DOI Artikel:
Hardenberg, Kuno Ferdinand von: "Uhren"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0131
INNEN-DEKORATION
119
rot schleif-
lack. gold,
grün. innen
schwarz pol.
architekt pullich-reutlingen
kleiner bücher- u. l1kör-schrank
die Balanzierstange wägend, schwebt, im Tüllröckchen
mit rosa Beinchen, die lieblichste Seiltänzerin der Welt . .
Und wo ist das goldene Bauer mit der ausgestopften
chinesischen Nachtigall, das im Erker von der Decke hing
und von unten zu betrachten sein Zifferblatt am Boden
sehen ließ? Ja, wenn die Stunde kam, heißersehnt von
den Kindern, dann hob die Nachtigall des Kaisers von
China die Flügel, sie öffnete den Schnabel und sie sang
ihr Lied, so lieblich wie eine lebendige Nachtigall, ja
noch viel schöner und herrlicher, denn sie war ja rot und
grün und schillernd und bunt und überhaupt nicht von
dieser Welt. . . . Und wo ist der Savoyardenknabe mit
dem Murmeltier, der seinen Leierkasten drehte, sodaß er
ein trauriges Flötenstückchen pustete, wo sind sie alle hin?
In alten Schlössern, in den Museen der großen Städte,
— da mögt ihr sie noch hin und wieder erblicken, —
meist verstaubt, halb zerbrochen und unfähig, ihre Kunst
zu zeigen. Die Arzte, die sie heilen und beleben könnten,
sind nicht mehr, tot diejenigen, die sie erträumten, in
endloser Mühe erschuf en, und unsere Zeit läßt wohl solche
Meister nicht mehr entstehen. Es ist kein Platz und kein
Brot für diese Art von Dichtern, die ein Leben dafür
opferten, ein holdes Spielwerk der staunenden Mitwelt
zu schenken. Für die Heiterkeit wird keine lebenslange
Liebe mehr geopfert. . Und doch wäre es schön, nur ein
einziges von diesen Ührchen zu besitzen! Ich habe viele
gesehen und keine vergessen und bin immer sehnsüchtig
nach ihnen geblieben .... kuno graf von Hardenberg.
119
rot schleif-
lack. gold,
grün. innen
schwarz pol.
architekt pullich-reutlingen
kleiner bücher- u. l1kör-schrank
die Balanzierstange wägend, schwebt, im Tüllröckchen
mit rosa Beinchen, die lieblichste Seiltänzerin der Welt . .
Und wo ist das goldene Bauer mit der ausgestopften
chinesischen Nachtigall, das im Erker von der Decke hing
und von unten zu betrachten sein Zifferblatt am Boden
sehen ließ? Ja, wenn die Stunde kam, heißersehnt von
den Kindern, dann hob die Nachtigall des Kaisers von
China die Flügel, sie öffnete den Schnabel und sie sang
ihr Lied, so lieblich wie eine lebendige Nachtigall, ja
noch viel schöner und herrlicher, denn sie war ja rot und
grün und schillernd und bunt und überhaupt nicht von
dieser Welt. . . . Und wo ist der Savoyardenknabe mit
dem Murmeltier, der seinen Leierkasten drehte, sodaß er
ein trauriges Flötenstückchen pustete, wo sind sie alle hin?
In alten Schlössern, in den Museen der großen Städte,
— da mögt ihr sie noch hin und wieder erblicken, —
meist verstaubt, halb zerbrochen und unfähig, ihre Kunst
zu zeigen. Die Arzte, die sie heilen und beleben könnten,
sind nicht mehr, tot diejenigen, die sie erträumten, in
endloser Mühe erschuf en, und unsere Zeit läßt wohl solche
Meister nicht mehr entstehen. Es ist kein Platz und kein
Brot für diese Art von Dichtern, die ein Leben dafür
opferten, ein holdes Spielwerk der staunenden Mitwelt
zu schenken. Für die Heiterkeit wird keine lebenslange
Liebe mehr geopfert. . Und doch wäre es schön, nur ein
einziges von diesen Ührchen zu besitzen! Ich habe viele
gesehen und keine vergessen und bin immer sehnsüchtig
nach ihnen geblieben .... kuno graf von Hardenberg.