Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (13.1897-1898)

Aufstellungen für künstlerische Pljoto-
gr.ipgie.

nter den jüngst veranstalteten Ausstel-
lungen für künstlerische Photographie
nimmt einen hervorragenden Platz diejenige
ein, welche der Kamera-Club zu Wien ins
Werk setzte. Genau genommen handelt es
sich um eine Reihe schnell auseinander fol-
gender Ausstellungen, von denen jede einem
besonderen Lande gewidmet ist. Wir wiesen

bildet eine Mischung von Pariserblau,
Gummigutti und Crapprot. Das ziemlich
dünne Negativ wurde 15 Minuten in bester
Sonne kopiert; die Entwickelung in kaltem
Wasser dauerte 20 Stunden. Zum Schlüsse
wurde in einer Alaunlösung gebadet und
gründlich ausgewaschen.

Besonders reich vertreten waren die
mehrfarbigen Gummidrucke (Schöller, Watzeck,
Henueberg u. s. w.). Bewunderungswürdig

Laxri. Blick auf drn Vesuv.
Aufnahme von s?aul Huth in Wörmlitz.

in Heft 11 dieser Zeitschrift bereits darauf!
hin. Die Januar-Gruppe dieser Ausstellung,
welche aus dem deutschen Reiche beschickt war, i
bot eine Anzahl recht hervorragender Ar-
beiten aus Berlin, Hamburg, München u. s. w.
Außerordentlichstes Interesse erweckte die j
zweite, österreichische Abteilung (Februar):
sie umfaßte 108 Gemälde, von denen jedes
einzelne als vollendetes Kunstwerk gelten
dmf. Ausgestellt halten die Herren: K. Graf
Chotek, L. David, L. Ehmann, E. Elias,
M. Graf Eszterhazh, A. Hauger, vr. H.
Henneberg, V. F. Hennig, L. Hildesheimer,
H. Kühn, R. Lewisch, A. Freiherr v. Liebig,
A. Ritter v. Löhr, C. Oncken, A. Rath,
A. Freiherr v. Rothschild, vr. E. Sassi,
PH. Ritter v. Schöller, vr. F. V. Spitzer,
W. Stadler, Rob. Ritter v. Stockert, I. C.
Stone, vr. I. Strakosch, L. Susanka, F.
Velusig, vr. F. Freiherr v. Waldberg, Prof.
Watzeck und B. Widimsky.

Daß neben Platin-, Pigment- und
Bromsilberdrucken der Gummidruck eine
Hauptrolle spielen würde, war vorauszu-
sehen. Eine in seiner Wirkung vortreffliche
Abänderung des Gummidruckes führte
I- C. Stone im Bilde Nr. 209 vor: Nicht
zu grobkörniges Zeichenpapier wurde mit
Chromalaungelatine überstrichen und letztere
mit einem Schwämmchen verrieben. Den
Grundton für die schwärzlichen Halbtöne

bleibt, was sich mit diesen so schwierigen
und in seinen Erfolgen so unsicherem Ver-l
fahren bei nicht zu geringfügiger Menge
Engelsgeduld erreichen läßt.

Genannte österreichische Abteilung ist
Milte März nach Berlin übergeführt und
für einige Wochen im Oberlichtsaale der
„Urania" (Taubenstraße 48) ausgestellt;
von hier wird sie die Weiterreise nach Paris
zur fünften Jahresausstellung des Photoclub
(9.—29. Mai in der Valerie lies Lkamp8
IÜ)-sees) antreten. Von der >Koval Llloto-
grLpbic Lociet)-- wird vom 27. April bis
14. Mai d. I. im Krystallpalast zu Syden-
ham bei London eine großartige, photo-
graphische Ausstellung veranstaltet, welche
das Gesamtgebiet der Photographie umfaßt.
Der künstlerischen Photographie ist ein
Ehrenplatz eingeräumt. Von der Geschäfls-
leitung sind besondere Anstrengungen ge-
macht, um einen guten Ueberblick über den
gegenwärtigen Stand der Farbenphoto-
graphie zu geben. Das Ganze verspricht
sehr interessant zu werden und einen Aus-
flug nach Sydenham zu verlohnen.

Die Reihe der diesjährigen Frühjahrs-
ausstellungen beschließt die im Mai zu
Brüssel stattfindende Jubiläumsausstellung
der »Association Leige cke Lbotogrspllie-.

Genannter Verein feiert damit gleichzeitig
sein 25 jähriges Bestehen.

Wer also Zeit und Geld hat, die ge-
nannten Hauptstädte aufzusuchen, findet
überreiche Gelegenheit, sich mit dem gegen-
wärtigen Stande der künstlerischen Photo-
graphie bekannt zu machen und sein Urteil
und seinen Geschmack zu bilden. Leider ist
es den abseits von den großen Verkehrs-
mittelpunkten wohnenden Amateuren, denen
die Mittel zu weiteren Reisen nicht zur
Verfügung stehen, immer noch kaum mög-
lich, durch Anschauung guter Aufnahmen
unserer ersten Kräfte ihr eigenes Können zu
fördern. Die zum E.jatz für Ausstellungen
eingerichteten Wandermappen erfüllen den
Zweck, die künstlerische Photographie zu
heben, in keiner Weise. Abgesehen davon,
daß in diesen Mappen die wenigen guten
Sachen durch den minderwertigen Bilder-
ballast geradezu erdrückt werden, kommt die
künstlerische Aufnahme nur dann voll zur Gel-
tung, wenn sie in geeigneter Beleuchtung in
geschmackvollem Rahmen an der Wand hängt.

Die jetzt allerwärts vorhandenen
Amateurvereine sollten daher in erster Linie
ihr Augenmerk darauf richten, ganz kleine,
aber ausgewählte Ausstellungen zu ver-
anstalten. Unsere ersten Amateure in Wien,
Hamburg, Berlin und anderen Städten werden
zu diesem Zwecke sicherlich ihr Bestes hergeben.

Briefkasten-

Worten nur hier. Briefmarkenb'eisügung ^dabcr zwecklos. —

Herrn S. in Srefeld. Lesenswerte Schriften über
künstlerische Photographie sind folgende: Robinson.
„Der malerische Effekt in der Photographie", (deutsch
von C. Schiendl); Halle a S, W. Knapp, vr. F.
Stolze. „Die Stellung und Beleuchtung in der Photo-
graphie" ; Halle a. S., W. Knapp. Prof. Alfred
j Lichtwark. „Die Bedeutung ver Amateurphotographie"-
Halle a. S-, W. Knapp, vr. A. Miethe. „Künstlerische
.Landschaftsphotographie".- Halle a. S., W. Knopp.
I I. Raphaels. „Künstlerische Photographie",- Düpel-
dorff E. Liesegang. A. Horsley Hinton. „Künstle-
rische Landschafts-Photographie", (deutsch von E.
Taube).- Berlin, Gustav Schmidt. H. Kretschmann.
„Die Photographie — eine Kunst?", Halle a. S.,
Peter. Neben anderen Vorzügen enthält das Buch von
M'ethe den reichsten Bilderschmuck, der sür ein Werk
dieser Art, wo sich das Bild niemals durch das Wort
ersetzen läßt, geradezu unentbehrlich ist.


//i?//. /r, //c/r .1/. F-7^.

Uedakttonstchluß 2«i. Zllärr 1898. — Ausgabe 7. Zpril 1898.

Inhalt des vierzehnten Bestes, tzert: H.

Vollmar. Peter Janssen. — Personal- und
Atelier-Nachrichten. — Ausstellungen und Samm-
lungen rc. rc. — Der Amateur-Photograph.—
Ailderöeitagen: Peter Janssen. Sophie von
Brabant zeigt ihren Sohn den Hessen. — Der-
selbe. Tie hl. Elisabeth in ihrem Spital mit
Konrad von Marburg, ihrem Beichtvater. — Der-
selbe. Kaiser Friedrich II. entläßt nach Preußen
ziehende Ritter des deutschen Ordens. — Ter.
selbe. Feldarbeit.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz schwärtz.

verlagsanfialt F. Bruckmann A.-G. in München, Aaulbachstraße 22. — Bruckniann'sche Buch- und Runstdruckerei in München.