIMMER. AUSF: KREJC1-WIEN

EINHEIT UND LEBENDIGKEIT.

VON DR. OSKAR WLACH-WIEN.

Man kann zwei, im Prinzip entgegengesetzte, Arten
der Einrichtungskunst unterscheiden. Die zurzeit
übliche Art erstrebt eine einheitliche Behandlung der be-
weglichen Dinge, des Mobiliars, und eine möglichst ver-
änderliche Gestaltung des Unbeweglichen, der Wände
usw. in den Räumen der Wohnung. Dieses Prinzip der
einheitlichen »Möbelgarnitur« und der in Farbe und Muster
starkwechselnden Wand-Behandlung sieht man heute fast
allgemein in unserer Bürger-Wohnung angewendet. . . .

Ich halte die U m k elh r dieses Prinzips für das Rich-
tige. Ich glaube, durch die einheitliche Behandlung
alles_. dessen, was unbeweglich ist, und durch die
freiere, veränderliche Gestaltung dessen, was
beweglich ist, nicht nur eine innigere Verbindung
der zusammengehörenden Wohnräume herstellen zu
können, sondern auch einen wesentlichen Zuwachs an
Frische und Lebendigkeit der Raumwirkung zu erhalten ..
Die hier abgebildeten Räume und Möbel befinden sich
zum großen Teil in städtischen Miethäusern. Die Bau-

weise der üblichen Wiener Miethaus-Wohnungen er-
schwert zumeist eine sämtliche Räume umfassende, ein-
heitliche Raumgestaltung und zwingt zu einer Zerlegung
der sogenannten Wohnung in eine Reihe einzelner Zim-
mer, denen oft jeder innere und äußere Zusammenhang
untereinander in hohem Grade fehlt. . Ich habe mich stets
nach Möglichkeit bemüht, diese geschlossene Einheit-
lichkeit wieder herzustellen . . Die Mittel, mit denen
sich dieses Ziel erreichen läßt, erscheinen ebenso ein-
fach als selbstverständlich und sind auch keineswegs
neu, sondern in früheren Zeiten sehr häufig angewandt.
Die Behandlung der Türen, Fenster, Wände, der Fuß-
böden, Teppiche und Vorhänge erfolgt in einer möglichst
gleichartigen Weise. Ich bevorzuge dabei — unbekümmert
um alle Einwände, die vielleicht Nüchternheit und Ärm-
lichkeit in der Wirkung befürchten — das Weiß und
andere helle Farben für Wände, Decken, Fenstervorhänge,
für Tür- und Fenster-Anstrich, und ein angenehmes
Hellgrau in Filz oder Velour für den Fußbodenbelag.

1922.1.-H. 6.
 
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