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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Burckhardt, G.: Mensch - Wer - Gemeinschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0310

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298

INN EN-DEKORATION

architekt karl pullich—reutlingen speisezimmer-möbel. ausf: h. & s. langenbach

MENSCH —WERK

Dadurch, daßder Einzelmensch »sein Werk treibt«,
d. h. in dem Werke, das seinen Kräften und Fähig-
keiten entspricht, das Höchste leistet und seine ver-
nünftige Selbstliebe befriedigt, wird er zugleich am besten
die ihm und dem Ganzen dienliche Beziehung zur Ge-
meinschaft herstellen«, so führt Dr. GeorgBurckhardt
im »Hellweg« aus . . »Das gute Werk im Bereich jeder
menschlichen Kunsttätigkeit ist dasjenige, das aus starker
Persönlichkeit geboren zugleich am stärksten dem »An-
deren« dient . . Die Einzel-Persönlichkeit muß sich da-
rüber klar werden, daß nur von dem Sich-Geben, von
Handlungen, von Werken, Früchten auf Wesen ge-
schlossen wird: im Werke aber liegt die Loslösung vom
bloßen Individuum, der Trieb, »sich-mitzuteilen« und
gemeinschaftlich zu werden. Die schaffende Persönlich-
keit muß sich dessen bewußt sein und werden, daß ihr
Schaffen null und nichtig ist ohne irgendeine Beziehung
auf »Andere«, ohne Resonanz in der Gemeinschaft, ohne
Mitarbeitende, Vernehmende und Aufnehmende, die-
nende, ausführende, fördernde und weiterführende Or-
gane des arbeitsgemeinschaftlich bestimmten Ganzen.« . .

»Einstellung auf das vollkommene Werk als Ziel,
Vervollkommnung jeder zielvollen Arbeit ist als Gebot
zu lehren von Kindheit auf und eine neue heilige Ehr-
furcht vor dem guten und vollkommenen Werk. Es muß
die Erkenntnis und das Bewußtsein geweckt werden:
was ich erlerne und erarbeite, ist irgendwie notwendig

GEMEINSCHAFT

im sozialen Ganzen, was ich für mich arbeite, ist zugleich
für die Gemeinschaft, und was ich für die Gemeinschaft
leiste, ist auch für mich und innerlich am befriedigendsten
für mich selbst getan« . . »Es muß ein Gefühl dafür
wieder gewonnen werden, — wie der Grieche es besaß, —
daß schon irgendeine Musikweise von Bedeutung ist für
das ganze Gemeinwesen: zersetzend oder aufbauend, ge-
meingefährlich oder gemeinschaftfördernd . . Schlechte
Werke, gewissenlose Arbeiten im kleinen wie im großen
müssen erkannt werden als Quellen der Unordnung, der
Verärgerung und der Zwietracht, der Zerrüttung der
Geister, als Ursachen der Zerstörung des Lebens und"
des Verlustes an wahrem Leben und wahrer Freude. Gute
Werke hingegen sind immer zugleich die aus vollem Men-
schentum und mit Liebe zum Menschen erfüllten Werke«.

»Wenn die Achtung vor der wirklichen Leistung,
der großen Leistung der schaffenden Persönlichkeit ge-
hegt und gepflegt wird, dann wird die sozialisierende
Tendenz, die der individualisierenden folgt und folgen
mußte, nicht die individuelle Schaffensart und Schaffens-
kraft ertöten können, sondern vielmehr steigern«. . .

»An Stelle des erwerbs- und besitz-egoistischen Ehr-
geizes einer sich atomistisch individualisierenden Gesell-
schaft muß so der werk - egoistische Ehrgeiz höchster
Selbstbefriedigung treten, in dessen Wesen aber liegt,
daß man durch Meister-werden, Herr-werden einer Sache
gerade den Anderen, der Gemeinschaft wahrhaft dient, b.
 
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