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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0088

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-tZalurfarscher-Versammlung in Braun-
schwetg.

ie 69. Naturforscher-Versammlung, welche
Ende September zu Braunschweig tagte,
ist dadurch bemerkenswert, das; hier die
wissenschaftliche Photographie zum erstcnmale
als besondere Sektion auftrat und der Photo-
graphie die erste gemeinsame, öffentliche
Sitzung aller Sektionen eingeräumt war
Auf der damit verbundenen photographischen
Ausstellung wurde ein guter Ueberblick über
die Gesamtleistungen der wissenschaftlichen
Photographie gegeben. Die von 35 Teil-
nehmern besuchte Sektion für wissenschaft-

liche Photographie wurde von Prof. Max
Müller und Vr. A. Miethe geleitet. Letzterer
hielt einen lehrreichen Vortrag über die
Fortschritte der photographischen Optik. Die-
selbe sei als eine deutsche Wissenschaft anzu-
sehen, und Deutschland könne stolz darauf
sein, daß es die Wiege und die Pflegestätte
der photographischen Optik gewesen und ge-
blieben sei. Vr. v. Rohr besprach das Planar,
das neueste aus der Werkstätte von K. Zeih
in Jena hervorgegangene Objektiv. Vr.Prccht
(Heidelberg) erörterte die Gültigkeit des
Bunsen-Roscoeschen Gesetzes für Brom-
silbergelatine. Er machte fernerhin Mit-
teilung von einem neuen, eigenartig zu-
sammengesetzten Entwickler. Prof. Krone
(Dresden) sprach über das gegenseitige Ver-
halten von Stoffen in der Photographie,
lieber photographische Erfahrungen in den
Tropen berichteten Vr. Abegg und Vr. Lorcnt.
Vr. Schürmeher hielt einen Vortrag über
mikrophotographische Technik und Vr. Knauer
über Blitzlichtfolien. In der gemeinsamen
Sitzung sämtlicher Sektionen war Pros. H.
W. Vogel der Hauptredner; in einem
glänzenden Vortrage erläuterte er die Be-
deutung der Photographie und ihre ge-
schichtliche Entwickelung. Wichtiges Neue
brachten die Auseinandersetzungen von R. du
Bois-Reymond über die Photographie als
Forschungsmittel zur Kenntnis der Lehre
vom Stehen und Gehen. Es folgte eine
Reihe von Projektionsvorträgen, zum Teil
unter Vorführung kinematographischer Auf-

nahmen. Zu dem Bedeutsamsten gehörten
die Demonstrationen von Vr. L. Braun
(Wien) über die Anwendung des Kinemato-
graphen für das Studium und die objektive
Darstellung der Herzbewegung. Die ge-
öffnete Brusthöhle des mit Curare gelähmten
Hundes hatte Braun mit dein Kinemato-
graphen dergestalt ausgenommen, daß die
Pulsationen des frei gelegten Herzens ans
dem Projektionsschirme in vortrefflichster
Weise sichtbar wurden.

Professor Selenka erfreute durch Pro-
jektion seiner mit Anilinfarben vorzüglich
kolorierten Aufnahmen aus Japan und
Indien. Vr. Kohl-
rausch (Hannover) und
Or. E. Schuster (Ber-
lin) zeigten Reihen-
bilder des Ganges
gesunder und nerven-
kranker Personen.
Prof. Lassar (Berlin)
führte seine von frühe-
ren Ausstellungen her
bekannten, vortrefflich
kolorierten Ausnahmen
Hautkranker vor.

Verschiedene Red-
ner behandelten die
Röntgen - Photogra -
phie. Vr. M. Levy ^
(Berlin) glaubt durch
Anwendung von
Films, welche aus
beiden Seiten mit
Emulsion überzogen
sind, unter gleich-
zeitiger Benutzung von
zwei Verstärkungs-
schirmen eine Herabsetzung der Expositions-
zeit auf den fünfzehnten Teil der sonst
notwendigen Zeit herbeiführen zu können.
Mehrere Redner wollten beim Arbeiten
mit Röntgenstrahlen die direkte Beobachtung
der photographischen Aufnahme vorziehen.
Thatsache bleibt, daß bei den Durchsirah-
lungen die Netzhaut des Auges (selbstver-
ständlich unter Benutzung eines Schirmes
von Baryumplatinchanür) an Empfindlich-
keit der Bromsilberplatte weit überlegen ist.

Der erste Versuch, die wissenschaftliche
Photographie auf der alljährlich ftattfindeuden
Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte einzubürgern, ist demnach als völlig
geglückt zu bezeichnen. In Zukunst wird
bei diesen Versammlungen die Photographie
nicht wieder fehlen dürfen.

Mchtficljcrc Vunkelzimmerbcleuchtung.

Vr. Precht berichtet im „Photogr.
Zentralblatt" über seine Untersuchungen von
rotem Seidenpapier, welches zur Dunkel-
zimmerbeleuchtung sich eignet. Bei der spek-
troskopischen Prüfung der vier Sorten von
rotem Papier, wie dasselbe zur Herstellung
roter Blumen verwendet wird, ergab es sich,
daß die beiden dunkelsten Papiersorten für
photographische Zwecke zu brauchen find.
In einfacher Lage zeigen alle Papiere feine
Löcher, welche weißes Licht hindurchlassen.
Schon in doppelter Lage verschwinden die
Löcher vollständig, und es gehen nur rote

Dorfstraße.

Strahlen hindurch, während Gelb, Grün,
Blau und Violett vollkommen verschluckt
wird. Das Spektrum ist gleichwertig mit
demjenigen von Massivrubinglas. Die
doppelte Papierlage ist dem gewöhnlichen
Rubinglas weit überlegen; sie erhellt den
Dunkelraum besser als Massivrubinglas.
Durch Bekleben der Fensterscheiben mit dem
roten Papier läßt sich also in einfachster
Weise schnell eine Dunkelkammer Herrichten.

Um photographische Bilder auf-Marmor
herzustellen, übergießt man den sorgfältig
geschliffenen, unpolierten Marmor mit fol-
gender Lösung:

Benzin. 500 ccm

Gereinigtes Terpentinöl 500 ccm

Asphalt.50 g

Wachs.5 A.

Nach dem Trocknen dieses Ueberzuges
belichtet man unter einem Negativ in der
Sonne etwa 20 Minuten, entwickelt das
Bild mit Terpentin oder Benzin und wäscht
dann zuerst mit Benzin und dann mit
Wasser. Nunmehr wird der Rand der Platte,
wo das Bild nicht erscheinen soll, mit Schel-
lackfirnis überzogen und dann die ganze
Platte in ein Anilinbad (Methylviolett,
Bismarckbraun, Fuchsin oder dergl.) ge-
taucht. Sobald die Farblösung genügend
in die Poren des Marmors eingedrungen
ist, schleift man die äußerste Oberfläche vor-
sichtig ab und poliert dann dieselbe.

Verwandlung von Blaudrucken in
-Dchwarzdrucke.

*7>ie gewaschenen Blaudrucke läßt man aus
einem schwachen Silberbad (1—2 proc )
schwimmen, auf welchem das Bild fast ganz
verschwindet. Man wäscht in mehrfach ge-
wechseltem Wasser und entwickelt nun im
Eisenoxalat-Entwickler. Um den Ton zu
verbessern, badet man die Bilder zuerst
in einem schwachen Salzsäurebad (1: 500)
und dann in einem schwachen Ammoniak-
bad (k:I000).

Bücherfchau.

Prof. vr. I. Scheiner. Die Photo-
graphie der Gestirne. Leipzig 1897. Verlag
von W. Engelmann. Preis 21 M.

Scheiner, der durch seine ausgezeichneten Arbeiten
bekannte Astronom an der Potsdamer Sternwarte, giebt
in vorliegendem, umfangreichem Werke tine er-
schöpfende Darstellung der Himmelsphotographie. Ter
erste Teil behandelt die Herstellung und Verwertung
von Himmelsaufnahmen, der zweite die Photometrie
und Entstehung der photographischen Bildn: der
dritte ist der Geschichte der Himmelsphotograps,ie und
den Ergebnissen der letzteren gewidmet. Höchst wert-
voll sind Scheiners Unteriuchungen über Irradiation,
welche zur Folge hat, das, die Sterne nicht als
Punkte, sondern als Scheiben sich abbilden. Ein
Atlas von ll Heliogravüretafeln enthält besonders
charollermiicbe Aufnahmen._

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:

vr. R. Neubauß, Berlin, ^V., Landgrafen,Ir. ll-

llkdaktiollslchluß ^!. Skt. 1897. — kuegabt 4. Ilov. 18l>7

Inhalt des vierten Destes. rert: Henriette
Mendelsohn. Berliner Atelier-Skizzen: Paul
Meyerheim. — Eugen Bracht. — Franz Skarbina.

! — Max Koner. — Aphorismen. — P. Hann.

Löwen auf der Flucht. — Personal- und Atelier-
Nachrichten. — Denkmäler. — Ausstellungen und
Sammlungen rc. rc. — Der Amateur-Photograph —
Dikderöeitagen: Paul Meyerheim. Im
zoologischen Garten. — Franz Skarbina. Im
j Zentrum Berlins. — Max Koner. Bildnis. —
! F A. v. Kaulbach. Frau Wilhelm von Kaulbach(i).

Herausgeber: Friedrich pccht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwach.

veriagsanstalt L. Briiikm-inn A.-«. in Manchen, «anlbnchsteahe 22. — veu-kniann'sche Buch- und Knnstdrnckceri in München.
 
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