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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Lang, Hugo: Deutsches Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0147

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INNEN-DEKORATION

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schmied« bezeichnet. Die Baumeister der Dome ver-
schmähten nicht, auch Entwürfe zu Wohn- oder Garten-
häusern zu machen. Die Bildschnitzer der herrlichen Chor-
gestühle fertigten auch das einfachste häusliche Geräte
an; die größten Maler waren gern bereit, ihre künstlerische
Hand auch dem Giebel eines Bürgerhauses, den Fenstern
einer Wohnstube, dem Wappen einer angesehenen Familie
zuzuwenden . . Kunst und Handwerk ergänzten und hoben
sich gegenseitig. Jeder gewöhnliche Handwerker suchte
etwas wahrhaft Kunstgerechtes zu Tage zu fördern und
strebte nach Vollkommenheit und Meisterschaft.
Er suchte und wollte Nichts über die Grenzen seines
Handwerkes hinaus und fand in seinen Arbeiten Verdienst,
Ansehen und Ehre, Befriedigung und Genuß . . Selbst

aus den kleinsten Handwerks-Erzeugnissen jener Zeit
mutet den Beschauer die Liebe der Werkmeister zu
ihren Gestaltungen an. Kunst und Kunsthandwerk gab
sich ans Leben hin und fand dafür Beschäftigung und
Förderung von Seite derer, welche das Leben in Ruhe
genießen konnten und stolz darauf waren: auf heimat-
lichem Boden gewachsene Kunstwerke zu besitzen«.

So stand es um die Leistungsfähigkeit deutschen
Kunsthandwerks ums Jahr 1500. Der Pessimist wird bei
einem Vergleich dieser »guten alten Zeit« mit der unsrigen
ein Klagelied anstimmen. Der Optimist wird — trotz der
vielen sichtlichen Gegensätze — wesentliche Beziehungen
erkennen und hoffnungsfreudig seine Kräfte miteinsetzen
zur Förderung unserer neuen deutschen Werk-Kunst, h. l.
 
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