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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Mentor: Aus dem Mannheimer Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0309

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Aus dem Mannheimer Kunstverein

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fühlsseite stark betonten. Wir erinnern an das schauerliche eigenartige
Bild „Das Narrenhaus“; selbstverständlich fehlten auch des Meisters
flotte Variete-Szenen nicht.
Der Oktober brachte zunächst eine reiche Auswahl ausgezeich-
neter Landschafter von Ines Wetzel, Berlin, einer Künstlerin, die
mit starkem Temperament die Natur auf die Leinwand zwingt; breit setzt
ihr Pinsel das leuchtende Blauweiß der Schnees auf die Bildfläche, ihre
Sommerbilder sprühen Leben und Genuß. Dann interessierten eine Reihe
von Porträts von Theodor Butz, Karlsruhe, Malerei in anmutiger
Farbe, individuell, aber noch nicht gefestigt genug, um bleibend in der
Erinnerung zu haften.
Die Sensation des Oktober bildete die Ausstellung der letzten
Schöpfungen unseres Mannheimer Malers Michael Koch. Mit Recht
hat mancher Kunstverein gewisse Bedenken gegen die Ausstellungen
heimischer Künstler, weil allzu oft hinter ihnen oder man möchte sagen,
vor ihnen die Tanten, Cousinen und sonstige Mitglieder des Kunstvereins
stecken, welche vom Kunstverein für ihre Freunde Ausstellungen fordern.
Ja nicht mit Unrecht war in einem, die Kunstvereinstätigkeit behan-
delnden Rundschreiben eines großen Verbandes einmal die Frage gestellt
worden, ob die Werke heimischer Künstler milder als diejenigen auswär-
tiger Künstler beurteilt werden.
Unter solchen Vorurteilen hat mancher wirkliche Künstler zu
leiden, namentlich wenn sein Charakter nicht laut nach der Öffentlichkeit
drängt, wenn er wie Michael Koch still und unbeirrt um Tagesströmungen
und Launen an seiner ernsten Arbeit schafft. Nicht, daß man bisher
Michael Koch verkannte, aber die Ausstellung namentlich der großen
Blumenstöcke bot für jeden Kunstfreund eine wirkliche Überraschung, weil
Michael Koch in diesen Bildern nicht nur den an sich toten Blumen neues
künstlerisches Leben einzuhauchen verstand, sondern weil er in eigen-
artigen Farbenklängen mit diesen Blumenstücken gleichsam eine Symbolik
des Lebens, eine Symphonie des Werdens und Vergehens, eine Geschichte
der Leidenschaften in Farben zeichnete. Mit Recht hat man die Dauer
dieser Ausstellung verlängert. Hierdurch konnte den Mitgliedern die Be-
deutung Michael Kochs auch als Landschaftier um so eindringlicher vor
Augen geführt werden.
Ein vollständig verändertes Bild zeigte die folgende Ausstellung.
Man hatte sich mit vieler Mühe die auf der großen Berliner Kunst-Aus-
stellung mit Recht gerühmte Kollektion von Holzplastiken nochmals
zu einer geschlossenen Ausstellung gesichert und durch einige vorzügliche
Stücke ergänzt. Diese Ausstellung, die außer in Berlin in dieser Einheit-
lichkeit nur im Mannheimer Kunstverein gezeigt wurde, besaß auch in
ihrer äußeren Aufmachung ein interessantes Gepräge. Die zum Teil wuch-
 
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