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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0468

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Verteuerung photographischer Maxiere.
"V^euerdiugs erfuhr die Mehrzahl Photo-
graphischer Papiere erhebliche Preis-
steigerung. Die Sache hat folgende Bewand-
nis: Zur Herstellung von Albumin-, Cel-
loidin- und Gelatinepapieren ist Rohpapier
erforderlich, dessen Herstellung besondere
Schwierigkeiten bereitet. Das Lumpen-
material darf nur aus ganz alter, reiner

8ns dc»r Sindkpark zu Lhrmnih.

Leinwand bestehen; fernerhin darf das Papier
keine Spur von Eisen enthalten. Alle!
Maschinenteile sind deshalb aus Rotguß
hergestcllt.' Die größten Schwierigkeiten be-
reitet aber das Wasser, welches langwierigen
und kostspieligen Reinigungsverfahren zu
unterwerfen ist. Aus diesen Gründen wird
das gesamte Rohpapier für Albumin-, Cel-
loidin- und Gelatinepapiere lediglich von
zwei Fabriken geliefert: Lluncllet lreres er
Lieber in Lives (Frankreich) und Stein-
bach L Co. in Malmedy (Deutschland).
Bisher machten sich beide Fabriken Kon-
kurrenz. Jetzt hat eine in Brüssel gebildete
Gesellschaft die Gesamtfabrikation aus beiden
Fabriken angekauft und kann nunmehr die
Preise beliebig bestimmen. Die ohnehin
sehr schwierige Lage der Fachphotographen,
welche durch den Geschmack des Publikums
auf die genannten Papiere angewiesen sind,
wird durch die Preissteigerung nicht ver-
bessert. Für die Amateure muß aber diese
nach amerikanischem Muster ins Werk ge-
setzte Ringbildung Veranlassung sein, ge-
nannten Papiersorten völlig den Rücken zu
kehren und in Zukunft ausschließlich solche
Kopierpapiere zu verwenden, zu denen man
Ringpapiere nicht benötigt, und die gleich-
zeitig für künstlerische Zwecke das einzig
brauchbare Material sind: Platin- und
Pigmentpapiere.

Larbenphotogrsphtc.
ine von Lumiere vorgeschlugene Ab-
änderung der Farbenphotographie nach
der indirekten Methode (Dreifarbendruck) be-
steht in folgendem: die drei, in den drei Grund-
farben (rot, grün, blau) aufgenommenen
Negative werden nach einander auf dieselbe
Glasplatte kopiert. Letztere ist mit folgender
Mischung überzogen: I O-Prozentige Leim-
lösung, 5 Prozent Ammoniumbichromat,
5 bis 10 Prozent Bromsilberemulsion. Nach
der Belichtung unter dem ersten Negativ
entwickelt man in kaltem Wasser, wobei ein
kaum sichtbares Bild entsteht. Hieraufbringt
man die Platte in Farblösung, deren Farbe
dem bei der Aufnahme verwendeten Licht-
filter komplementär ist. Nunmehr entfernt
man das in der Schicht noch vorhandene
Bromsilber durch Ausfixieren, trocknet und
schützt die Schicht durch einen Kollodium-
überzug. Für das Kopieren unter dem
zweiten und dritten Negativ wird in genau
gleicher Weise verfahren. Das Endresultat
sind also drei über einander liegende, feine
Bildschichten (genau wie beim Selleschen
Verfahren). Durch verschieden starke Farb-
bäder oder durch Auswaschen der Einzel-
farben mit Wasser läßt sich jede Ton-
abstufung Herstellen. Natürlich müssen sich
die drei Einzelbilder sehr genau decken.

lieber Ltnstsube-Btlder für die Mhota-
kieramtk

teilt R. E. Liesegang in seinem „Amateur-
Photograph" (Nr. 138) Neues mit. Es
handelt sich hierbei um Bilder, welche da-
durch entstehen, daß eine lichtempfindliche
Schicht, deren Fähigkeit Wasser aufzu-
nehmen sich durch die Belichtung änderte,
mit Farbstoffpulver eingestäubt wird. Auf
diesem Wege wird es möglich, das Pigment-
bild ohne ein verkohlendes Bindemittel auf
Porzellan zu übertragen.

Man überzieht eine Platte mit einer
dünnen Schicht von Gummiarabikum, Zucker,
Honig und doppeltchromsaurem Ammon.
Nach dem Trocknen belichtet man unter
einem Diapositiv. In feuchter Atmosphäre
nehmen dann nur die unbelichteten Teile
Feuchtigkeit auf. Stäubt man nunmehr
mit Schmelzfarbe ein, so bleibt dieselbe nur
an den unbelichteten Teilen haften; man
erhält also ein Positiv.

Auch die Lichtempfindlichkeit des Eisen-
chlorids läßt sich für diese Zwecke nutzbar
machen, ebenso Bromsilbergelatine. Ent-
wickelt man eine gewöhnliche Trockenplatte
mit Pyrogallus-Soda-Entwickler, dem wenig
oder kein schwefligsaures Natron zugesetzt
wurde, so werden die belichteten Stellen der
Gelatineschicht gegerbt, während die unbe-
lichteten ihre Quellbarkeit in kaltem Wasser
bewahren. Um die Klebrigkeit der unbe-
lichteten Stellen zu erhöhen, bestreicht man!
ein in angegebener Weise entwickeltes Ne-
gativ mit 100-prozentiger, wässeriger Lö-!
sung von salpetersaurem Kalk. Nachdem ^
die überschüssige Flüssigkeit abgewischt ist,
schreitet man zum Einstäuben. Die Schmelz-
sarbe, welche nur an den wenig oder nicht j

belichteten Stellen haftet, kann mit Kollo-
dium abgehoben und auf die zu verzierende
Porzellanplatte übertragen werden. Da man
gleich in der Kamera das einzustäubende
Bild erhält und die so wenig haltbare
Gummi-Bichromatschicht unnötig wird, so
zeichnet sich dies Verfahren vor den sonst
üblichen durch besondere Einfachheit aus.

Bücherschau.

Ol-. R. Neuhauß. Die Farbenphoto-
graphie nach Lippmanns Verfahren. Neue
Untersuchungen und Ergebnisse. Halle a. S. 1598.
Verlag von W. Knapp. Preis 3 M. Das Lirp-
mannsche Verfahren, das einzige, welches gegenwärtig
auf den Namen „Farbenphotographie" Anspruch er-
heben darf, ist in vorliegendem Buche auf Grund
der mehrjährigen Untersuchungen des Verfassers ein-
gehend dargestellt. Viele Schwierigkeiten, welche
früher zum Verderben der Aufnahmen Veranlassung
gaben, sind hinweggeräumt. Das Ganze ist jetzt
dergestalt vereinfacht, daß jeder halbwegs geschickte
Amateur auf diesem Gebiete Brauchbares erzielen
kann. Dem Buche ist eine in Lichtdruck wiedergegebene
mikrophotographische Aufnahme (viertausendfache,
direkte Linearvergrößerung) beigeheftet, welche die
dünnen Zenkerschen Blättchen, die Ursache des Zu-
standekommens der Farben, veranschaulicht. Möge
dies interessante Verfahren endlich die Verbreitung
finden, die ihm in so hohem Grade zukommt.

Hans Schmidt. Das Fernobjektiv.
(Berlin 1898. Verlag von G. Schmidt. Preis
M. 3 60.) Der Verfasser, welcher sich seit mehreren
Jahren eingehend mit Fernphotographie beschäftigt,
giebt in vorliegender Schrift eine Zusammenstellung
> von allem auf diesem Gebiete Wissenswerten. Auf
! 10 Tafeln werden mit Hilfe von gut gewählten
! Beispielen (Porträt. Landschaft, Architektur) die
Vorzüge dieses Verfahrens in das beste Licht gesetzt.
---

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:

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lledaktionsschluk 6. Auguk 1898. — Ausgabe 18. AuguS 1898.

Inhalt des dreiundzwanzigüen Bestes.

Jert: Or. I. Relling. Die große Berliner Kunst-
nusstellung (Schluß). — Fritz Schumacher.
Zum Kamps ums Kunstgewerbe. — Kunstlitteratur
und vervielfältigende Kunst. — Personal- und
Atelier-Nachrichten re. re. — Der Amateur-Photo-
graph. — Mlderieitagen! Franz vonLenbach.
Fürst Bismarck. — Ludwig Fahrentrog.
Die Höllenfahrt Christi. — Wilhelm Bissen.
Atalanta. — Ernst Koerncr. Sireneniels
zu Capri.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Uaulbachstraße 22. — Bruckmann'sche Buch- und Runstdruckerei in München.
 
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