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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Hofmann, Harald: Griechische Vasen im Großh. Hofantiquarium in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0256

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206

Dr, Harald Hofmann

Die auf Abb, 1 (Mitte) wiedergegebene Amphorette (6,5 cm
hoch) aus Olbia ist die bescheidene Probe einer Vasengattung, die den
Übergang von den bemalten Vasen zu denjenigen mit Reliefschmuck her-
stellt, Um den Gegensatz durch Farbe und auch Reflex auf den etwa seit
Alexander d, Gr, immer mehr beliebten Silbergefäßen mit vergoldetem
Schmuck auch in wohlfeilem Stoff nachzuahmen, bemalte man schwarz
gefirnißte Gefäße, die auch der Form nach häufig getreue Kopien metal-
lischer Vorlagen sind, mit Dekoration aus schmutzigem, lichtem Gelb und
Deckweiß, So auch an unserem Stück, Guirlanden, Gehänge, das einem
Halsgeschmeide gleicht, Füllhörner, Wein- und Efeuranken, Zweige u, a, m,
zieren diese in der Archäologie „Watzinger-Vasen“ getaufte Gattung, Sie
finden sich nicht nur in Athen, vielleicht dem ausschließlichen Ort ihrer
Herstellung, sondern vereinzelt auch in Südrußland, wie unser Väschen,
ferner in Kleinasien, Alexandrien und Tarent,
Das gleiche Vorbild wie dasjenige der eben besprochenen Ampho-
rette, das zweifarbige Silber-Gold-Gefäß, hat Form und Schmuck der
dünnwandigen 21 cm weiten Omphalosschale aus Böotien, Abb, 1 (rechts)
bestimmt. Sie wurde bereits S, 204 datiert. Auf die von geringwertigem
Firnis bedeckte Innenfläche waren zwischen zentralem Strahlenkranz und
Gittermuster längs der Lippe mit leuchtendem Weiß, das stellen-
weise in zartes Braungelb spielt, pastös aufgemalt 10 Hunde, 6 Hennen,
4 Igel, An Hühnern und Igeln, nicht minder auch an dem reinen
Ornament ist das Weiß teilweise oder gänzlich verschwunden, aber
die matte Erscheinung der einst von Farbe bedeckten Stellen lassen
die Umrisse überall noch deutlich erkennen, Im Gegensatz zu diesen so
mangelhaft erhaltenen Teilen des Schmucks ist die Malerei an allen Hunden
zum größten Teil noch so vorzüglich und frisch, daß man hier moderne
Restauration vermuten möchte, doch fehlen für diese Annahme alle übrigen
Anzeichen, Der untere Teil der Außenseite ist unbemalt, nur oben säumt
ein breiter Streifen schwarzen Firnisses die abgesetzte und karniesförmig
geschwungene Lippe, — Form und Technik, stumpfe, kräftig braune Malerei
auf blankem, lederfarbenem Ton, und die leere, primitive Erscheinung des
Schmucks nötigen die Entstehungszeit des 9,4 cm weiten Omphalos-
schälchens aus Korinth Abb, 1 (Mitte) zum mindesten derjenigen der
vorigen Schale gleichzusetzen, wenn es nicht gar noch späterer Her-
kunft ist,
Wer als Laie sich die Mühe nimmt, die vorhergehenden Seiten zu
durchblättern, w'ird die Frage stellen, was geschah nun während der Epoche
nach Alexander in der griechischen Töpferindustrie, soweit sie sich nicht
auf Herstellung der nötigsten, so gut wie schmucklosen Gefäße für den
Hausbedarf und Versand beschränkte, in der Zeit, da nunmehr hellenischer
Luxus in den Diadochenreichen den Bedarf an feinem Tafel- und Prunk-
 
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