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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0083

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so

Personal- nnd Atelier-Nachrichten. — Denkmäler.

Brühlschen Terrasse und dem kgl. Schlosse, gegenüber der katholischen
Hofkerche, errichtet werden soll. Das alte unscheinbare Finanz-
ministerialgebäude ist bereis gefallen; bisher glaubte man aber,
das danebenstehende Brühlsche Palais, das im Innern ein schönes
Treppenhaus und einen wohlerhaltenen Festsaal im Rokokostil
aufweist, in den Bau einbeziehen zu können. Jndcst, nachdem
sich herausgestellt hat, daß die Mauern nicht allzusest sind und
an dem Balkenwerk Schwamm und Fäulnis arbeiten, hat man
sich entschlossen, das Brühlsche Palais niederzureißen und das
Ständehaus von Grund aus neu zu errichten. Alles was in
dem alten Brühlschen Palais erhaltenswert erscheint, bleibt er-
halten, teils durch Photographie und teils durch Abformungen,
die eine Wiederherstellung der alten Reliefs ermöglichen. Der
Entwurf Wallots für das neue Ständehans zeichnet sich durch
die große Klarheit des Grundrisses aus; die beiden Hauptschau-
seiten sind durch kräftige Säulenstellungen ausgezeichnet. Die
Schauseite nach dem Schloßplatze zu wird in Einklang gebracht
mit dem König Albert-Denkmal, sofern man dabei bleibt, es auf
diesem Platze unterzubringen. Prof. Max Baumbach in Berlin,
der übrigens ein Sachse ist, hat nunmehr endgültig den Austrag
erhalten, das König Albert-Denkmal auszuführen. Er wird in
diesem Winter an die Arbeit gehen. 17628;

tr. Düsseldorf. Die von den hiesigen Historienmalern
Bruno Ehrich und Wilhelm Diringer ausgesührten Wand-
gemälde im Chor der Liebfrauenkirche in Trier sind am 3. Oktober
feierlich enthüllt worden. Die Ausmalung des Chores der alt-
ehrwürdigen Kirche, in der nur spärliche Ileberreste früherer
Malereien vorhanden waren, wurde im Jahre 1894 beschlossen;
an den Kosten beteiligten sich zu ungefähr gleichen Teilen die
Kirche und der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen,
der es als eine seiner vornehmsten Aufgaben ansieht, die Monu-
mentalmalerei zu fördern und in der langen Zeit seines Bestehens
schon eine große Zahl hervorragender Kunstwerke zu öffentlicher
Bestimmung gestiftet hat. Die Ausmalung des Chores bot eine
nicht geringe Schwierigkeit einerseits dadurch, daß die vorhandenen
Ueberreste der alten Malereien thunlichst erhalten werden sollten
und andererseits, daß es geboten war, die Malereien in Einklang
mit den architektonischen Formen der Kirche zu bringen, der-
gestalt, daß sie ein harmonisches Ganze bilden und um sie nicht als
Stückwerk erscheinen zu lassen. Die immensen Größenverhältnisse
der Liebfranenkirche machten die Unternehmung besonders schwierig.
Die beiden Künstler, bewährt durch ihre früher geschaffenen Krchen-
Malereien, haben diese Schwierigkeit dadurch glücklich überwunden,
daß sie die Bilderreihe mit sicherem Stil- und Raumgefühl kom-
ponierten und die von ihnen auf den Wänden ausgesührten
Bilder auf den Grundton der Architektur, den Sandsteinton
stimmten, wodurch sie eine einheitliche, harmonische Wirkung er-
zielten. Der Zyklus schildert das Leben der Maria von ihrer
Empfängnis bis zu ihrer Glorie, teils im Anschluß an die Marien-
legende. Im ganzen sind es elf Vollbilder, dazwischen eine
Reihe kleinerer Darstellungen, die nach der Art mittelalterlicher
Muster als symbolische und legendarische Darstellungen die Haupt-
momente der Geschichte Mariä ergänzen. Die elf Vollbilder stellen
dar: die Abweisung des kinderlosen Joachim mit seinem Opfer
durch den Hohenpriester; die Begegnung Joachims mit seiner
Gemahlin Anna an der goldenen Pforte; die Geburt Mariä;
die Darstellung der Maria im Tempel; die Vermählung Mariä
mit Joseph; Moses nnd Jesaias hinzeigend auf die Mutter mit
dem Kinde; die Verkündigung: die Geburt Jesu; die Begegnung
Mariä mit dem kreuztragenden Heiland; der Tod Mariä und
die Krönung Mariä. Zwischen dem ersten und zweiten Bilde ist
im Hintergründe die Darstellung der Jungfrau mit dem Einhorn
ausgeführt, eine dem Mittelalter geläufige Symbolik der Mensch-
werdung. Im weiteren sind als Ergänzung des Lebens Mariä
die folgenden Darstellungen ausgeführt: „Maria am Webstuhl
sitzend" (nach der Legende webte sie an dem Vorhänge des
Tempels, der beim Tode Christi zerriß) während ein Engel ihr
den Faden aufwickelt; sodann „der Hohepriester überreicht dem
hl. Joseph ein blühendes Mandelreis" und zwischen den beiden
letzten Bildern „Maria als Helferin der Christenheit". Die im
Stile der Frühgotik gehaltenen Bilder — die Liebfrauenkirche
wurde 1227—1244 erbaut — sind in ihrer reinen und edlen
Formensprache, der Tiefe und Innigkeit der Empfindung hervor-
ragende Schöpfungen auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst. Der
Kunstverein für Rheinland und Westfalen hat sich ein großes
Verdienst erworben, indem er dieses Unternehmen durch seine
thatkräftige Unterstützung förderte und zwei begabten Künstlern
Gelegenheit gab, ihr auf ideale Ziele gerichtetes künstlerisches
Streben zu bethätigen. ireoi;

lr. Berlin. Der insbesondere durch seine Ausstellungs-
bauten und seine künstlerischen Dekorationen gelegentlich der Kunst-
ausstellungen des In- und Auslandes bestens bekannte Architekt
Karl Hosfacker hat den „Professortitel" verliehen erhalten.

— Stuttgart. Der kgl. Galerie-Direktor v. Rüstige
hat wegen vorgerückten Alters um Enthebung von seinem Amte
nachgesucht. E62o;

— Dresden. Die Akademie der bildenden Künste hat
für das am 1. November beginnende neue Semester zum ersten-
male den Unterricht für Ornamentmalen in den Studienplan
ausgenommen. Zum Leiter des Unterrichts wurde der Maler
Professor Gußmann aus Wachbach (Württemberg) an die
kgl. Akademie berufen. l765i;

U. St. Petersburg. Der bedeutende Marinemaler A. K.
Aiwasowsky feierte am 26. September auf seinem Landsitz in
Feodossia sein 60 jähriges Jubiläum. Vom Kaiser ist er durch
die Verleihung des Alexander Newsky-Ordens ausgezeichnet;
eine Dekorierung, die Malern in Rußland bislang kaum verliehen
sein dürfte. — Nach längerer Krankheit verstarb in Moskau der
Landschaftsmaler, Akademiker A K. Ssawrassow. Er gehörte
zu den Gründern der Gesellschaft der Wanderausstellung und
war in den siebziger Jahren als fein empfindender Künstler
geschätzt. — Im Gouvernement Orel verstarb der Landschafts-
maler A. D. Tschirkin. E62S)

— Gestorben: Am 5. Oktober im Alter von 81 Jahren Sir
John Gilbert, der Präsident der „Royal Society os Painters
in Water-Colours". Der Verstorbene war einer der fruchtbarsten
Künstler des Viktorianischen Zeitalters. 61 Jahre lang hat er
unermüdlich gemalt und seiner Bilder ist es eine Legion. Nicht
allein im Aquarell hat Gilbert Bedeutendes geleistet; vor dreißig
bis vierzig Jahren war er den Mitlebenden als der bedeutendste
Zeichner bekannt. Der Künstler gehörte keiner besonderen Schule
an, von der prärafsaelitischen hielt er sich fern. 1871 erteilte

ihm die Königin die Ritterwürde. Seit zwölf Jahren verkaufte
er kein Bild mehr, um so viele als möglich der Nation schenken
zu können. 1893 hat er sie dann an die Galerien von London,
Manchester, Liverpool und Birmingham verteilt. (7632;

Or. Berlin. Die dichte Menschenmenge, welche in diesen
Tagen sich in den Räumen der Akademie drängt, um die dort aus-
gestellten Entwürfe eines National-Denkmals für Bismarck
zu betrachten, beweist aufs deutlichste, wie allseitig das Interesse
ist für dieses Denkmal, welches einen Teil der Dankbarkeit gegen
den größten Deutschen des Jahrhunderts monumental verewigen
soll. Was wünschen und was wollen wir in diesem Denkmal
der Nachwelt hinterlassen? Doch nichts anderes als den Ge-
samteindruck seiner Erscheinung, wie dieselbe sich im Laufe der
Jahre in uns festgesetzt hat, fixieren. Dies in der gewaltig
tönenden Sprache, welche der Bildhauer reden darf, zu thun, er-
übrigt noch: malerisch hat Lenbach, man darf wohl sagen für
alle Zeiten, die Aufgabe gelöst. Wir persönlich haben die Em-
pfindung — und viele werden wohl dieselbe teilen — ein
National-Denkmal für Bismarck müßte von allen andern Denk-
mälern sich gänzlich unterscheiden durch die Anlage, durch die
Dimensionen und vor allem durch klare Schlichtheit. Wir könnten
uns vorstellen, daß man vielleicht ganz absähe von einer Porträt-
statue und irgendwo in der Mitte Deutschlands einen gewaltigen
Turm errichtete, der weit über die Lande schaut und überallhin
sichtbar in mächtigen goldenen Lettern den einen Namen „Bis-
marck" trüge. Mit der festen Vorstellung, die wir mit diesem
Bismarck-Denkmal verbinden, verträgt sich demzufolge eines nicht:
die Allegorie, wie sie in immer weniger erträglicher Weise sich bei
den meisten in der Gegenwart errichteten Monumenten breit
macht, so daß man sich manchmal bei Betrachtung eines solchen
Werkes wieder mitten ins 17. Jahrhundert zurückversetzt glaubt.
Zu Bismarcks kerndeutschein Wesen scheint uns die Allegorie in
stärkstem Widerspruch zu stehen. Auch darum, weil allegorisches
Beiwerk die Aufmerksamkeit von der Gestalt des Einzigen ad-
lenken könnte, meinen wir cs verwerfen zu müssen. Daß die
Mehrzahl der ausgestellten Entwürfe im reichsten Maße allegori-
sche Gestalten und Gruppen aufweisen, so sehr, daß man in einzelnen
Fällen Bismarcks Gestalt unter der Menge kaum herausfindet,
versteht sich bei der herrschenden Neigung von selbst. Wir glauben
von düsen in unserer Betrachtung absehen zu können, zumal das
meiste, was sie uns sagen, schon bei anderer Gelegenheit gesagt
 
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