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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Mendelsohn, Henriette: Die skandinavische Ausstellung in Stockholm, ein Rückblick
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Schumacher, Fritz: Aus meinem Londoner Skizzenbuch, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0055

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Die skandinavische Ausstellung in Stockholm, ein Rückblick. Den Henriette klkendelsobn.

27

Gruppe eines an einander geketteten, gekreuzigten Menschen-
paares ,chlart)-rinm kumanum". — Als Beispiel der
archaisierenden Richtung dient in Dänemark das Relief
von Agnes Slott-Möller „Königin Dagmars Tod"
und als Beleg der Jmbecillisierung der Kunst „Sappho"
von Willumsen. Ein kleines Meisterwerk realistischer
Naturbeobachtung ist Philipsens römischer Stier in
dieser Abteilung und in der norwegischen Johannes
Sindrngs „Furcht".

Das „piece cts resistence" unter den Skulpturen
bildet aber des Finnen Stigells große Gruppe eines
Schiffsuntergangs, ein Werk von dramatischer Kraft in
der Erfassung und meisterhafter Behandlung dieses
Problems. Stigells Landsmann Vallgren bietet in
seinen anmutigen, rhythmischen Bronzen die weibliche
lyrische Ergänzung. Beide Künstler vertreten nicht nur
in ihrem kleinen Heimatland, sondern in Skandinavien
ausgezeichnet die moderne Skulptur nach zwei wichtigen
lebensfähigen Richtungen.

Schon einige von Valgrens Bronzen zeigen den
Uebergang ins Kunstgewerbe an, der einen starken Zug
unserer Zeit bezeichnet. Hat man ihm doch in Stock-
holm, wie in anderen künstlerischen Ausstellungen
Rechnung getragen, indem man hervorragend kunstgewerb-
liche Sachen unter den eigentlichen Kunstwerken aus-
stellte. Wallanders geschmackvolle Vasensammlung und
ein paar zartgestimmte, mit Sylphiden geschmückte Para-
vents von Andersson verdienen u. a. hervorgehoben
zu werden.

Geschmack bekundet sich nicht nur im Kunstwerk, nicht
nur im Kunsthandwerk, sondern auch in der Anordnung
der Ausstellung und der äußerst geschickten Verteilung

der Gemälde. Der Totaleindruck, den dieselbe hinterläßt,
ist dadurch ein harmonischer.

AuF meinem Londoner Sktzzcnduch.

von Fritz Schumacher.

(Schluß aus dem vorigen Hefte.) n-chdru-k u°rb°ten.

^er moderne Plakatstil ist im künstlerischen Prinzip
nichts anderes, wie die mittelalterliche Glasmalerei:
scharfer Umriß, farbige Flächen ohne viel Schattierung,
primitiver Ausdruck sder Handlung. — Hängt es damit

Abendstille.

Tborolf Holmboe pinx.

zusammen, daß der Sinn für farbiges Glas hier auch
außerhalb monumentaler Bauten wieder so auffallend
zunimmt? —

Reklame und Kunst, die aus natürlichen Feinden not-
gedrungen Freunde geworden sind, zeugen
in ihrer Vernunftsehe seltsame Kinder.
Höchst seltsam ist z. B. das Mäcenatentum
der unermüdlichen „Pears Soap": Ein
kleines Museum, hergerichtet wie ein antikes
Bad, birgt eine Reihe wundervoller Marmor-
werke, Preise des Pariser Salons sind da-
bei, sogar ein angeblicher Canova; alles
bezieht sich natürlich miss Waschen und den
Gedanken, weshalb alle diese Damen so
zweifelsohne und marmorrein aussehen, er-
läutert der hinter diesem Prunkraum sich
öffnende Seifenladen. —

Die moderne Reklame versöhnt uns
durch zwei Mittel, durch den schlauen Ge-
danken, mit dem sie operiert, oder durch
die künstlerische Form, in der sie auftritt.
In ersterer Gattung hat die Fleischextrakt-
fabrik LOVLII^ das Jubiläum der Königin
vorzüglich zu nutzen verstanden: das V L,
das ein gütiges Geschick ihr in die Mitte
 
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