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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0097

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Personal- und Atelier-Nachrichten.


Personal-

und

Atelier - Machr ichten.

* Dresden. Im sächsischen Kunstverein waren Anfangs
Oktober zwei von den grossen Wandgemälden ausgestellt, die
Prof. Hermann Prell im Austrage des deutschen Kaisers für
den Palast der deutschen Botschaft in Rom (Palazzo Caffarell,)
malt. Es handelt sich bei diesen Bildern bekanntlich darum, daß
in Italiens Hauptstadt den Südländern ein Stück nordischer
Mythenphantasie und deuischer Kunst als ein Wahrzeichen deutschen
Geistes vorgesührt und dem Fcstsaal der deutschen Boischaft ein
würdiger, bedeutsamer Schmuck verliehen werde. Prell Hai dieser
Ausgabe zu genügen sucvt, indem er den nordischen Jahres-
zeitenmylhus m drei Gemälde zusammengediängt darstelll. Der
Saal bietet eine Langwand, zwei schmälere Querwände und eine
Fensterwand. An die elftere Querwand kommt die Darstellung
des Frühlings, an die Langwand die des Sommers, an die zweite
Querwand die des Winters. Die ersten beiden Bilder sind jetzt
fertig. Das Thema des Frühlingsbildes ist: Der Sonnengott
kommt mit seinem Begleiter in ein felsiges Hochthal und wird von
Schwanenjungfrauen aufgefordert, die von Winterriesen gefesselte
Gerda zu befreien. Dieses Bild ist jedenfalls als das gelungenere
zu bezeichnen. Es weht ein Zug echt nordischer Frühlingssrische
durch die Darstellung. Die Hauptscene spielt sich an einem spiegel-
klaren Gebirgswasser ab. Hüben halten der Sonnengott und sein
Gefährte mn ihren Pferden; der Gott lehnt an seinem Schimmel,
der den Kopf zum Wasser herniederbeugt, und schaut hinüber,
wo die drei blonden Schwanenjungfrauen stehen und lagern,
deren eine ihm von der gefangemn Gerda erzählt. Hinter der
Jungfrauengruppe erstrahlen weißstämmige Birken im saftigsten
Früylingsgrün. Zur Linken ist ein Durchblick auf beschneite
Gipfel des Hochgebirgs; zur Rechten oben erblickt mau nach
einigem Suchen die in blaue Schleier gehüllte Gei da. Es lag
wohl in der Absicht des Künstlers, die Aufmerksamkeit nicht zu
teilen, weshalb er die Gesangene der Riesen nur leicht andeutete.
Noch besser aber wäre es vielleicht gewesen, unserer Phantasie zu
überlassen, wie und wo wir uns die Gerda vorftellen wollen. An
diese Hauptscene schließt sich links die als plastische Figur gemalte
Darstellung der Saga in Gestalt einer uralten Frau, die mit
den Raben auf der Faust am Quell sitzt. Den Abschluß des
Bildes zur Linken bildet ein grünschillernder Drache. Herrscht
auf diesem Bilde friedliche Ruhe, so versetzt uns das zweite vor
eine Scene wildester Bewegung. Das Thema lautet: Der
Sonnengott hat Gerda befreit und kämpft mit den Walküren
(Wolken) gegen die Sturm- und Bergriesen. Die Milte nimmt
der Sonnengott ein, der auf seinem goldschimmeinden Roß mit
dem gewaltig geschwungenen Flammenschwert durch die Lüfte
auf die Riesen einstürmt, die zur Rechten auf dem Felsen in ver-
geblichen Anstrengungen sich des sieghaften Angriffs zu erwehren
suchen, während hinter ihm die Walküren auf ihren Wolkenrossen
zum Beistand heranjagen. Unter diesen aber steht auf begrüntem,

in die Lüste emporragendeni Felsen die befreite Gerda mit zwei
Gefährtinnen, freudig überrascht ob der Ankunft des Befreiers.
Auch diese Komposition weist viel Erfreuliches auf. Es ist Tem-
perament darin und man wird mit Vergnügen ane>kennen, daß
hier in den Dienst einer bedeutenden Aufgabe auch ein bedeuten-
des Können gestellt ist. Nicht minder wird man das sorgfältige
und umfassende Naturstudium des Künstlers anerkennen, von dem
zahlreiche Alle, Zeichnungen von Armen und Beinen u. s. w.,
landschaftliche und Kostümstudien rühmliches Zeugnis oblegen.
Hier und da wird man noch durch eine posierende Stellung ge-
stört — z. B. bei Gei da und ihren Gi fährlinnen — auch macht
sich mancherorten die Abhängigkeit vom Modell bemerkbar. Die
Einheit des Stils, der für eine solche Darstellung unbedingt ge-
fordert werden muß, wird an einzelnen Stellen durch einen
unerireulichen Naturalismus durchbrochen. So empfindet man
die Darstellung der Hauptmasse der Walküren, wie sie aus den
jagenden Wolken heraus entwickelt sind, als eine echte Phantasie-
schöpsung; unken aber i,t zur Ausfüllung einer Lücke, die bei
der Aenderung der Komposition entstanden ist, eine empor-
reiiende, nackte Walküre nebst einer Gefäh>tin ohne Roß ange-
bracht, die in ihrem brutalen Naiuralismus aus der Phantasie-
Anschauung stark herausfälll. So hat die Aenderung der ur-
sprünglichen, völlig geschlossenen Komposition der Darstellung des
Angriffs einesteils köheren Schwung verliehen, andernteils aber
auch Nachteil gebracht. Weiter sind die beiden in graugrün ge-
malten plastischen Darstellungen vollendet, die in Säuleustellungen
links und rechts vom Bilde des Sommers an der Laugwand
ihren Platz finden sollen. Dargestellt ist einerseits Balder und
Nanna nach dem Tode des winterlichen Drachen (Balder gilt
als der lichte Gott des Sommers, der alljährlich der Macht des
Winters erliegt), anderseits der Tod Balders durch den Mifiel-
zweig Hödurs. Beide Tarslellungen sind stilistisch wohldurch-
geführt. Noch zu malen bleiben nun das dritte Bild, Gerdas
Klage (der Winter) und die Darstellung der Germania an der
Mine der Fensterwand, welche auch die Widmungsinschrift er-
hält, während an der Mitte der Langwand unter dem Sommer-
bild der Thronhimmel seinen Platz findet. Die Inschrift lautet:
dulielmns tmp. >Iajc>rnm Lloriae >Iemor Heckes Qermaniae In
Urbs ^eterna babulis Lalriae Ornari jussit dll)LLLI.XXXXIV.
Hermann Prell wird den Rest in seinem eigenen Atelier malen,
während er bisher im Hauptsache des akademischen Ausstellungs-
gebäudes gearbeitet har. Die architektonische Ausschmückung des
Festsaales im Caffarellischen Palafte führt der Berliner Architekt
A. Messel aus.

^.1. Budapest. Die hochherzige Entschließung unseres
Königs, laut welcher auf seine Kosten zehn gioßcn Gestalten
der ungarischen Geschichte in Budapest Denkmäler errichtet werden
sollen, hat im ganzen Lande ungeteilte Freude hervorgerufen.
 
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