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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Lengyel, Géza: Die Wohnung eines Kunst-Freundes
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Kozma, Ludwig: Ziele der Entwicklung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0244

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232

INNEN-DEKORATION

architekt ludwig kozm a—budapest

»plauder-ecke«. farben: blau, grün, weiss

ihnen barmonierend. Die Elemente sind: Struktur,
barocke Laune und einzelne, veredelte Gestal-
tungen aus der ungarischen Volkskunst . . . Den
Mittelpunkt des Speisezimmers und vielleicht der
ganzen Wohnung bildet der zur Unterbringung
der kostbaren Fayence-Sammlung dienende große
eingebaute Wandschrank (S.254—255). Ein präch-
tig aufgebautes Möbelstück; mit seinen geöffneten
Türen wirkt es wie ein Flügelaltar, gleichsam die
für seine Schätze empfundene Ehrfurcht des Samm-
lers symbolisierend. Es zeigt am sinnfälligsten die
strotzenden Energien des Künstlers — und wozu er
befähigt sein wird, wenn sich ihm einmal Gelegen-
heit darbietet, seine Schwingen frei zu entfalten.

Interessant ist es, die Aufnahmen dieser Innen-
Architektur mit den Entwürfen des Künstlers zu
vergleichen, die in den Kriegsjahren entstanden.
Fern von seiner Arbeit, seinem Heime, flüchtete
sich Ludwig Kozma, — der so präzis mit den Wirk-
lichkeiten zu rechnen versteht, — hier in eine
imaginäre Welt. Immer, — auch in den mit größ-
ter Strenge konstruierten Möbelstücken — erkennt
man das Spiel einer unbändig reichen Fantasie,
die sich erst noch ausleben soll . . geza lengyel.

ZIELE DER ENTWICKLUNG

von ludwig kozma-budapest

Vielleicht hatte kein Zeitalter mehr Recht, sich nach
Lebensform zu sehnen, als das unsrige; in keinem
Zeitalter wurde soviel Wille, soviel Wert und heiliger
Kraftaufwand zunichte, in keinem Zeitalter verstellten so-
viele Sorgen den freien Weg des Künstlers. Die Kunst
leuchtet uns aus der Vergangenheit wie ein breiter Strom
unter den kurzlebigen Brücken der Menschen; heute
rieseln nur kleine, plätschernde Bäche zu unsern Füßen,
sie fließen nicht ineinander, sie nähren sich nicht gegen-
seitig. Der tosende Sturm des Lebens entriß die Schön-
heit aus der Hand des Menschen und gab ihm an deren
Stelle die treibenden Sorgen und lärmenden Zerstreu-
ungen. Die kleine Schar der guten Künstler arbeitet in
der Stille, als eine kaum verstandene Sekte; aber ihre
Werte finden noch kaum einen Weg zum Herzen der
Masse: die Wegelagerer der Sorgen, der harten Arbeit
und der lärmenden Unterhaltungen belauern den Weg . .

Das Kunsthandwerk vollzog den ersten Schritt
zur Wiedereroberung der künstlerischen Kultur, zur Ver-
einigung der beiden entgegengesetzten Lager. Nach den
Perioden der Nachahmung und des Naturalismus im ver-
flossenen Jahrhundert sind die erstehende Werkstätten-
Kultur und die Qualitäts-Arbeit solche Schritte, die
unsere Lebensfähigkeit beweisen. Und was das Wich-
 
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