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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Lang, Hugo: Das Problem des Wohnraums
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0328

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316

IKNEN-DEkORATiON

PROF. DR. JOS. FRANK. SCHREIBSCHRANK. GESCHLOSSEN

der jeder Wandlung fähigen Kunst sein würde«...
Das »Geheimnis«, das irrationale Element werde
auch, — so meint Behne, — in dieser neuen,
rationalisierten Kunst noch vorhanden sein —
und zwar in ihrer »unsichtbaren stummen Form-
kraft«. »Diese Kunst der Konzentration, des
präzisen Ausdrucks, — die in innerer, struk-
tureller Einheit steht mit der klaren, präzisen
und beweglichen Leistung der modernen Maschine
— hat ihre eigenen, aufwühlenden Geheimnisse,
die allerdings nicht empfindet, wer Geheimnis nur
im Sonderbaren, Fremden, Unregelmäßigen und
Ungewohnten zu sehen vermag«. »Ein Prozeß
der Säuberung geht nun dem Prozeß der Selbst-
besinnung und Sammlung notwendig parallel. Es
siegte eine neue Art von Sachlichkeit«. »Jedes
Ding kommt zu seiner Macht und Fülle nur, wenn
es sich selbst treu und ohne Zwitterhaftigkeit rein
sein kann«. . . »Von den papierenen Utopien«,
sagt Behne, »wendet man sich dem Zentrum, dem
Menschen zu, um zur »Architektur für den Men-
schen« zu kommen. Ihre Zelle ist der Wohn-
raum. . . Von ihm aus muß sich ein Ganzes ent-
wickeln, und nur von ihm aus kann sich ein
Ganzes entwickeln«... »DieZelle, den einzelnen
Wohnraum müssen wir mit verdoppelter Sorg-
falt bedenken.. . Bedenken wir auch die geistige
Abhängigkeit des Menschen von seinem Wohn-
raum. Jedes Gehirn wird auf die Dauer Abbild
seiner Wohnung, wenn es nicht die Wohnung zu
seinem Abbild machen kann. Die ungeheure Ver-

antwortung des Architekten ist nirgends
gewaltiger und deutlicher als hier.« . . Den
letzteren Ausführungen, — in denen die un-
geheure Bedeutung des »Problems des
Wohnraums« und die große Verantwortung
des Architekten prägnant erfaßt ist, kann man
sicherlich voll und ganz zustimmen. Es ist
das, was seit langen Jahren in der »Innen-
Dekoration« mit allem Nachdruck vertreten
wird, die These: daß der Wohnraum, das
»wohnliche Heim«, die Wiederherstellung le-
bendiger Beziehungen zwischen Mensch
und Wohnraum zu den verantwortungs-
vollsten und bedeutsamsten Problemen der
Neuzeit gehört. . . Erfreulich ist es, zu er-
sehen, daß nunmehr auch auf der radikalen
Seite der Architektenschaft sich offensicht-
lich ein Umschwung aus utopischen Regionen
zu den konkreteren Problemen des Bau-
schaffens vorbereitet. Doch muß befürch-
tet werden, daß hier zunächst eine Pendel-
schwingung ins andere Extrem erfolgt.
Denn Behne zitiert mit Ehrfurcht den Begriff
der »splendeur geometrique et mechanique«
der französischen Puristen und Kubisten, und
auch andere unserer Utopisten fahren wieder
mit vollen Segeln dem »geometrisch-techni-
schen Ideal« entgegen. Gewiß ist »Sachlich-
keit, Präzision« ein erstrebenswertes Ideal.
Die romantische Schwärmerei aber für das
»technische Ideal« in unseren Wohnräumen

PROF. DR. JOSEF FRANK —WIEN. KLEINER SEKRETÄR: GESCHLOSSEN
 
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