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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0386

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Straszengufnaijmen bei Macht
wurden jüngst von Paul Martin in London
mit großem Erfolge gefertigt und in Sy-
denham ausgestellt. Man verwendet licht-
starke Objektive und hochempfindliche, ortho-
chromatische Platten, die zur Vermeidung j
von Lichthofbildung zu hinterkleiden sind. ^
Zweckmäßig ist es, die Exposition zu be-
ginnen, so lange noch eine Spur von Tages-
licht am Himmel steht, weil sich dann die
Häuser besser vom Himmel abheben. Die


Nus dem Brborlrthal.

Aufnahme von A. Treuter in Meißen.

Belichtnngszeit schwankt etwa zwischen 10
und 30 Minuten. Die kurz nach einem
Regen gefertigten Bilder sind durch die Re-
flexe in den Wasserpfützen Prächtig belebt.
Durch Mondlicht wird die Belichtungszeit
abgekürzt; jedoch erhalten die Bilder hierbei
leicht den Anschein von Tagesaufnahmen.
Während der Belichtung darf kein Wagen
mit brennenden Laternen das Gesichtsfeld
durchqueren. Wenn ein solcher Wagen vor-
überfährt, schließt man das Objektiv. Im
übrigen schaden in Anbetracht der langen
Belichtungszeiten bewegliche Gegenstände
nicht. Derartige Aufnahmen wirken am
besten im Projektionsapparat, weil hier die
grellen Lichter vortrefflich zur Geltung
kommen. Will man Staffage in den Bil-
dern haben, so macht man auf derselben
Platte von derselben Stelle aus zwei Aus-
nahmen : die eine bei Tage, die andere in
der Nacht. Bei der elfteren belichtet man
bei trübem Wetter etwa den zwanzigsten
Teil einer Sekunde; dadurch erhält man
von der Straße einschließlich den sich be-
wegenden Menschen und Wagen auf der
Platte ganz schwache Umrisse. Nunmehr
läßt man den Apparat bis zum Abend un-
verrückt stehen und beendet die Aufnahme.

Innenaufnahmen,

bei welchen auch der Ausblick durchs Fenster
dargestellt werden soll, fertigt man folgender-
maßen: Zuerst macht mau eine Aufnahme
des Jnnenraumes bei Blitzlicht, und zwar
am besten abends oder in der Nacht. An-
derenfalls müßte man Vorkehrungen treffen,
nm den Objektivdeckel unmittelbar nach den
zur Aufnahme notwendigen zwei oder drei
Blitzen wieder zu schließen. Dann exponiert
man, wobei das Objektiv möglichst stark ab-
zublenden ist, bei Tageslicht ins Freie.
Man hüte sich, bei den Blitzen Reflexe
an den Fensterscheiben zu erzeugen.

Stereoskopische Projektion.
Il^ährend der photographischen Aus-
stellung zu Sydenham bei London
fanden in einem großen verdunkelten Neben-
saale stereoskopische Projeklionen statt. Das
Prinzip derartiger Vorführungen ist be-
kannt: Man Projiziert die beiden zusammen-
gehörigen Aufnahmen über einander auf
den weißen Schirm und betrachtet dieselben
durch eine Brille, welche für das linke
Auge das eine Bild und für das rechte
Auge das andere Bild auslöscht. Dies
Auslöschen kann dadurch geschehen, daß
man ein Bild in roter, das andere in
blauer Farbe profitiert und nun eine Brille
mit einem roten und einem blauen Glase
ausjetzt. Viel günstiger liegen jedoch die
Verhältnisse, wenn die Bilder gleiche Farbe
(etwa schwarz oder braunschwarz) haben
und das Auslöschen nun mit Hilfe einer
Brille geschieht, welche an Stelle der Gläser
Prismen besitzt. In dieser Weise geschah
die Vorführung in Sydenham. Jeder Be-
sucher des Raumes, in dem die Projektion
stattfand, erhielt eine solche Brille. Die
körperliche Wirkung der projizierten Bilder
erwies sich als ausgezeichnet. Biele Auf-
nahmen waren allerdings stark hyper-
stereoskopisch. Besonders überraschend ist
die Wirkung, wenn kolorierte Bilder proji-
ziert werden.

ttünsrlrrische Photographie,
ine sehr bemerkenswerte, kleine Aus-
stellung künstlerischer Photographien
veranstaltete jüngst der als Moment- und
Künstlerphotograph wohlbekannte Ottomar
Anschütz. Es handelte sich im Wesentlichen
um vortrefflich aufgefaßte und in der Durch-
führung vollendete Landschafts- und Sitten-
bild-Studien in großem und größtem
Format. Der Versuch, dem jetzt geradezu
weltbeherrschenden Gummidruck gegenüber
den Platindruck in seinen verschiedensten
Tönungen zur Geltung zu bringen, muß als
vollständig geglückt bezeichnet werden. Der-
gleichen kleine Musterausstellungen tragen
zur Hebung der künstlerischen Photographie
mehr bei, als bogenlange Phrasendrescherei.

Stereoskopische, farbige Aufnahmen
nach Ioly§ Verfahren-
ebcr Jolys Farbenverfahren haben wir
unsere Leser genau unterrichtet. Das-
selbe beruht bekanntlich darauf, daß man
die Aufnahmen unter einer Farben-Strich-

platte macht und das Diapositiv unter
einer entsprechenden Strichplatte betrachtet.
Neuerdings fertigte Joly nach diesem Ver-
fahren stereoskopische Aufnahmen, welche auf
der Ausstellung zu Sydenham zu sehen
waren. Bei der einen Aufnahme wird die
Strichplatte senkrecht, bei der zweiten wage-
recht gestellt. Bei der stereoskopischen Ver-
einigung lösen sich dann die Strichsysteme
in Punkte auf, was viel günstigeren Ein-
druck macht, als die störenden Striche. Die
in Sydenham ausgestellten Bilder waren
sowohl in Bezug auf Farbe, wie aus Körper-
lichkeit mustergültig. Der Metallglanz sil-
berner Geräte kommt bei diesem Verfahren
in einer Weise zur Geltung, wie man es
kaum für möglich halten sollte. Selbst
fehlerhafte Einzelbilder lassen bei der stereo-
skopischen Vereinigung die Fehler völlig in
den Hintergrund treten.

Büchrrschsu.

Neue Erscheinungen auf photographischem Ge-
biete: Th. Hofmeister. Der Gummidruck und
seine Verwendbarkeit als künstlerisches Ausdrucks-
mittel in der Photographie. Halle a. S., 1898 Verlag
von W. Knapp. Preis 1.50 M. — Ludwig David.
Ratgeber für Anfänger im Photographieren. VII. Auf-
lage. Halle a. S., 1898. Verlag von W. Knapp. Preis
1 50 M. -- Prof. Or. I. M. Eder. Die photographi-
schen Kopierverfahren mit Silbersalzen auf Salz-
Stärke- und Albuminpapier. Mit 69 Holzschnitten.
II. Auflage. Halle a. S, 1898. Verlag von W.
Knapp. Preis 5 M. — I)r. C. Kaiserling. Prak-
tikum der wissenschaftlichen Photographie. Berlin,
1898. Verlag von G. Schmidt. Preis 8 M.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neuhauß, Berlin ^V., Landgrafenstr. II.

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Inhalt des neunzehnten Bestes. re--t- vr.

Karl Voll. Die V. Internationale Kunstaussicl-
lung der „Münchener Secession" (Hi. — Otto
Erich Hartleben. Der römische Maler. —
Personal- und Atelier-Nachrichten -c. -c. — Der
Amatenr-Pbotograph. — Mkderbeilagen: Arnold
Böckli» Ter Hüter des Geheimnisses. — Viggo
Johansen. Bei mir zn Hause. — Hans Thoma.
Frühling in der römischen Camvagna. — Paul
Hoecker. Letzte Sonnenstrahlen.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

Verlage-»,stalt L. Bruckmann A.-G. in München, Ranlbachstraße 22. — Bruck,nann'sche Such- und Nunsldruckerei in München.
 
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