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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Lange, Konrad von: Primitivismus, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0229

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Josef Sattler. Illustration aus Heinrich Boos, „Geschichte der rheinischen Städtckultur".

(Berlin, I. A. Stargardt. Bespr. a. S. i(90).

Vrimitidl^mu§.

von Professor Ronrad Lange.

(Schluss a. d. dor. Hefte.) Nachdruck verboten.

^Aon dem unbewußten Primitivismus der Böcklin, Thoma und Klinger ist nun aber der bewußte prinzipiell
verschieden'. Und gerade dieser ist es, auf den ich es heute in erster Linie abgesehen habe. Er tritt uns
am deutlichsten im Holzschnitt entgegen.

Der Holzschnitt zeigte in seiner bisherigen Entwicklung zwei Richtungen, die beide in gleicher Weise,
aber mit verschiedenen Mitteln auf malerische Wirkungen ausgingen. Die eine, die uns z. B. in den Holz-
schnitten Menzels vorliegt, war ans dem Faksimileschnitt hervorgegangcn, die andere, die jeder aus unseren
illustrierten Blättern kennt, ist der Tonschnitt, der Wcißlinicnschnitt, den besonders die Amerikaner und Engländer
ausgebildet haben. Beide haben weit abgeführt von dem strengen Linienschnitt Dürers und seiner Zeitgenossen.
Bei beiden sind die technischen Möglichkeiten aufs höchste angespannt, um eine malerische Wirkling zu erzeugen.
Nun mit cinemmal beobachten wir einen Rückschlag, der sich in zwei verschiedenen Weisen äußert, als Archaismus
und als Primitivismus.

Der Hauptvcrtretcr des Archaismus ist Joseph Sattler, ein höchst begabter Künstler, der vom Kuustgewcrbe
zum Holzschnitt gekommen ist. Sein Ideal ist der strenge Linienschnitt des 16. Jahrhunderts. Aber er über-
trumpft das 16. Jahrhundert noch bei weitem durch seine Altertümlichkeit und Steifheit. Für einen Archäo-
logen und Heraldiker muß es ein wahres Vergnügen sein, seine Holzschnitte zu sehen. Sie sind so fabelhaft
„echt"! Viel „echter" als die Blätter Dürers. Du lieber Gott, bei Dürer merkt man doch immer noch, daß er die

rz

Die Kunst für Alle, XIII. 12. 12. Mürz 18stS.
 
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