DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Entwerfer und Berater, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0230
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INNEN-DEKORATION
LOTHAR WE1NZHE1MER — GROSS-KÖN1GSDORF. BÜCHERSCHRANK IN EINEM HERRENZIMMER
lungen, so fühlt man sofort die
Nähe getäfelter Wände, edler
Stoffe, gedämpfter Geselligkeit
mit. Ahnlich, meine ich, müßten
auch die Ideen gewonnen werden
für neue Möbelstoffe, Tapeten,
Decken, Kissen, Leuchter, Tisch-
gerät, selbst für Möbel. Der Ent-
wurf, der nur auf dem Zeichen-
brett gewachsen ist, wird stets
nach Papier riechen, und die Mö-
bel, die nichts sind, als Tischlerei,
immer nach der Werkstatt. . . .
Diese Ausführungen wenden
sich an den Leser, der sich über
die künstlerische und soziale Stel-
lung des Zeichners klar wer-
den will, aber auch an den Fa-
brikanten, der vielfach den
Zeichner nur als Musterlieferan-
ten und damit falsch einschätzt.
Der Fabrikant läßt sich allzu leicht
von der »Neuheit« des Musters
bestechen, sowie von der Auf-
machung und drängt damit den
Zeichner zu zeichnerischer Vir-
tuosität. Wer sich aber nur von
der äußeren Wirkung der Blät-
ter bestimmen läßt, wird bei
der Ausführung meist Enttäusch-
ungen erleben. Es gehört schon
einige Übung dazu, unbeirrt von
der graphischen Erscheinung die
Wirkung des ausgeführten Ge-
genstandes im voraus berech-
nen zu können. Diese geistige
Ubersetzung muß der Fabrikant
leisten können, er muß sich die
Dame tragen wird, weil sie,
obwohl künstlerisch viel-
leicht interessant, von allem
Modischen entfernt sind.
Der Weg vom Atelier zum
Salon ist nicht so weit wie
der von der Werkstatt her.
Aber der Künstler muß
nun auch wirklich unter
die Menschen gehenl.
In München gab und gibt
es einige Maler, die ihre
Ateliers wie Wohnräume
eingerichtet haben. Teil-
weise ähneln sie eher Fest-
sälen, wie z. B. bei F. v.
Stuck. Die Absicht dabei
ist, daß ihre Bilder von An-
fang an in der Umgebung
und in der Farbstimmung
entstehen sollen, für die sie
bestimmt sind. Sieht man
diese Bilder in Ausstel-
LOTHAR WE1NZHE1MER—GROSS-KÖN1GSDORF BEI CÖLN. SCHREIBTISCH IN EINEM HERREN-ZIMMER
INNEN-DEKORATION
LOTHAR WE1NZHE1MER — GROSS-KÖN1GSDORF. BÜCHERSCHRANK IN EINEM HERRENZIMMER
lungen, so fühlt man sofort die
Nähe getäfelter Wände, edler
Stoffe, gedämpfter Geselligkeit
mit. Ahnlich, meine ich, müßten
auch die Ideen gewonnen werden
für neue Möbelstoffe, Tapeten,
Decken, Kissen, Leuchter, Tisch-
gerät, selbst für Möbel. Der Ent-
wurf, der nur auf dem Zeichen-
brett gewachsen ist, wird stets
nach Papier riechen, und die Mö-
bel, die nichts sind, als Tischlerei,
immer nach der Werkstatt. . . .
Diese Ausführungen wenden
sich an den Leser, der sich über
die künstlerische und soziale Stel-
lung des Zeichners klar wer-
den will, aber auch an den Fa-
brikanten, der vielfach den
Zeichner nur als Musterlieferan-
ten und damit falsch einschätzt.
Der Fabrikant läßt sich allzu leicht
von der »Neuheit« des Musters
bestechen, sowie von der Auf-
machung und drängt damit den
Zeichner zu zeichnerischer Vir-
tuosität. Wer sich aber nur von
der äußeren Wirkung der Blät-
ter bestimmen läßt, wird bei
der Ausführung meist Enttäusch-
ungen erleben. Es gehört schon
einige Übung dazu, unbeirrt von
der graphischen Erscheinung die
Wirkung des ausgeführten Ge-
genstandes im voraus berech-
nen zu können. Diese geistige
Ubersetzung muß der Fabrikant
leisten können, er muß sich die
Dame tragen wird, weil sie,
obwohl künstlerisch viel-
leicht interessant, von allem
Modischen entfernt sind.
Der Weg vom Atelier zum
Salon ist nicht so weit wie
der von der Werkstatt her.
Aber der Künstler muß
nun auch wirklich unter
die Menschen gehenl.
In München gab und gibt
es einige Maler, die ihre
Ateliers wie Wohnräume
eingerichtet haben. Teil-
weise ähneln sie eher Fest-
sälen, wie z. B. bei F. v.
Stuck. Die Absicht dabei
ist, daß ihre Bilder von An-
fang an in der Umgebung
und in der Farbstimmung
entstehen sollen, für die sie
bestimmt sind. Sieht man
diese Bilder in Ausstel-
LOTHAR WE1NZHE1MER—GROSS-KÖN1GSDORF BEI CÖLN. SCHREIBTISCH IN EINEM HERREN-ZIMMER