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With, Karl: "Kunst und Leben"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0294
282
INNEN-DEKORATION
rath & balbach. arch. carl müller
gastzimmer im dachgeschoss. haus m.
erhält im selben Augenblick wieder ein transzendentes
Gesicht. Die neue Kunst bedeutet die Selbst-
findung des Menschen, seine Lebensrettung. Diese
Kunst ist wieder das, was im Mittelalter Kunst bedeutete,
das nicht als abgeleitet von »Können« im mechanischen
Sinn galt, sondern wo Können den Sinn des geistigen
Vermögen, des Verstehen, Erkennen, der Inbrunst besaß.
Alles, was der Mensch leidet durch Hemmung und Be-
grenztheit, schleudert er auf im Erlebnis des Geistes und
der künstlerischen Tat. Seine Himmelsträume, die aus
Not, Andacht, Inbrunst und Verlangen erblühen, ver-
wirklicht er in Stein und Holz; er schafft sich eine Geist-
Wirklichkeit als Protest, er ist ganz seelische Entladung.
Immer ist es so, daß die künstlerische Tat im Not-
punkt der Selbsterhaltung des Menschen steht, sie
ist immer Läuterung, Befreiung, Befruchtung . Kunst
ist Lebens-Erhaltung, karlwith (»bau«, folkwang verlag).
VOM BIEDERMEIER-STIL
Die »Biedermeier-Zeit« pflegt heute meist mit einem
süßen Augen-Auf schlag genannt zu werden: »Bie-
dermeier hat Stil, ist entzückend.« Der geistreiche Georg
Hirth war noch anderer Meinung! . . Er spricht von dem
»sinnlosen Durcheinander der Biedermänner-Zeit«, — »in
Wirklichkeit ein Verlegenheits-Stil, ein Stil, dessen An-
spruchslosigkeit seinem Mangel an wirklicher Kunst ent-
sprach, die harmlos - spießbürgerliche Idylle eines ärm-
lichen »Stils ohne Stil«, eine Zeit der »chronischen
Schwindsucht der künstlerischen Dekoration, kompliziert
durch Atrophie der kunstgewerblichen Technik.« . .i.d.
★
GEIST UND GEFÜHL. OhneKopf und Geist — sagt
ein Weiser, — fehlts dem Sein und Leben des Men-
schen an Harmonie, ohne Herz und Gefühl an Melodie, s.
INNEN-DEKORATION
rath & balbach. arch. carl müller
gastzimmer im dachgeschoss. haus m.
erhält im selben Augenblick wieder ein transzendentes
Gesicht. Die neue Kunst bedeutet die Selbst-
findung des Menschen, seine Lebensrettung. Diese
Kunst ist wieder das, was im Mittelalter Kunst bedeutete,
das nicht als abgeleitet von »Können« im mechanischen
Sinn galt, sondern wo Können den Sinn des geistigen
Vermögen, des Verstehen, Erkennen, der Inbrunst besaß.
Alles, was der Mensch leidet durch Hemmung und Be-
grenztheit, schleudert er auf im Erlebnis des Geistes und
der künstlerischen Tat. Seine Himmelsträume, die aus
Not, Andacht, Inbrunst und Verlangen erblühen, ver-
wirklicht er in Stein und Holz; er schafft sich eine Geist-
Wirklichkeit als Protest, er ist ganz seelische Entladung.
Immer ist es so, daß die künstlerische Tat im Not-
punkt der Selbsterhaltung des Menschen steht, sie
ist immer Läuterung, Befreiung, Befruchtung . Kunst
ist Lebens-Erhaltung, karlwith (»bau«, folkwang verlag).
VOM BIEDERMEIER-STIL
Die »Biedermeier-Zeit« pflegt heute meist mit einem
süßen Augen-Auf schlag genannt zu werden: »Bie-
dermeier hat Stil, ist entzückend.« Der geistreiche Georg
Hirth war noch anderer Meinung! . . Er spricht von dem
»sinnlosen Durcheinander der Biedermänner-Zeit«, — »in
Wirklichkeit ein Verlegenheits-Stil, ein Stil, dessen An-
spruchslosigkeit seinem Mangel an wirklicher Kunst ent-
sprach, die harmlos - spießbürgerliche Idylle eines ärm-
lichen »Stils ohne Stil«, eine Zeit der »chronischen
Schwindsucht der künstlerischen Dekoration, kompliziert
durch Atrophie der kunstgewerblichen Technik.« . .i.d.
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GEIST UND GEFÜHL. OhneKopf und Geist — sagt
ein Weiser, — fehlts dem Sein und Leben des Men-
schen an Harmonie, ohne Herz und Gefühl an Melodie, s.