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Falke, Jacob von: Die Zauberin: Farbe
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0268
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INNEN-DEKORATION
architekt ludwig kozma-budapest kassetten-decke im speise-zimmer s. 251
DIE ZAUBERIN: FARBE
Für den gewöhnlichen Blick, und man kann wohl sagen
überhaupt, ist bei der Verzierung und Ausstattung
der Wohnung die Farbe noch von größerer Bedeutung
als die Form. Die Farbe macht den ersten und auffallend-
sten Eindruck, sie gibt die allgemeine Stimmung, und
und man kann mit ihr Fehler und Ungleichheiten der Form,
wenn nicht verdecken, doch der Beachtung entziehen.
Obwohl es nur eine seltene Gabe ist, sich über feinere
Farbenwirkung Rechenschaft geben zu können, so ist
doch das Gefühl für koloristische Verstöße und Dishar-
monien allgemeiner, als für diejenigen in der Form . . .
Die Farbe ist es, welche vor allem den Charakter
einer bestimmten Wohnung ausmacht, und wir können
mit ihr diesen Charakter nach unserem Belieben hervor-
bringen. Mit der Farbe können wir das Zimmer enger
oder weiter, niedriger oder höher erscheinen lassen.
Wollen wir das Zimmer ernst oder heiter, einfach oder
prächtig gestalten, wollen wir ihm eine gemütlich-an-
heimelnde, eine kalte oder warme Stimmung verleihen,
wollen wir uns einen träumerischen Ruhewinkel schaffen,
eine Stätte der Einsamkeit und des beschaulichen Nach-
denkens oder eine Stätte des Vergnügens und der Ge-
selligkeit — unser erstes und letztes Mittel wird die
Farbe sein . . Die Farbe ist eine Fee, eine Zauberin, die
Gutes und Schlechtes, Freude und Sonnenschein, Trauer
und Düsterheit bringt, — niemals aber gleichgültig bleibt
oder sich mit Gleichgültigkeit behandeln läßt. Sie stößt
ab und zieht an, schafft Wohligkeit und Behagen,
steigert das Wohlgefallen bis zum Entzücken, — aber
auch das Mißbehagen und Mißfallen bis zum Entsetzen,
wenn sie eine gefühllose und rohe Behandlung findet.
Wer ihre Reize begehrt, der darf nicht sich schwächlich
und unmännlich erweisen, sondern muß ihr Kühnheit zeigen
gleich dem, der die Schönheit erobern will.. jacob v. falke.
INNEN-DEKORATION
architekt ludwig kozma-budapest kassetten-decke im speise-zimmer s. 251
DIE ZAUBERIN: FARBE
Für den gewöhnlichen Blick, und man kann wohl sagen
überhaupt, ist bei der Verzierung und Ausstattung
der Wohnung die Farbe noch von größerer Bedeutung
als die Form. Die Farbe macht den ersten und auffallend-
sten Eindruck, sie gibt die allgemeine Stimmung, und
und man kann mit ihr Fehler und Ungleichheiten der Form,
wenn nicht verdecken, doch der Beachtung entziehen.
Obwohl es nur eine seltene Gabe ist, sich über feinere
Farbenwirkung Rechenschaft geben zu können, so ist
doch das Gefühl für koloristische Verstöße und Dishar-
monien allgemeiner, als für diejenigen in der Form . . .
Die Farbe ist es, welche vor allem den Charakter
einer bestimmten Wohnung ausmacht, und wir können
mit ihr diesen Charakter nach unserem Belieben hervor-
bringen. Mit der Farbe können wir das Zimmer enger
oder weiter, niedriger oder höher erscheinen lassen.
Wollen wir das Zimmer ernst oder heiter, einfach oder
prächtig gestalten, wollen wir ihm eine gemütlich-an-
heimelnde, eine kalte oder warme Stimmung verleihen,
wollen wir uns einen träumerischen Ruhewinkel schaffen,
eine Stätte der Einsamkeit und des beschaulichen Nach-
denkens oder eine Stätte des Vergnügens und der Ge-
selligkeit — unser erstes und letztes Mittel wird die
Farbe sein . . Die Farbe ist eine Fee, eine Zauberin, die
Gutes und Schlechtes, Freude und Sonnenschein, Trauer
und Düsterheit bringt, — niemals aber gleichgültig bleibt
oder sich mit Gleichgültigkeit behandeln läßt. Sie stößt
ab und zieht an, schafft Wohligkeit und Behagen,
steigert das Wohlgefallen bis zum Entzücken, — aber
auch das Mißbehagen und Mißfallen bis zum Entsetzen,
wenn sie eine gefühllose und rohe Behandlung findet.
Wer ihre Reize begehrt, der darf nicht sich schwächlich
und unmännlich erweisen, sondern muß ihr Kühnheit zeigen
gleich dem, der die Schönheit erobern will.. jacob v. falke.