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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0188

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Schgttenrisz-Mologrspkjicn.
or Erfindung der Photographie waren
Schattenrißbilder sehr beliebt. Man
kann dieselben auch mit Hilfe der Kamera
Herstellen, wenn man folgendermaßen ver-
fährt: Die aufzunehmende Person setzt sich
nahe vor ein hell erleuchtetes Fenster, so
daß der Kops sich vor einer großen Scheibe
und nicht etwa vor dem Fensterkreuz be-
findet. Alles andere Licht ist auszuschließen,
damit der Kops sich dunkel von dem
Hellen Hintergründe abhebt. Für die Auf-
nahme wird scharf eingestellt und stark ab-
geblendet. Die Exposition muß sehr kurz
sein. Die Entwickelung geschehe langsam
unter reichlichem Zusatz von Bromkali. Um
die Gegensätze noch mehr zu heben, verstärke
man das fertige Negativ. Die besten Er-
gebnisse liefern lichthosfreie Platten, da sonst
die auftretenden Lichthöfe die Schwärzen des
Bildes zum Teil aufhellen.

Lin köstlicher Humor
spricht aus einem „Eingesandt", welches,
aus der Pflanzstätte des Gummidruckes, dem
Wiener Camera-Klub herrührend, in der
Dezember-Nummer 1897 der „Wiener photo-
graphischenBlätter", dem Organ desCamera-
Klubs, zum Abdruck gelangte: „Man stelle
sich einen großen, schönen, teuren Bogen
Papier vor, auf den so ein im Delirium
befangener Amateur eine Gummifarben-
Kleisterlösung aufstreicht, dann irgend ein
teilweise fleckiges Glas auslegt, der Sonne
aussetzt, dann die Geschichte mit Pinsel,
Spritze und Wasser behandelt, und die
stehenbleibenden Schmierflecken giebt er dann
als Kunstwerk aus! Abgesehen davon, daß
die Händler mit photographischen Utensilien
auf das empfindlichste geschädigt werden,
wenn der Amateur auf diesen Abweg ge-
rät, weder neue Entwickler, noch Papiere,
noch Goldsalze u. s. w. werden weiter kon-
sumiert und damit den photographischen
Apothekern der Boden unter den Füßen
entzogen; abgesehen also davon fällt unsere
ganze gegenwärtige Weisheit und sorgfältig
gehütete Erfahrung in den Brunnen. Zu
meinem Entsetzen gefallen diese Unglücks-
erzeugnisse einer ganzen Reihe ernsthafter
und einflußreicher Personen. Nun zum
Farbengummidruck. Man stelle sich den
kleinen Moriz vor, der zu Weihnachten den
ersten Farbenkasten erhielt, und nun alles
anstreicht, mit jener naiven Farbenfreude
und Verachtung der Konturen, die in dem
zarten Alter von 7—8 Jahren vorwiegt;
man stelle sich dies in entsprechender Größe
unter Glas und Rahmen vor, und man
hat ihn, den neuen Gummifarbendruck!"

Um künstlerische .Mondscheinwirkung
bei Projektionsbildern zu erhallen, lege man
das fixierte und kurz gewaschene Bild in
folgendes Bad:

Wasser . . . . .

40

ccm

Eisenvitriol . . .

6

8

Citronensäure . . .

8


Alaun.

2


Hierauf ist auszuwaschen.



Bei Aufnahme Kon Schnrrlsndschaslcn
erhält man in der Regel staue Bilder, wenn
man bei trübem Wetter photographiert oder
wenn das Licht von der Rückseite der Kamera
kommt. Man nehme daher, wenn möglich
bei Sonnenschein, gegen das Licht auf. Auch
achte man darauf, daß lange Schalten im
Bilde vorhanden sind. Die malerische
Wirkung wird hierdurch wesentlich erhöht.
Bei Unterexposition erscheint der Schnee
kalkig; man belichte reichlich, damit die
Einzelheiten in den Hellen Schneeflächen nicht
verloren gehen. Aus diesem Grunde ver-
meide man auch Verstärken der Platten.
Zum Kopieren ist das Pigmentverfahren am

Mußestunde.

Aufnahme von Rudolf Lrell in Altona.

meisten geeignet, da es die feinen Abstufungen
am besten wiedergiebt.

Vromfilber-Gelstinebildrr,
welche zu dunkel kopiert sind, kann man auf-
hellen und ihnen gleichzeitig einen schönen
Sepiaton geben, wenn man sie etwa
30 Minuten in folgende Lösung legt:

Fixiernatron.10,0 §

Alaun.2,5 g

gelöst in heißem Wasser . 70,0 ccm

Teisz-Sakz-Unostigmst.
V^euerdings gab die Firma Zeiß ihrem
Satz-Anastigmat eine eigenartige Form,
indem sie je drei Anastigmatlinsen auf zwei
drehbaren Scheiben anordnete. Die beiden
Scheiben befinden sich in einein mit Revolver-
einrichtung versehenen Aluminiumgehäuse.
Durch Drehen der Scheiben lassen sich alle
möglichen Linsenkombinationen Herstellen.
Jedenfalls werden bei dieser Anordnung
die Linsen weit mehr geschont, da ein An-
und Abschrauben fortfällt.

Briefkasten.

Herrn I. v. in Liegnitz. Das Negativpapier,
welches von Oswald Moh (Görlitz) in vortrefflicher
Güte hergestellt wird, besitzt den Glasplatten und
Films gegenüber wesentliche Vorteile. Es ist erheb-
lich billiger wie Films und viel leichter wie Glas.
Für das Kopieren werden die Papiernegative mit
einer hierfür präparierten Masse durchsichtig gemacht.
Unbedingt notwendig ist dies Durchsichtigmachen nicht;
man will damit nur das Korn des Papiers bester
zum Verschwinden bringen. Aufnahmen auf Negativ-
papier empfehlen sich besonders für große und größte
Formate. Bei den kleinen Formaten, welche Be-
trachten aus großer Nähe erheischen, oder welche
für Vergrößerung bestimmt sind, stört das trotz
aller Transparentmittel nicht ganz zu beseitigende
Papicrkorn.

Bücherschau.

G. Mercator. DieDiapositivverfahren.
Praktische Anleitung zur Herstellung von Fenster-
Stereoskop- und Projektionsbildern mittels älterer
und neuerer Druckverfahren. Verlag von W. Knapp,
Halle a. S. Preis 2 Mark.

Das Buch giebt einen erschöpfenden Ueberblick
über die alten und neuen Verfahren zur Herstellung
von Glasbildern. Wenngleich gegenwärtig die Mehr-
zahl der Diapositive auf Chlorsilber- oder unreifen
Bromsilberplatten gefertigt wird, so ist es doch für
den Amateur von Wert, auch die älteren Verfahren
kennen zu lernen. Die zur Erzielung malerischer
Wirkungen notwendigen Abänderungen in der Färbung
der Bildschicht sind eingehend berücksichtigt. Auch
den Kolorierverfahren ist ein sehr lesenswertes
Kapitel gewidmet.

Braunschweig einst und jetzt. Festgabe.
Den deutschen Naturforschern bei Gelegenheit ihrer
69. Versammlung gewidmet von Bürgern der Stadt
und dem Vereine von Freunden der Photographie zu
Braunschweig.

Die prächtig ausgestattete „Festgabe" beginnt mit
einer Novelle von Tedekind, welche in glücklicher
Vereinigung von Wahrheit und Dichtung ein an-
schauliches Bild der im Jahre 1841 zu Braunschweig
tagenden Naturforscherversammlung giebt. Daran
schließt sich eine große Reihe ausgezeichnetster Auf-
nahmen, welche dem Leser das höchst malerische, gegen-
wärtige Braunschwcig vor Augen führen. Jedenfalls
hat sich der Verein von Freunden der Photographie
in Braunschweig durch diese Veröffentlichung wieder
ein schönes Denkmal gesetzt.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:

Hr. R. Neubauß. Berlin. IV.. tandgrafenstr. H.

7.

<//. 94r/r^/r. 7/.

^V///. 5a/r^/r.-.

^7-.

Nkdaktionsschlllß 8. Januar 1898. — Ausgabe 20. Januar 1898.

Inbatt des neunten Leftes. Tert: Georg
Gronau. Die Neugestaltung der National-Galerie
in Berlin. — WolfgangKirchbach. Das Modell.
(Schluß). — P. Hann. Herbstausstellungen in
New Bork. — Personal- u. Atelier-Nachrichten rc. rc.
— Der Amateur-Photograph. — Aikderbeikagen:
Gari Melchers. Die Familie. — Jean Char-
les Cazin. Abendlandschaft mit Maria Magda-
lena. — Edouard Manet. Im Treibhaus. —
Gustav Schönleber. Herbststurm an der Ri-
viera (Rapallo).

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Lchwartz.
 
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