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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Jubiläums-Kunstausstellung, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0396

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Die Wiener Hiibilättms-Vilnstaiisstclluiig. Don Varl r>. Vincenti. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

besser wäre, als das nach Brot gehen. Daß der Kampf ums Dasein
nämlich keineswegs die unumgängliche Vorbedingung für ein
ehrliches und künstlerisch erfolgreiches Schassen ist, beweisen eine
große Anzahl von Künstlern aller Art, die, ohne Nahrungs-
sorgen jemals gekannt zu haben, doch in unablässigem Streben
ihr Bestes erreicht haben. Auch Georg Oeder, von dem wir
im vorliegenden Heft zwei Bilder bringen, gehört zu den Bevor-
zugten, denen die äußeren Umstände einer sorgenlosen Existenz
und eines von Hause aus gepflegten, vornehmen Schönheits-
sinnes die Künstlerlaufbahn erleichterten. Geboren 1846 in der
alten Kaiserstadt Aachen, die der Düsseldorfer Kunst schon so
manchen tüchtigen Maler gegeben hat, widmete sich Georg Order
zunächst der Landwirtschaft, und erst 1869, und zwar ohne sich
einer Schule oder einem bestimmten Vorbilde anzuschließen, der
Landschaftsmalerei. Seine Motive entnahm er der heimatlichen,
niederrheinischen Gegend, die er in überaus fein und subjektiv
aufgefaßten Stimmungen zu beobachten und wiederzugeben ver-
steht. Die Uebcrgangszeiten im Vorfrühling und Spätherbst
bevorzugt er für seine Darstellungen ebenso das gebrochene Licht
des dämmernden oder wolkenbedeckten Himmels. Sonnige,
sommerliche Landschaften hat er wohl kaum gemalt, eher den
Winter, aber auch diesen nur von der melancholischen Seite
aufgefaßt. Bei der vor sieben Jahren eingetretenen Spaltung
der Düsseldorfer Künstlerschaft stellte sich Oeder energisch auf die
Seite der Sccessionisten, zu denen er in seiner individuellen
Naturauffassung auch gehört. — Nicht minder bemerkenswert als
seine eigene, malerische Thätigkeit, ist seine Bedeutung als För-
derer der hiesigen kunstgewerblichen Bewegung und als Sammler.
So ist seine Wohnung in der Jakobistraße dicht am Malkasten
das Muster einer mit feinstem Kunstsinn ausgestatteten Häus-
lichkeit, in der fast jeder Schmuck nach eigenen Entwürfen her-
gestellt ist. Sciyx Sammlung alter japanischer Farbenholzdrucke
ist als einzig in ihrer Art berühmt geworden. Nachdem Oeder
schon verschiedene Medaillen erworben hatte, wurde er vor zwei
Jahren mit dem Professortitel ausgezeichnet. I8MSI

— Wien. Aus Anlaß der Jubiläumsausstellung erhielten
unter anderen das Ehrendiplom Gustav Schönleber (Karls-
ruhe), die große goldene Staatsniedaille Max Klinger
(Leipzig) und Max Koner (Berlin), die kleine goldene Staats-
medaille Carlos Grethe (Karlsruhe), Willy Hamacher und Carl
Langhammer (Berlin), Fritz Hausmann (Frankfurt a. M.), Hugo
Mühlig (Düsseldorf). 18244s

— Zürich. Der Maler Rudolf Koller, der vor kurzem
seinen 70. Geburtstag feierte, ist von der philosophischen Fakultät
der hiesigen Hochschule zum Ehrendoktor ernannt worden.

— Berlin. Der Kaiser hat dem Maler William Pape
den Auftrag erteilt, den Akt der Konfirmation des Kronprinzen
und des Prinzen Eitel Friedrich in einem Gemälde zur Darstellung
zu bringen. — Das Denkmal Kaiser Wilhelms des Großen auf
der Dorfaue in Groß-Lichterfelde wurde vor kurzem feierlich
enthüllt. MsZi

— München. Graf Schacksches Reisestipendium.
Um genanntes Stipendium hatten sich scchszehn junge deutsche
Maler beworben. Dasselbe wurde auf Grund der eingeschickten
Arbeiten und Studien vom Kollegium der Akademie der bildenden
Künste dem Kunstmaler Franz Th oma in München zugesprochen-
— Maloja, lieber das von uns bereits erwähnte, für die
Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 bestimmte „Engadin-
Panorama", das eine Leinwandfläche von 3645 gm einnehmen
soll und in einer Höhe von 18 m mit einer Entfernung des Be-
schauers von 10—12 m vom Bilde zu denken ist, äußen sich
Giovanni Segantini selbst, wie wir dem „Fr. Rhätier"'ent-
nehmen, folgendermaßen: „Das Panorama Engadin soll etwas
bis jetzt noch nicht Dagewesenes werden. Ich gedenke, die kolossalen
Felsmassen dieser Berge in ihrem vollen Licht und ihrer Klar-
yeit der Luft auf die Leinwand zu bringen, um dadurch den
Beschauer in die vollkommene Illusion zu versenken, auf hohen
Bergen zu sein, mit dem Gefühl der großen Stille, die nur durch
das Geläute in der Ferne weidender Herden unterbrochen wird.
Um die Illusion noch zu erhöhen, wird der Raum durch elektri-
sche Ventilation frische Luft zugeführt erhalten, wie man sie nur
auf einer Höhe von 2000 m finden kann. Die Besucher kommen
durch eine, durch Arven und Tannen sich schlängelnde Straße
und gelangen so aus ein Felsplateau (Felsen und Bäume werden
Natur sein); ein Teil des Felsens schaut gegen ein rauhes wildes
Thal, das zu den Gletschern führt. Hier pfeifen die Murmel-
tiere, und Rehe und Gemsen weiden und springen von einer
Felsplattc zur andern (auch 'die Felsen werden natürlich sein),
der andere Teil des Felsens schaut wie von einer schwindelnden


Mar Volkbart pinx.

Schlange umgleißt ihr die Füße. Auch Edmuud Klotz,
Kauffungen, der Münchener Moser („Pfarrer Kneipp"),
Seifert („Bauernfcld"), Dietrich bringen ausdrucksvolle
Grabdenkmäler; der Letztgenannte verewigt einen Mann
der Arbeit in dessen lebensvollem Marmorbilde und nennt
das Ganze sinnig „Ruhe nach der Arbeit". Porträtplastik
von Zeitlin („ErzherzogOtto"), Theodor CHarlemout,
Fcodora Ries („Marc Twain") erregen Interesse. Der
letztgenannten Russin und Hellmer-Schülerin Gipsstatue
„Tod" ist eine Stucksche Figur. Wolleks mährische
Königsgestalten (Bronze) und Breitners fein empfundene
Reliefs dürfen nicht vergessen werden. Für unsere
Medailleurkunst stehen Scharff, wie immer mit größtem
Erfolg, und Pawlik ein. Ein Wort der Anerkennung
darf schließlich den Kruppschen und Frömmelschen Bronze-
güssen nicht vorenthalten werden. Alles in allem, die
österreichische Kunst bedarf zur freudigen Steigerung ihres
Könnens und Wagens nur ein wenig gute Kunstpolitik
an maßgebender Stelle und kräftiger Anregungen. Letztere
werden in den beiden Ausstellungen unter der weißrotcn
wie der grünen Flagge reichlich geboten.

Düsseldorf. Georg Oeder. Wenn Lessing seinen
Maler darüber klagen läßt, daß die Kunst nach Brot geht, so
ist das trotz des frommen Wunsches des Prinzen meistens noch
immer nicht anders geworden, und das p. t. Publikum tröstet
sich darüber mit dem schönen, alten Wort, daß das Genie sich
schon Bahn bricht — als ob das sich Bahn brechen müssen viel
 
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