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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0366

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AnKstclluiigen für Künstlerische Wholo-
grsphie in Sydenham bei Tondon, in
Wariß und Drüssei.

Mai d. I. fanden zu Sydenham bei
—) London, Paris und Brüssel drei große,
photographische Kunstausstellungen statt,
welche in vortrefflicher Weise einen Ueberblick
über den gegenwärtigen Stand der künstle-
rischen Photographie gaben. Das gleich-
zeitige Tagen genannter drei Ausstellungen

Aus Lriedrichsrods.

Aufnahme von N?. Großmann in Blasewitz.

hatte naturgemäß Zersplitterung zur Folge,
denn die Engländer hatten ausgiebig nur
Sydenham beschickt. In Paris und Brüssel
war dagegen das europäische Festland viel
besser vertreten. Wem es aber vergönnt
war, die drei Ausstellungen in unmittel-
barer Folge zu besuchen, konnte einen Ueber-
blick über die Gesamtleistung der künstle-
rischen Photographie gewinnen, wie dies
durch eine einzige Ausstellung kaum je er-
möglicht wird.

Es würde den hier verfügbaren Raum
weit überschreiten, wollten wir auf einzelne
Aussteller oder gar auf die einzelnen Bilder
genauer eingchen. Wir beschränken uns also
darauf, einige allgemeine Gesichtspunkte zu
erörtern. In Paris handelte es sich um
die alljährliche Ausstellung des Photoclub,
in Brüssel um die Feier des 25 jährigen Be-
stehens der ,Hssc>ciutic>i> k>el§e cke klioto-
ArLpiüe-. Die Sydenham-Ausstellung war
Von der »kozcul kbotoZrsplüc: Lociet)-- ins
Leben gerufen, also von einer Fachphoto-
graphen-Gesellschaft. In richtiger Erkenntnis
der gegenwärtigen Strömungen hatte man
hier aber der künstlerischen Photographie
breitesten Raum gewährt und die hervor-
ragendsten Kunstphotographen zur Be-
schickung eingeladen.

Es will erlernt sein, gute Bilder gut
auszustellen. Nach dieser Richtung hin hatte
Paris entschieden den Vogel abgeschossen.
Teils belehrt durch mehrjährige Erfahrung
(es handelte sich um die fünfte Jahres-
ausstellung) teils unterstützt durch sehr
günstige, äußere Bedingungen war ein
Werk geschaffen, welches für alle späteren
Ausstellungen vorbildlich bleibt. Der präch-
tige Oberlichtraum in der r6nlerie ckes
clisuips elxsäesr ist mit seiner dunkelrot-
seidenen Wandbekleidung besonders ge-j
eignet, die Bilder buchstäblich ins best^
Licht zu setzen. Geschmackvolle und ver-
nunftgemäße Anordnung hatte das übrige
gethan, um jeden Wunsch nach ander-
weitiger Aufstellung im Keime zu ersticken.

Den deutschen und österreichischen
Ausstellern war der Ehrenplatz einge-
räumt — nicht mit Unrecht, denn neben
den Werken französischer Kunst war aus
genannten Ländern das Vorzüglichste ein-
gesendet. Oesterreich, vertreten durch den
Wiener Camera-Club, hatte die Bilder
geschickt, welche bereits auf der Februar-
Jubiläums-Ausstellung zu Wien und
dann in der „Urania" (Taubenstraße) zu
Berlin in weitesten Kreisen gerechtes Auf-
sehen erregten. Wegen des beschränkten
Raumes mußten die Bilder in Paris
etwas eng ausgehängt werden und kamen
daher nicht in so vorzüglicher Weise zur
Geltung, wie kurz zuvor in Berlin.

Neben Wien hing Deutschland — oder
sagen wir lieber richtiger: Hamburg; denn
neben Hamburg verschwanden die übrigen
aus Deutschland eingesendeten Bilder bei-
nahe vollständig. In dieser Abteilung be-
hauptete der Gummidruck fast ausschließlich
das Feld: voran die Gebrüder Hoffmeister
mit älteren und neuen Bildern. Man mag
über die neueste Kunstrichtung denken wie
man will: als geschlossenes Ganze, wo
^ allerwärts die einheitliche, ziclbewußte Füh-
rung zum Ausdruck kommt, machte diese
! Abteilung einen überwältigenden Eindruck.
So manches Bild, welches man durch Re-
produktion in photographischen Zeitschriften
bereits kennt, welches aber in dem kleinen
Maßstab nicht zur Geltung kommt, oder
wohl gar nur seine Fehler hervorkehrt,

! wirkte hier geradezu packend. Wir wollen
nur Eimbecks „Schweigen" namhaft machen.
Dutzende anderer Bilder verdienten in gleicher
Weise genannt zu werden. Den Deutschen
und Oesterreichern gegenüber, aber in man-
gelhafterer Beleuchtung, hing der Pariser
Photoclub, selbstverständlich durch die aller-
ersten Namen vertreten.

Gegen genannte Leistungen fielen die
beiden Enden des Saales wesentlich ab.
Allerdings hatte dies zum großen Teil
darin seinen Grund, daß England, ebenso
wie Belgien, seine besten Bilder für die
eigenen Ausstellungen zurückbehalten und
nicht nach Paris gesendet hatte.

Nun nach Brüssel. Die Ausstellung
fand in dem eigens für derartige Zwecke her-
gerichteten Gebäude des >Orde nrüstigue-,
im „Park" vor dem königlichen Schlosse,
statt. Freilich bildet grobe Leinewand keinen
Ersatz für seidene Tapeten; doch das sind

Aeußerlichkeiten, über die wir hinwegsehen
müssen, welche aber die Gesamtwirkung nicht
unerheblich beeinträchtigen- Was die An-
ordnung der Bilder anbetrifft, so können
wir der Ausstellungsleitung Vorwürfe
nicht ersparen. Nach welchen Grundsätzen
die Bilder aufgehängt waren, ließ sich
nicht erkennen. Weder nach Ländern, noch
nach Schulen, noch sonst nach erkennbaren
Grundsätzen hatte man sie angeordnet. Maß-
gebend schien nur die Gesamtgröße des ge-
rahmten Bildes zu sein; denn die größten
(aber nicht immer die besten) Sachen hingen
in der Regel in der Mitte der Wände.
Wozu dies? Wir wollen auf Ausstellungen
dieser Art nicht Rahmen in mehr oder
minder symmetrischer Anordnung bewun-
dern, sondern Ziele und Ergebnisse be-
stimmter Länder und bestimmter Schulen
kennen lernen. Zu diesem Zwecke muß aber
beisammen hängen, was zusammen gehört.
— Wohl am schwersten hatte unter der Miß-
gunst dieser Verhältnisse die Hamburger
Schule zu leiden. In Brüssel befanden sich
aus Hamburg ungefähr dieselben Auf-
nahmen, wie in Paris; aber zerstreut auf
sieben bis acht Ecken und Wandflächen fehlte
jede imponierende Gesamtwirkung. Das
eigenartigste Hamburger Bild: Eimbecks
„Schweigen", hatte man (noch dazu mit
falscher Bezeichnung im Katalog) glücklich
in die ungünstigste Ecke bugsiert. Auch
^ fand sich — im Gegensätze zu Paris — in
der Brüsseler Ausstellung nicht weniges, was
um ein Jahrzehnt zu spät auf eine photo-
graphische Kunstausstellung geschickt war.

In Sydenham bildete die künstlerische
Abteilung nur ein Anhängsel zu der Aus-
stellung photographischer Apparate und Ge-
brauchsartikel. Freilich war diese Abteilung
von den ersten englischen Kräften aufs vor-
^ züglichste beschickt. Die Gesamtwirkung wurde
allerdings durch die übergroßen Aus-
messungen des Riesenpalastes, noch viel
mehr aber durch das Jahrmarklmäßige der
ganzen Ausstellung nicht unerheblich beein-
trächtigt. In unmittelbarster Nähe von
Verkaufsbuden für Kinderspielzeug und
Seife, im beständigen Anhören von Orgel-,
iTanz- und sonstiger Musik schwindet die
Möglichkeit, sich in ein Kunstwerk zu ver-
tiefen. Neuhauß.

Vrirflrslsten.

Abonnemenls-Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Herrn G. p. in Badenweiler. Sie beklagen sich,
daß bei ihren Versuchen, Gummidrücke herzustellen,
alle Einzelheiten besonders in den Halbschatten sort-
bleiben. Mackien Sie einen Versuch damit, das Papier
von der Rückseite aus zu belichten.

llediktümslchiaß 2l. Mai l8S8. — sz»sgade e Ztitii I8S8.

Inhalt des achtzehnten Bestes, rer«: Or.

Karl Voll. Die V. Internationale Kunstausstel-
lung der „Münchener Secession" (I). — Otto
Erich Hartleben. Der römische Maler. —
Aphorismen. — Karl v. Vincent i. Tie Wiener
Jubiläums-Kunstausstellung. — Personal- und
Atelier-Nachrichten rc. -c. — Der Amateur-Photo-
graph. — Aitderkeilagen: Karl Haider. Früh-
ling. — Jean Beraub. Im Garten eines
Irrenhauses. — Jlja Jefimowitsch Repin.
Schipszieher an der Wolga — Andre Brouil-
let. Der Empfang des Zaren und der Zarin
durch die Academie Francaise.

Herausgeber: Friedrich j)echt. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

verlagsanslalt L. Bruckmann A.-G. in München, Kaulbachstraße 22. — Bruckmann'sche Buch- und Aunstdruckerei in München
 
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