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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Hann, Pauline: Jahresausstellungen in New York
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0335

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2S§

^ahresausstellungen in New vork.

IahreFauFftellungen in Oeiv Uortz.

von P. Dann.

Zwanzig Jahre sind verstrichen, seit sich eine Gruppe
^ junger Maler, darunter La Farge, Gifford, Chase,
die unter dem Sammelnamen „die Münchner" gingen,
weil die meisten einen Teil ihrer Studienzeit an der
Isar verlebt hatten, zusammenfand, um, müde der ein-
engenden Vorschriften der „Academy" einen eigenen Verein
auf breiter, liberaler Basis zu gründen, die Gesellschaft

Form; die tastenden Versuche sind überstanden, die ^rtists
wissen nicht nur, was sie wollen, sie können auch,
was sie wollen. Besonder» Glanz verleihen dieser Aus-
stellung zwei Künstler, beide Revolutionäre, beide im
Auslande lebend, aber von ihren Landsleuten hoch-
geschätzt, Sargent und Whistler. Man hat ihnen
Ehrenplätze im Vanderbilt-Saale eingeräumt. Dem Ein-


Ed. von Gebhardt 6el. (ca. js867).

amerikanischer Künstler (Lociet^ ol ^ineriasn ^.rtists).
Aus diesen bescheidenen Anfängen hat sich einer der
einflußreichsten Faktoren des New Porter Kunstlebens
entwickelt. Sein 20 jähriges Jubiläum wird von zwei
scharf kontrastierenden Begebenheiten begleitet. Die erste
ist die Secession von zehn Malern, welche den .^rtisis
vorwerfcn, sie seien nun selber engherzig und zopfig ge-
worden, dächten nur an den pekuniären Vorteil, statt reine
Kunstzwecke zu verfolgen, Parteilichkeit herrsche in Auf-
nahme- und Hängekommission, die Aufrührer von ehemals
seien Reaktionäre in Kunstsachen geworden; die zweite ist
die Eröffnung der zwanzigsten Jahresausstellung, die ent-
schieden nicht nur die glänzendste sondern auch die aus-
geglichenste ist, welche je im kine-^rto-LuilclinZ stattfand.
Freilicht und Impression beherrschen nach wie vor die
Wände der Ausstellungssäle, aber in reifer abgeklärter

gange gegenüber hängt Sargents Doppelporträt eines
jungen Ehepaares aus den hiesigen Millionärskreisen,
Mann und Frau in weißen Sommerkostümen im Freien,
die lachende, lebenslustige Dame voran, der ernste Ge-
mahl etwas weiter zurück auf dcn Beschauer zuschreiteud,
ein in seiner Lebendigkeit, in seiner Lichtflut, im Aus-
druck der Gesichter und Behandlung der Stoffe geradezu
hinreißendes Bild, nur erscheinen die Köpfe der beiden
sehr großen Menschen unverhältnismäßig zierlich und
klein. Rechts und links von diesem Gemälde hängen
zwei charakteristische Whistlers, diebeweisen, daß dieser
geniale aber schrullenhafte Meister noch im Besitz aller
seiner Gaben ist, das eine „Westminster-Brücke" in warmen
Farbentönen und mit wundervoller Ausarbeitung aller
Details der Konstruktion und des bewegten Treibens,
das andere „Die blaue Woge", mit impressionistischer
 
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