Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

DOI Artikel:
Strnad, Oskar: Neue Wege in der Wohnraum-Enrichtung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0336

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
324

INNEN-DEKORATION

Fenster und Türen sind Wege ins Weite, sie sind
Gliederungen des Raumes. Ihre Umrahmung ist Körper.
Ihren Rahmen immer körperlich durchbilden, nicht mit
Stoffen unklar machen. Stoffe immer in die Laibung hän-
gen .. Die Decke, wie die Wand transparent empfunden,
weitet denRaum, als Lagerndes empfunden engt sie ihn ein.

Das Möbel vom Raum unabhängig empfinden. Es
steht in ihm; ist in ihm beweglich, mobil (Möbel), hat
Füße, ist Körper (nicht Raum!). Nie mit dem Fußboden
in unmittelbaren Zusammenhang bauen! Es lebt sein
Leben, hat seine Umwelt. Seine Körperlichkeit steht zu
meiner Körperlichkeit in Beziehung, nicht zum Raum-
Volumen. Es gehört zu mir. Ich bin also sein Maßstab,
nicht der Raum. Meine Beziehung zum Raum ist auch
die seine. Mein Verhältnis zum Raum spiegelt sich in
ihm. Also nicht mit Möbeln »Architektur« machen wollen,
nicht mit ihnen den Raum gliedern wollen. (Nicht Möbel
axial stellen, keine »Garnituren«.) Möbel sind selb-
ständige Wesen. Sonst entsteht Zwang, Knechtschaft.
Das freie Nebeneinander-Leben begreifen (verschiedenes
Holz, verschiedene Formen im selben Raum). Das Or-
ganische, Lebendige, Tierhafte, das vom Fußboden sich
Befreiende ausdrücken. Das Körperliche, von Innen Ge-
spannte empfinden, die Oberfläche als Haut erleben. Nie
als starren Raumteil ausbilden. Keine herausstrebenden
(in den Raum reichenden) Gesimse. Alles »von innen ge-
spannt« empfinden. Sonst hört es auf: Möbel, also selb-

ständiges Wesen zu sein . . Vor allem die unmittelbare
Beziehung zum Menschen in Form bringen, das heißt:
die Maße finden! Alles zu Große, zu Voluminöse ver-
meiden, oder es aus dem Wohnraum verweisen. —-Stoffe
im Raum sind seine Kleider, sein Schmuck. Also nie
spannen, immer nur lose hängen, anziehen, die Wand be-
kleiden. Ebenso Stoffe am Möbel; nur auflegen, nie
spannen. Polster immer lose. Keine »Polstermöbel«.
Möbel ist Körper, Stoff kann nie Körper sein, ist immer
nur Kleid! Der Stoff lebt im Raum als freies Wesen.
Also keine Garnituren, sondern Einzelwesen, das heißt:
immer vielerlei Stoffe verwenden. Reine Farben, kein
Gold und Silber, das macht körperlich, nicht stofflich;
nicht Muster mit Rapport, das zwingt (ist also »Archi-
tektur«). Am besten nur solche, die aus der reinen Web-
technik entstehen. Keine Industrie-Arbeiten, die sind zu
leer, nur Handgewebtes, im Weben reich Gewordenes . .

Bilder im Raum sind Persönlichkeiten, sie also nie als
Raum-Mittel verwenden! Immer nur lose, zufällig, ohne
jeden räumlichen Zusammenhang hängen, (nicht über
Möbeln als »Axe« verwenden) sie öfters auswechseln.
Nicht mit Bildern »schmücken« wollen. Nur Originale
verwenden. Reproduktionen, auch Stiche, Radierungen,
Lithographien gehören in die Mappe . . Nur Wandmale-
reien haben Zusammenhang mit dem Raum. Solche
Räume haben ihre innere Einheit und dulden nichts in
sich. Keine Möbel, auch keinen »Bewohner«. Der Mensch
 
Annotationen