Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (33.1922)

INNEN-DEKORATJON

LUDWIG ALTER—DARMSTADT SOFA.

TAPETE: GEBR. HILDEBRANDT-BERLIN

»PLAUDEREI«

Auf dem Polster-Sofa, — des-
1\. sen breite Streifen die Er-
innerung an bestrahlte Sonnen-
Segel unter Palmen und Agaven
über südlich-blauem Meer weck-
ten, — saß die junge Dame des
Hauses und lächelte dem Gast zu,
dessen Augen abirrten zu den
märchenhaften Bäumen, Blumen,
Menschen und Tieren der Tapete
im Hintergrund. Sie erriet seine
Gedanken: »Ich liebe nicht«, sagte
sie, »die nüchternen Tapeten, die
mit strengen Stilmustern oder
geistlos ewig - gleicher Wieder-
kehr einfacher Gebilde uns ein-
engen und bedrücken . . Man sagt:
im Osten sehen noch die Menschen
tiefen Sinn in allen Dingen; Blume
und Baum, Stein und Silber ist
ihnen beseelt; Jugend und Alter,
Tier und Gewächs, Mensch und
Natur: dies alles bildet der schaf-
fende Künstler dort als Sinnbild
des tieferen Seins.. Auch ich liebe
es: Leben, Traum, Tiefe und Me-
lodie in allen Dingen um mich zu

PROF. DR. OSKAR STRNAD — WIEN. LEHNSESSEL

sehen«. »Ich verstehe wohl«, ent-
gegnete er, dessen Blicke jetzt
die Erscheinung der schönen Gast-
geberin voll umfaßten, »wie könnte
es auch anders sein? . . Wessen
seelische Gestalt von Adel ist,
der sucht auch in allem, was ihn
umgibt, die beseelte Form, die
solchem Wesen entspricht.. Aber
ungestalt ist meist noch unser
Wesen, ungeübt sind unsere Au-
gen und Sinne, die Schönheit zu
schauen. Träge, ungeistig sind wir
und vergeuden unsere Kräfte . .
Wie schön wäre das Leben, —
wenn wir in allem die höchste
Erfüllung suchten . . Darf ich Ihr
Schüler sein — und mehr noch
von Ihnen lernen? . . Lächelnd goß
sie goldnen Tee in die bereitste-
henden, flachen Schalen: » . .Viel-
leicht .. ein andermal..« . . . h. l.
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BEKENNTNIS. Das Kunst-
werk spricht immer von sei-
nem Schöpfer und offenbart ihn.
Man macht, was man ist, nicht
mehr und nicht weniger. suARfes.