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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0227

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Aufstellungen dc§ Lsmers-Lluü in Wien.
?>er durch seine Arbeiten auf dem Ge-
^ biete der künstlerischen Photographie
weltbekannte Camera-Club in Wien ver-
anstaltet gegenwärtig in seinen prächtigen
neuen Club-Räumlichkeiten (Wien I, Seiler-
stätte Nr. 16, Residenzhof) eine Reihe von
Ausstellungen, auf welchen nach einander
die verschiedensten Länder vertreten sein
werden: I—25. Januar Deutsches Reich;
1.—2b. Februar Oesterreich; 1.-25. März
Frankreich und Belgien; 1.—25. April
England und Amerika. Karten zum freien
Eintritt können vom Club-Sekretariate be-

Uus den Isaraurn.

Aufnahme von Ludwig firner in München.

zogen werden. Die Ausstellung ist täglich
von 12—6 Uhr geöffnet.

ckZeue Untersuchungen über Farben«
ptzotograMe.

o bemerkenswert die Fortschritte auch
sind, welche die künstlerische Photo-
graphie in den letzten Jahren machte, so
ist doch das Ziel der Kunstphotographen,
die richtige Farbenwiedergabe, noch nicht
erreicht. Zwar besitzen wir eine Reihe von
Verfahren, welche es gestatten, ohne Zu-
hilfenahme des Pinsels farbige Bilder her-
zustellen (Dreifarbendruck, Sellesches Ver-
fahren und farbiger Gummidruck), doch ge-
langt man hier stets nur auf Umwegen zu
den mehr oder minder (meist aber „minder")
natürlichen Farben: Es sind mit Lichtfiltern
drei gewöhnliche, farblose Negative zu fer-
tigen, die dann unter Zuhilfenahme beliebig
gewählter Farben über einander kopiert oder
gedruckt werden.

Das einzige Verfahren, welches die
Farben direkt in einer einzigen Aufnahme
wiedergiebt, ist das von G. Lippmann im
Jahre 1891 angegebene. Demselben hasten
aber so viele Mängel an und es ist so

schwierig auszusühren, daß es bis jetzt in
der ganzen Welt nur wenige Dutzend von
Bildern dieser Art giebt und nur eine äußerst
geringe Zahl von Experimentatoren erfolg-
reich auf diesem Gebiete arbeitete. Seit
vier Jahren hat Unterzeichneter dieser Me-
thode der Farbenphotographie besondere
Aufmerksamkeit gewidmet und sich bemüht,
die Fehlerquellen, welche erfolgreiches Ar-
beiten ungemein erschweren, zu ermitteln.
Die im verflossenen Sommer nach dieser
Richtung hin geführten Untersuchungen
waren nicht resultatlos, sodaß vielleicht zu
hoffen steht, (in Ermangelung von etwas
Besserm) dem Lippmannschen Verfahren
größere Verbreitung zu geben. Diese
Untersuchungen sind ausführlich in der
„Photographischen Rundschau" (1897, Heft
I I u 12, 1898, Hest 1, 2, 3) veröffentlicht.
Es würde uns viel zu weit führen, wollten
wir auf dieselben genauer eingehen. Nur
einige Ergebnisse mögen kurz angeführt
sein. Man muß bei dergleichen Aufnahmen
streng unterscheiden zwischen den reinen
Farben, wie sie der Spektralapparat zeigt,
und Mischfarben, wie sie allerwärts in der
uns umgebenden Natur vorhanden sind.
Für Spektralfarben eignen sich am besten
Eiweißplatten, die man in Auflösung von
Silbernitrat und gewissen Farbstoffen (Ery-
throsin und Cyanin) badet. Fehlschläge
treten hierbei nur selten ein: die Farben
sind ungemein leuchtend und die Spektren
zeigen ein vollkommen geschlossenes Band.
Leider sind — aus unbekannten Gründen
— derartige Platten für Mischfarben nicht
zu verwenden: man erzielt mit ihnen nie-
mals richtige Mischfarben; die ganze Bild-
schicht erscheint stets wie mit Gelb oder Rot
übergossen. Ausgeschlossen bleibt allerdings
nicht, daß man auch in dieser Beziehung
noch zu befriedigenden Resultaten gelangt.
Nach den Untersuchungen des Unterzeichneten
bessern sich die Verhältnisse nämlich wesent-
lich, wenn man die fertige Platte mit dem
Blutlaugensalz-Fixiernatron-Abschwächer be-
handelt.

Bei Mischfarbenaufnahmen bleiben wir
vorläufig auf unreife Bromsilber-Gelatine-
Emulsionsplatten angewiesen. Rezepte zur
Herstellung derselben finden sich in dem
vortrefflichen Buche von Valenta: „Die
Photographie in natürlichen Farben" (Halle
a. S , W- Knapp). Besonders schwierig ist
es, geeignete Gelatinesorten für derartige
Emulsionen ausfindig zu machen. Nach
langem Suchen fand Unterzeichneter in der
von Lautenschläger in Berlin (Oranien-
burgerstr. 54) bezogenen Gelatine ein sehr
brauchbares Fabrikat. Seltsamerweise ist
dies keine Emulsionsgelatine, sondern eine
Gelatine, die zur Herstellung von Speisen,
Bakterienkulturen u. s. w. Verwendung
findet.

Als sehr brauchbar erwies sich auch
Mischung von Gelatineemulsion mit Eiweiß.

Der Vermeidung von Schlieren, welche
auf den Platten äußerst störend wirken,
widmete Unterzeichneter besondere Aufmerk-
samkeit. Die Schlieren werden durch ver-
schiedenste Ursachen bedingt. Vor allem ist
> sorgfältigste Reinhaltung des Quecksilbers

notwendig. Fernerhin muß man dafür
Sorge tragen, daß in der Kassette das
Quecksilber schnell und gleichmäßig sich über
die Platte verteilt und nicht an irgend
einem Punkte heftig aufprallt.

Zu den wichtigsten Ergebnissen vor-
liegender Untersuchungen gehört der vom
Unterzeichneten gelieferte Nachweis des that-
sächlichen Vorhandenseins der von der
Zenker'schen Theorie geforderten dünnen
Blättchen. Die Erbringung dieses Nach-
weises scheiterte bis jetzt an der ungemeinen
Feinheit dieser Blättchen. Haben dieselben
doch nur einen gegenseitigen Abstand wie
die halben Wellenlängen des Lichtes, d. h.
einen solchen, der nach millionten Teilen
von Millimetern rechnet. Diese Dinge
stehen also, selbst bei Verwendung unserer
allerbesten Mikroskope, an der Grenze der
Wahrnehmbarkeit. Auf Querschnitte nach
Lippmannschen Bildschichten, die Unter-
zeichneter mit Hilfe unserer allerbesten Mi-
kroskope photographierte, zeigen sich deutlich
die dünnen Zenkerschen Blättchen.

Die Aussicht, daß wir doch zu einer
praklisch verwendbaren, photographischen
Wiedergabe der natürlichen Farben gelangen
werden, ist keineswegs gering. Nur muß
auf diesem Gebiete noch viel gearbeitet werden.
Der in Aussicht stehende Lohn dürste alle
Arbeit überreichlich auswiegen. Ernste Ar-
beit ist aber leider dasjenige, was wir bei
den Photographen am wenigsten finden:
Es wird unendlich viel geknipst, ein wenig
in Kunst gearbeitet oder nachgeahmt; aber
zielbewußtes Verfolgen eines vorgezeichneten
Weges gehört zu den großen Seltenheiten.

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Fy«? —/7/^.

Rcdzklionstchluß L. ?cbr. 1898. — Ausgabe 17. kebr. 1898.

Inhalt des elften Leftes. ?»t: Pros. Konrad
Lange. Primitivismus. — vr HermannDoll-
mayr. Alte Bilderrahmen. — Personal- u. Atelier-
Nachrichten rc. rc. — Der Amateur-Pkotograph.
— Wild erbeilagen: I. F. Overbeck. Christi Ein-
zug in Jerusalem. — FerdinandLudwigGraf.
Studienkopf. — Ferdinand Heilbuth. Ander
Seine. — Nico laus Gysis. Humoristische Zeich-
nung aus der Pilotyschule. — FrankKirchbach.
Goethe in Frankfurt.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Tchwartz.
 
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