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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Hann, Pauline: Jahresausstellungen in New York
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0339

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Iahresausstellungen in New pork. von p. 6 an n. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

267

Aphorismen.

Die erfolggekrönte Mittelmäßigkeit wird stets
von ihrer Zeit über ihren Wert bezahlt.

Ueber diese Thatsache sich zu ärgern, ist
kindisch. Und doch lassen sich manche ernststrebende
Geister durch sie verbittern und verlieren die Lust
am freien Schaffen.

„Echte Begabung bricht sich immer Bahn."

Unverstand und Lieblosigkeit hat diesen Aus-
spruch erfunden, und die erfolgreiche Mittelmäßig-
keit hat ihn verbreitet, um für echte Begabung
zu gelten.

was der schlichten Wahrheit steht am fernsten,
Das rechnet heut man zum „Modernsten".

ragend vertreten.

Satterlees
„Menuett", alte
Leute, die einem
Kinde bei seiner
ersten Tanzstunde
zusehen, erzählt
seine Anekdote
hübsch und anschau-
lich, GilbertGaul
hat eines seiner ame-
rikanischen Armee-
bilder „Neuigkeiten
von der Front",
Jollieindieandern
Ld o, G-bhord. 6-1. überragendes, aber

über eine Thüre
und aus dem Gesichtsfeld gehängtes Gemälde „Tot", ein
Indianer, der über dem Leichnam seines Bruders weint. Die
Academy-Ausstellung ist reich an guten Landschaften. Den
Ehrenplatz räumte man dem vor kurzem verstorbenen W.
L. Picknell und seinem räumlich und künstlerisch großen
„An den Ufern der Loing" ein; Minors „Bewölkter
Herbsttag" ist trefflich in der Wiedergabe der regenschweren
Luft, Chases „Morgen an der Brandung, Shinnecock"
in der windbewegten eines klaren Tages. Andere gute
Landschaften sind von Bruce Crane, Smillie, mit
einem weichen seinen „Frühlings-Idyll", Bristol und
Eaton. Die drei besten Seestücke sind
Butlers „Meer am Abend", seingestimmt
und mit schönen Farbeneffekten, Richards
„Bei Sark", eine Marine, deren turbulente
Wellen mächtig auf uns einströmen, und das
hervorragendste „Sonnenuntergang an der
Küste von Cornwall" von Laurence, das
uns die Unendlichkeit des Oceans deutlich
empfinden läßt; ein niederer Strand, aus
dem eine Klippe emporragt, umspült von den
letzten Wellen einer leichtbewegten See und
beleuchtet von den rötlichen Strahlen des
versinkenden Tageslichtes.

Düsseldorf. Benjamin Vautierff. Am 25. April,
abends 8'/, Uhr, verschied nach kurzer Krankheit der Maler
Professor Benjamin Vautier. Obwohl der Künstler, der bis
auf wenige Tage (er wurde geboren am 27. April 1829 in
Morges am Genfersee) sein siebzigstes Lebensjahr vollendet hat,
in den letzten Jahren wenig mehr mit künstlerischen Arbeiten
in die Oeffentlichkeit getreten war, so gehörte sein Name doch
nach wie vor zu den populärsten und in ganz Deutschland be-
kanntesten der Düsseldorfer Schule und, was mehr sagen will,
Vautiers Stellung in der Geschichte der deutschen Kunst, besonders
aber der Düsseldorfer Malerei, ist durch die Umwälzungen, welche
das letzte Jahrzehnt gebracht hat, unberührt geblieben. Es lag das
nicht nur an der allgemeinen Hochachtung und Wertschätzung, welche
in weitesten Kreisen dem Menschen Vautier entgegengebracht wurde,
sondern vor allem auch an der Thatsache, daß in Vautiers Kunst,
mag sie auch von den modernen Malern nicht mehr fortgesetzt
werden, Momente enthalten sind, die ihr unvergänglichen Wert ver-
leihen. War doch Vautier seiner Zeit auch ein Bahnbrecher gewesen,
der au die Stelle der blutlosen Heiligen und sentimentalen
mißverstandenen Ritter und Edelfräulein der Schadowschen Schule,
Menschen von Fleisch und Blut gesetzt hatte, Menschen, die sich
bewegen, die lachen und weinen, tanzen und trinken können, nicht
ganz so wirklich, so realistisch, wie es heute beliebt wird, aber
dafür etwas liebenswürdiger. — Es ist verwunderlich genug,
daß zu einer Zeit, wo der Begriff der deutschen Nationalität trotz
der Nachwirkungen der Revolutionszeit den norddeutschen Künstlern
mit wenigen Ausnahmen nur zu verschwommenen Idealfiguren
Anregung bot, der Franzose oder französische Schweizer neben
den süddeutschen Knaus und Defregger auf den deutschen Bauern-
stand zurückging und hier in naiver Anschauung, die allerdings
von einem freundlichen, lebensfrohen und glücklichen Temperament

Gtto von teirner „Aus meinen: Zettelkasten".
(Berlin, Verein der Bücherfreunde), geb. 5 M.


Ld. von Gebbardt 6el, (ca. Is880).
 
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