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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Die XXVII. Hauptversammlung der "Verbindung für historische Kunst"
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0411

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Die XXVll, Haiiptversainmlnug der „Dcrbiiidung für Historische Aunst".

22-t


Die XXVII. Hauptversammlung der

e mehr in den letzten Jahrzehnten die jüngere Künstler-
generation von der Freude an dem frischen, fröh-
lichen Studium der Natur erfüllt wurde, desto mehr schien
es, als ob die alten Ideale der ehemals so hoch gefeierten
Historienmalerei darüber in Vergessenheit geraten müßten.
Gottlob hat uns die innere künstlerische Entwicklung so
manches unserer stärksten Talente unter den Jungen eines
Besseren belehrt. Die alten Lieblingsgebiete der Malerei
großen Stils, also die Darstellungen aus der Geschichte,
der Allegorie, der Sage und Dichtung haben ihre An-
hänger auch in der jüngeren Generation gefunden. Man
muß die besten Werke nur nicht unter den Illustratoren
der alten Art suchen, die auf Bestellung sofort bereit sind,
zu jeder Seite von Schlossers Weltgeschichte mit finger-
fertiger Hand nach akademischer Schablone eine Gruppe von
Kostümfiguren zusammen zu stoppeln. Der wirklich modern
empfindende Historienmaler geht einen ganz anderen Weg.
Was ihm bei seinem Schaffen vor der Seele schwebt, ist
ein im eigenen Herzen empfundenes, rein künstlerisches
Motiv, eine Stimmung des Gemüts, die sich ebenso sehr in
einer bestimmten Harmonie von Farben wie in den seelen-
vollen Zügen menschlicher Gestalten ausspricht. Meister
wie Böcklin, Thoma, Uhde, Klinger, Stuck, Ludwig

„Verbindung für Historische Kunst".

von Hofmann, Prell, Hugo-Vogel und manch anderer
ausgezeichneter Künstler sind es, welche auf diese Weise
herrliche echte Historienbilder geschaffen haben. Natürlich
ist es dabei unvermeidlich, daß die Stoffe aus Sage und
Geschichte in den Werken dieser Künstler zuweilen eine
unserem Auge ungewohnte Form annehmen. Doch wer
will es dem Maler verwehren, sich den Stoff nach eigenen
künstlerischen Gesichtspunkten zurechtzulegen? Haben die
Dichter, welche uns die gefeierten historischen Dramen
geschaffen haben, nicht dasselbe gethan? Wenn man die
Historienmalerei überall in diesem Sinne Pflegte, würde
es um diesen Kunstzweig besser bestellt sein.

Aus den verschiedensten Gauen unseres deutschen
Vaterlandes waren in diesen Tagen die Vertreter deutscher
Bundesfürsten, staatlicher und städtischer Kunstverwal-
tungen und anderer Korporationen zusammengekommen,
um über die Ankäufe von Werken der Historienmalerei zu
beraten. Zur Verfügung stand aus den Beiträgen der
Mitglieder der Verbindung die stattliche Summe von rund
40 000 Mark. Die angeseheneren Geschichtsmaler aus allen
deutschen Kunststädten waren zu einer Sonder-Ausstellung
ihrer Werke im Münchener Kunstverein eingeladen. Dort,
sowie im Glaspalast und in der Ausstellung der „Secession"
 
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