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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Hartleben, Otto Erich: Der römische Maler, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0380

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Der römische Maler. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

2AS

j) i e t 2.

Ausstellung der „Secession", München, 1898.


Ich wurde sie nicht mehr los — aus den Ge-
danken bei Tage — aus den Träumen bei Nacht.

Und schließlich ... Ja: wie es zugegangen ist,
weiß ich Dir wirklich nicht zu sagen . . . Jedenfalls,
am Morgen nach der ersten Sitzung —- bei Füßen kann
mau wohl eigentlich nicht von Sitzungen reden — am
nächsten Morgen sagte ich zu mir: Ludovico, Du bist ein
Schuft. Du hast das Vertrauen des Mannes, der Dein
Bestes gewollt hat, schmählich mißbraucht. Geh' jetzt zu
ihm, schlage Dich an die Brust und bekenne ihm . . .
Na, ich Hab' es natürlich nicht gethan.

Aber nun hatte ich doppelte Qualen zu ertragen.
Ich war nun scharf wie ein bissiger Kettenhund und jeder
Blick, den Marianne ihren sicilianischen Offizieren zuwarf,
brannte in meiner Seele und nebenbei, wenn ich in das
trauliche Antlitz Levkos sah, empfand ich die schmerz-
lichsten Gewissensbisse.

Das dauerte so etwa drei Monate. Ihre Füße hatte
ich längst gemalt: es wird wohl das Beste gewesen sein,
was ich je gemalt habe. Da, eines Tages — ertappte
ich sie. Er war Hauptmann. Der Augenschein über-
zeugte mich.

Und nun wurd' ich ganz wild. Ich vergaß jede
Vorsicht, stürmte zu Levko, Levko stürmte zu ihr, ich
stürmte an den Strand und dort — nu ja — dort
stürmte das Meer.

Ich ging die Nacht nicht heim. Erst am andern
Mittag kam ich wieder in unsre Wohnung. Sie war
leer. Ich trat in den Salon: da stand mein fertiges
Bild. Aber es war nicht mehr fertig . . nur noch einige
Fetzen hingen in dem Rahmen, der Rest lag in verschiedene
Formate zerschnitten auf dem Boden des Hauses, ich meine
auf dem Teppich.

In meinem Zimmer fand ich zwei Briese, einen
von ihm und einen von ihr.

Er schrieb ohne Ueberschrift: „Ich Hab' mich über-
zeugt: Sie sind der gemeinste Lügner und Verleumder,

und weil sie selber ein Wollüstling sind, haben Sie meine
Marianne bei mir in einen falschen Verdacht bringen
wollen. Ignaz von Levkojowitz."

Sie schrieb . . auch ohne Ueberschrift: Du bist
ein Esel.

Die Kürze dieses Briefes entsprach durchaus ihrer
sonstigen Schweigsamkeit. Das Wesentliche wußte sie
trotzdem immer zum Ausdruck zu bringen.

Aber was war nun? Ich erfuhr, daß die Herr-
schaften am frühen Morgen nach Marsala gefahren waren
und ihr Gepäck nach Tunis beordert hatten. Sie waren
zweifellos bereits auf Deck nach Afrika.

Und ich saß da. — — Ich hatte zwar noch einiges
Geld, etwa 50 Lire — die Skizzen, die ich gemalt hatte,
waren vom tüchtigen Levko alle mitgenommen, oder heim-
geschickt, was weiß ich —

Ich machte ein paar verfehlte Selbstmordversuche -
d. h. Pardon: ich stieg gelegentlich aus einen Felsen am
Meer und — die Welt ist ja doch eine ewige Einheit . .
Alles lebt in allem . . also, nicht wahr: da lohnt es sich
doch gar nicht. Man bleibt lieber leben.

Was soll ich Dir noch sagen? Mein Geld reichte
bis Rom. Und hier. . . Nun ja: hier siehst Du mich
ja. Ich werde doch hier nicht wieder Weggehen? Was?

Wo's hier diesen wundervollen Frascati giebt? Wie?-

Na Prost!

Ter Schluß des Berichtes über die Wiener Jubiläums-Kunstausstellung
folgt, wegen Raummangels, erst in nächster Nummer.

v. V. Wien. In der Ausstellungsstraße im Prater
schimmert ein weißer Rundbau, ausfallend stilvoll unter den übrigen
Volkspraterbauten. Zwischen den Arkadenslügeln der Portalfront
steht die Reiterstatue des Kaisers. Der lichte Bau umschließt das
Kaiserjubelbild, welches der aus München verschriebene Prof.

ZS
 
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