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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Die Holbein- und Böcklin-Ausstellung in Basel
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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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von 6. L. von Berlepsch. — Ausstellungen und Sammlungen.

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man ein 1849 gemaltes Kornfeld von goldigem Ton, ein
reizendes Bild mit Leistungen, die wenige Jahre später ent-
standen, so tritt einem da bereits ein vollständig neues Ent-
wickelungsbild vor die Augen. Böcklin getraute sich schon früh,
eine Farbenskala absolut eigener Art anzuschlagen. Er ist
nicht, wie so unendlich viele andere, am „Atelier-Ton" hängen
geblieben. Wohl hat er die alten Meister gründlich studiert;
das lehrt gar so manches seiner Bilder, aber sie sind
ihm, der immer von der Natur ausging, nie zum Rezept
geworden. Er setzte sein individuelles Wollen, seine durch-
aus eigene, unbeugsame Anschauung allem übrigen voran;
er mußte es wohl, denn eine solch titanische Kraft stößt
unwillkürlich alles, was nicht ihr selbst entspringt, beiseite.
Seine „Heroische Landschaft mit jagender Diana", 1858
entstanden, steht bereits auf einer Höhe der farbigen
Anschauung, wie kein Bild irgend eines anderen deutschen
Malers dieser Zeit. Und doch war dies erst der Beginn
einer Ausdrucksweise, die bald in weit gewaltigeren
Accorden sich zu äußern begann. Das Porträt der „Sig-

6r. Berlin. Wie verlautet, werden die Werke Arnold
Böcklins, welche gegenwärtig in Basel ausgestellt sind, nach
Schluß der dortigen Ausstellung hierorts in den Räumen der
Akademie zur Vorführung gelangen. Doch wird hinzugefügt, daß
nur etwa die Hälfte der Werke den Weg nach Berlin antreten
wird. Dies ist umsomehr bedauerlich, als wohl nur eine kleinere
Zahl der norddeutschen Verehrer des Meisters in dieser vorge-
rückten Jahreszeit Gelegenheit gesunden hat, die Baseler Aus-
stellung zu besuchen. Einer warmherzigen Aufnahme ist darum
auch die kleinere Gabe, die uns hoffentlich geboten werden wird,
sicher. stSMi

— Dresden. Die I. Internationale Kunstaus-
stellung, deren Schluß sür 30. September angesetzt war, ist bis
zum 17. Oktober verlängert worden. Wie der künstlerische Erfolg
der Ausstellung nach allgemeinem Urteil ein großer zu nennen
ist, so dürfte auch das finanzielle Resultat ein günstiges sein.
Die Verkäufe werden die Summe von etwa 400 000 M. erreichen.

L. München. Der Kunstverein brachte zu Beginn
seiner Herbstsmso» eine kleine Sammlung von Werken Albert
Kellers, die»»« neuem des Künstlers koloristische Meisterschaft
zeigen. Dets Hauptstück ist eine Versuchung, eine größere Aus-
führung d«r Skizze, die zur Zeit im Glaspalast eines der in-
teressantesten Stücke der Secessionsausslellung ausmacht. Aber

nora Clara", weiter jenes der mit ihm seit 1853 ver-
heirateten Angela Rosa Pascucci, einer geborenen Rö-
merin, weiter „Viola", sind die absolut selbständigen
Vorläufer einer Anschauung, die sich allgemein erst
zwei Dezennien später Bahn brach, kein Wunder, wenn
er von der Menge, gar oft auch von den „Zünftigen"
nicht bloß nicht verstanden, sondern geradezu gelästert
wurde. — Den weitaus größten Teil der Ausstellung
bilden Arbeiten aus der herrlichsten Schaffenszeit des
Gewaltigen. Wahrlich, keine Gabe irgend welcher Art
zu seinem siebzigsten Geburtstage wiegt dieses Vorführen
einer imponierenden Zahl seiner Werke auf. Der Baseler
Kunstverein hat sich damit selbst ein ehrendes Denkmal
gesetzt. Daß von einem Reisenlassen dieser ganz außer-
gewöhnlichen Ausstellung kaum die Rede sein kann, versteht
sich so ziemlich von selbst. Wer sie sehen will, muß wohl
oder übel in die Vaterstadt des Künstlers reisen. Uebrigens
ist der Erfolg ein geradezu unglaublicher. Freilich —
siebzigHJahre alt mußte Böcklin werden — — —

hier ist alles weitergebildet, die Farbe reicher differenziert und die
Motive mannigfaltiger und phantastischer. Das Spukhafte, die
Märchenstimmung ist köstlich zum Ausdruck gebracht und jener
undefinierbare Zauber des echten Kunstwerks liegt über dem
Ganzen. Daneben hängen einige Damenporträts, die durch den
feinen Geschmack und durch die sichere Charakteristik zeigen, wie
sehr gerade dieses Genre dem Talente Albert Kellers entspricht
und wie er zu den wenigen zählt, die eine moderne Tamen-
toilette malerisch zu behandeln wissen. Ganz besonders reizvoll
ist die Figur einer sitzenden Dame auf blauem Sessel. Das
Momentane, das Festhalten des flüchtigen Augenblicks ist ganz
merkwürdig gut gegeben und wird noch durch die duftige, nervöse
Farbe gesteigert. Einen kräftigeren Accord schlägt der Künstler
in dem vor einem roten Vorhang stehenden weiblichen Akt an,
einer Studie zu den Sklavinnen im Glaspalast. Diese Studie,
so sicher, so frisch, so mühelos hingesetzt, muß die Freude jedes
Malers sein. Auch der Mohr und der Kopf eines alten Mannes
bieten mancherlei Vorzüge, so daß die ganze Kollektion einen
schönen Eindruck von dem immer originellen und immer sympathi-
schen Talent Albert Kellers hinterläßt.

-- München. VII. Internationale Kunstausstel-
lung. Vom bayerischen Staat wurden neuerdings für die Kgl.
Pinakothek angekauft: Bartolomeo Bezzi (Venedig) „Kirchweih-
vorabend", Henry Muhrmann (London) „Schlittschuhlaufen
auf dem Teiche in Hampstead", Theodore Verstraete (Ant-
werpen) „Die heilige Wegzehrung", Hendrik Willem Mesday
(Haag) „Novembertaq". Die Kgl. Nationalgalene zu Berlin er-
warb Arnold Böcklins „Meeresbrandung". l?->sii

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