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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0085

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warum der kleine INoritz wünscht, daß die drei großen Löwen der Menagerie auskommen möchten

weihnachts-Bücherschau

vom Herausgeber

Oberländer-Album. V. Teil. München, Braun
und Schneider. Mk. 5. Unter den Karikatnrenzeichnern, durch
deren Witz die Münchener „Fliegenden" bekanntlich die Welt
gleich dem Münchener Bier erobert, nimmt Oberländer sowohl
dnrch die Vielseitigkeit seines Talents, als die Unwiderstehlichkeit
seiner lustigen Einfälle unstreitig den ersten Platz ein. Denn
letztere Eigenschaft wurzelt durchaus in einer feinen Beobachtung
und einem Gestaltungsvermögen, die ihm immer das Charak-
teristische bei Menschen und Tieren mit dem denkbar geringsten
Aufwand von Mitteln darzustellen erlauben, so daß er unsere
Phantasie mehr als jeder andere anregt. Das kann man nun
in dem eben erschienenen neuesten Band seines Albums sehen,
wo er seine Schnurren des vorigen Jahres gesammelt hat, wie
sie schon in den „Fliegenden" unser Zwerchfell erschüttert. Der
Reichtum seiner alle Stände, das ganze nationale Leben um-
fassenden Bildung, wie die Geradheit seines sich nur auf das
Verkehrte richtenden, nie das Gesunde und Edle verhöhnenden
Sinnes macht dies Album zu einer lustigen Sittengeschichte des
deutschen Volkes. Sie ist mit unsterblichen Einfällen über und
über gespickt, wo denn die Zeichnungen aus dem „Schreibhefte
des kleinen Moriz" allerdings die Spitze bilden möchten, wie wir
das Ganze als einen Triumph unserer humoristischen Schilde-
rung allen Lachlustigen beider Hemisphären um so eher empfehlen,
als seine Allgemeinverständlichkeit schon dadurch gesichert wird,
daß der Witz fast immer in der Zeichnung, nicht im Texte liegt,
also überall verständlich ist. —

Julius Thäter. Ein Lebensbild. Frankfurt
a. M. Johannes Alt. Brosch. Mk. 5., geb. Mk. 6. Dieses
Buch von dem intimen Freund Rietschels und Richters hat auch
viele der Eigenschaften, welche die Lebenserinnerungen jener
Männer so menschlich liebenswürdig machen. In bitterster Not
und Armut ausgewachsen, zeigt Thäter dieselbe tiefe Frömmigkeit,
das strenge Pflichtgefühl, den treuen, biederen Charakter, der uns

bei jenen so anzieht. Obwohl weit entfernt von ihrer Überlegen-
heit des Talents, ja ohne eigentliche schöpferische Fähigkeit, hat
er sich doch zu einem hochachtbaren reproduzierenden Künstler ge-
macht, dessen harte Jugend seinem Wesen einen Zug schwermüti-
gen Ernstes beimischte, der doch immer noch ganz anders an-
ziehend wirkt, als die lumpige Gesinnung, die unter gleich kümmer-
lichen Verhältnissen heute aufwachsende junge Leute sich nur zu
leicht aneignen, wo ihrer Erziehung gewöhnlich die religiöse, oder
sagen wir besser: die Grundlage einer idealen Welt fehlt. Man
kann den Band daher als ein echtes Familienbuch in jedes gute
deutsche Haus empfehlen, da es die Leser mit einem Kreis Men-
schen von seltener Trefflichkeit bekannt macht, die unserer Nation
zu hoher Ehre gereichen. — Der zweite Teil unseres Buches
enthält eine reiche Korrespondenz mit den Heroen der romantischen
Kunst, die jedenfalls ein großes stoffliches Interesse für die
Charakteristik jener Männer bietet.

DresdenerKünstler-Mappe. Dresden. Gutbier. Pr. 15M-
Natürlich tauchen die Albums gegen Weihnachten fast so zahl-
reich auf, als die Veilchen im Frühling. Außer der „Spitzweg-
Mappe", als der in Ausstattung und Ausführung elegantesten,
ist da noch der Dresdener Künstler-Mappe zu gedenken, aus
deren 24 Blättern wir eine hübsche Übersicht der dortigen jün-
geren Kräfte gewinnen, — die älteren scheinen die Betheiligung
manchmal gar zu leicht genommen zu haben — und uns beson-
ders an dem reizenden Titelblatt von Hermann Vogel in Plauen,
offenbar einem jugendlich frischen, verzierenden Talent voll köst-
licher Einfälle, dann an den Bildern von Claudius, P. Grosse,
Leonhardi, L. Pohle, Schenker rc. erfreuen, die photographisch
wiedergegeben einen sehr anständigen Grundstock künstlerischer
Kräfte in Elbflorenz Nachweisen. —

Ein jedes Tierchen hat sein Pläsierchen. Eine
Fortsetzung bildet dann dies von Edwin Bormann, dem berühm-
ten sächsischen Korrespondenten der „Fliegenden" gedichtete und


 
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