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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Die Jubiläumsfeier des Künstlervereins "Malkasten"
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Z26

Die Jubiläumsfeier des Aünstleruereins „Malkasten".

Die Jubiläumsfeier des Lünstlerbereius „Malkasten .

er alte Vater Rhein ist ein Freund von heiteren
Festen und seine lebenslustigen Kinder verstehen
es, ihren fröhlichen Feiertagen einen möglichst glänzenden
und farbenprächtigen Charakter zu verleihen. Namentlich
hat Düsseldorf, die blütenduftige Gartenstadt, und speziell
sein Künstlerverein „Malkasten" seit langer Zeit sich
den Ruf erworben, mit großem Verständnis dieser an-
mutigen Seite des rheinischen Lebens gerecht zu werden.

Sobald die Parole ausgegeben wird: „Im Mal-
kasten giebt's wieder ein Fest!" dann bemächtigt sich aller
Kreise ringsum eine freudige Aufregung. Und diesmal
lautete die Verkündigung sogar: „ein Sommerfest im
Garten!" Das ist ein seltenes Ereignis, hauptsächlich
weil dabei das Risiko ein so großes ist. Hängt doch
das Gelingen eines solchen durchaus von dem so unbe-
ständigen Wetter ab. Es ist fast wie ein Lotteriespiel,
bei dem man auf das große Los rechnet. Und nun
gar in diesem Sommer mit all seinen kritischen Tagen.

Das letzte Gartenfest war 1886, vor zwölf Jahren,
gefeiert worden, und zwar in denkbar glanzvollster Weise.
Also war die Sehnsucht nach einer Erneuerung nicht
gering. Und zudem war jetzt die Veranlassung eine für alle
Mitglieder und Freunde des Vereins so freudige, eine so selten
erhebende wie nie zuvor. Denn es galt, die fünfzigjährige
Jubelfeier des Malkastens festlich zu begehen. Da war
sich von vorne herein jeder bewußt, daß bei solcher
Gelegenheit alles aufgeboten werden müsse, um, dem alt-
bewährten Rufe der Malkastenfeste entsprechend, den Tag
in hellstem Glanze erstrahlen zu lassen, ja, daß diesmal
eine Darbietung in Scene gesetzt werden müsse, von der
das liebliche und Durchschnittliche um Haupteslänge über-
troffen werde. Diese Erwartung ist nicht unerfüllt ge-
blieben : heute darf kühn behauptet werden, die hohe
Aufgabe ist gelöst, der Sieg ist in herrlichster Weise
errungen worden.

Statt des 6. August, des eigentlichen Stiftungstages,
waren der 2. und 3. Juli für das Fest ausersehen
worden, weil im August schon viele Vereinsmitgliedcr
auf Studien- oder Erholungsreise abwesend sind und der

Malkasten bei seinem Jubelfeste doch wenn möglich gern
alle die Seinigen versammelt sehen wollte. Eine zwei-
tägige Feier aber wurde vorgesehen, um dem Grund-
Charakter des Vereins in jeder Hinsicht gerecht zu
werden. Während der Jubilar als Hausvater am ersten
Tage den Seinigen gewissermaßen ein Familienfest ver-
anstalten wollte, hatte am zweiten Tage der mildherzige
Gastgeber alle Freunde des sonnigen Frohsinns einge-
laden, bei einem großen Gartenfeste an seinem Ehrentage
die Freude seines Glückes mit ihm zu teilen.

Durch freudigen Empfang und Begrüßung der Gäste
am Vorabend, dem 1. Juli, wurde die Festlichkeit bei
einer urfidelen Riesenbowle in heiterer und würdiger Weise
eingeleitct. Schon hatten sich manche auswärtige Gratu-
lanten eingefunden; allen voran erblickte man aus Wien
Rudolf Wehrs joviale Reckengestalt, ferner erschienen
W. Simmler und Th. von Eckenbrecher aus Berlin,
Hans Petersen aus München, Will). Trübner und
Mohr aus Frankfurt, Haeberlein aus Stuttgart, Bau-
rat Chr. Schramm aus Dresden, Tyrahn aus Karls-
ruhe u. a., sich sehr bald überzeugend, daß beim lustigen
Humpcnschwingen sich wohl sein lasse am Rhein. Auch
hatte der Festplan diesen Abend schon in den Kreis seiner
dramatischen Aufführungen gezogen, indem er sozusagen
als Polterabend betrachtet wurde. Das von Eduard
Daelen entworfene Programm faßte nämlich die Jubel-
feier symbolisch als ein Doppelhochzeitsfest auf, indem
die Gründung des Malkastens als eine hochzeitliche Ver-
bindung hingestellt wurde.

Wie die Feier der Hochzeit als das bedeutungsvollste
Fest im menschlichen Leben, aus dem wieder neues Leben
erblüht, zu betrachten ist, und somit die feierliche Grund-
steinlegung alles Werdens bedeutet, so läßt sich gar Wohl
die Gründung eines Vereins sinnbildlich als ein Hochzeits-
fest bezeichnen, da auch hier die Verbindung zu einem
gemeinsamen Schaffen für das Leben geschlossen wird.
In diesem Sinne wurde die Gründung des Malkastens
als eine Hochzeitsfeier des Vaters Rhein mit der
Göttin Kunst gedeutet und somit das Jubelfest als die
 
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