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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0108

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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.


übrigens nicht sehr zusammenhängende Geschichte des Verhält-
nisses der Mediceer zur Kunst. Trotz der schwülstigen, nicht sehr
gefälligen Schreibweise liest man gerne die Menge der hier ge-
botenen, interessanten Details aus der Florentiner Kunstgeschichte.
Einen wirklichen Vorzug bilden die zahlreichen, klar ausgeführten
Illustrationen, die fast ausschließlich noch in Florenz befindliche
Kunstwerke reproduzieren. Dem Jtalienreisenden dient dadurch
diese Monographie nicht nur als instruktive Vorbereitung, sondern
auch als wertvolle Erinnerung, die im kleinen Rahmen ein
großes Ganze bietet. l?S27i

§1- Dekorative Vorbilder. VIII. Jahrg., Heft g—12,
IX. Jahrg., Heft 1—4. (Stuttgart, Jul. Hofmann.) Trotz der
recht ansehnlichen Zahl kunstgewerblicher Zeitschriften des Jn-
und Auslandes, mit denen die Gegenwart gesegnet ist, steuern
die „Dekorativen Vorbilder" unentwegt ihren alten Kurs fort,
und niemand, der die letzten Jahrgänge derselben verfolgt hat,
wird daran zweifeln, daß diese Blätter stets in fortschreitender
Entwickelung begriffen find, und daß sich darum zu den alten
Anhängern stets neue einfinden. Das liegt nicht allein an ihrer
erstaunlichen Wohlfeilheit (1 M. pro Heft, mit fünf meist viel-
farbigen Blättern), sondern noch mehr daran, daß hervorragende
Künstler, deren Zahl stets durch junge Kräfte vermehrt wird,
Beiträge dazu liefern, sowie an der sachlichen Mannigfaltigkeit des
Gebotenen. Figürliches und Ornamentales, Stilleben und Land-
schaft, naturalistische Blumen und strenge Ornamente, Tapeten
und Plafonds, Vasen und Porzellanteller folgen sich in buntem
Wechsel. Für die Güte der Farbdrucke bürgen schon die seit
Jahren vertretenen Künstler, u. a. Ferdinand Keller, G. Sturm,
C. Gehrts, F. Widnmann, E. Schurth u. a.; denn kein Künstler
vertraut Arbeiten dauernd einem Unternehmen an, das ihn nach
dieser Richtung unbefriedigt läßt. EKvii

L. 2. Hans Thomas Kostüm-Entwürfe zu Richard
Wagners „Ring des Nibelungen". Mit einer Einleitung
von Henry Thode. (Leipzig, Breitkopf L Härtel, 10 M.) Unter
diesem Titel ist soeben ein Werk erschienen, welches einem größeren
Publikum verkünden soll, daß zum erstenmal seit vielleicht drei
Generationen ein bildender Künstler von Bedeutung wieder auf
die Schaubühne herabgestiegen ist, um seine Kunst der Schwester-
kunst zur Verfügung zu stellen, und es erhöht nur die Bedeutung
und Folgenschwere dieses Schrittes, daß es sich hierbei um die
erklärten Lieblinge eines deutsch empfindenden Theaterpublikums
handelt, die mehr als andere eine solche Auszeichnung verdient
haben: um Wagners Nibelungen. Es ist seltsam, daß dieser
Schritt eigentlich nicht früher geschehen. Wagners ganze Kunst-
tendenz ging ja auf eine Zusammenwirkung aller Einzelkünste
zu einer großen Gesamtwirkung hinaus, und doch blieben bisher
immer in seinen Werken der Musiker und Dichter, also er selber,
die einzigen, die Kräfte ersten Ranges zu diesem Zwecke zur Ver-
fügung stellten. Das ist nun endlich anders geworden, der große
Frankfurter Künstler hat freiwillig sich zum Theaterschneider de-
gradiert und was dabei herausgekommen, zeigt, daß er dabei
nicht verloren hat und der Bühne ein großer Gewinn zugesallen
ist. Denn die That Thomas ist eine wirklich künstlerische That.
Aller historischer Plunder, aller wissenschaftlicher Ballast ward
fortgelassen, und frei schuf die Phantasie hier die hehren Gestalten
aus der Fülle ihres inneren Wesens heraus, wobei in sinnfälliger
Weise zum Ausdruck gebrachte Symbolik und malerische Erschei-
nung die Ausdrucksmittel wurden. Daß hier etwas Neues, Fest-
zuhaltendes geschaffen wurde, darüber werden wohl alle einig sein,
die diese Neuschöpsungen in Praxis gesehen haben, und es ist da-
her nur mit großem Danke zu begrüßen, daß diese Neuerung nun
durch die in Rede stehende Publikation auch weiteren Kreisen zu-
gänglich gemacht wird. Thomas wachsende Popularität wird da-
durch um ein Bedeutendes steigen. Ceiif

k-3. Oberitalienische Frührenaissance, Bauten
und Bildwerke der Lombardei, von Or. Alfred
Gotthold Meyer. — Erster Teil: Die Gotik des Mailänder
Domes und der Uebergangsstil. (Berlin, Ernst L Sohn, 12 M.)
In dem kunstgeschichtlichen Studium der italienischen Renaissance
hat das strahlende Bild der Kunstentwickelung Toscanas, das
an Fülle und Geschlossenheit seinesgleichen nicht findet, das
Interesse der Forscher so übergewaltig angezogen, daß weniger
glänzende Entwickelungsgebiete daneben unverhältnismäßig im
Dämmerschein geblieben sind. Ein solches Gebiet, auf das bisher
eigentlich nur Streifzüge unternommen waren, konnte auch die
lombardische Frührenaissance genannt werden; Alfred Golthold
Meyer gebührt das Verdienst, zum erstenmal eine grundlegende
Gesamtgeschichte dieser Denkmäler, die in ihrer malerischen
Kreuzung verschiedener Stileinflüsse so viel des Schönen und

Eigentümlichen darbieten, begonnen zu haben. Der vorliegende
erste Band behandelt das abgeschlossene Bild der interessanten
Uebergangsentwicklung vom Mittelalter zur Renaissance, die sich
hier im Norden ganz anders vollzieht als in Mittelitalien. Der
Verfasser geht dabei aus von einer umfassenden, stilkritischen
Studie des Mailänder Domes, dessen unter deutschen, französischen
und einheimischen Einflüssen entstandene Plastik gesichtet und in
Zusammenhang gebracht wird mit einzelnen hervorragenden
Meisternamen, die uns die Bauakten überliefern. — Der Ver-
fasser zeigt dann, indem er auf die eigentlichen Bauten des
Uebergangsstils, das Ospedale maggiore, die Mediceerbank, die
Portinari-Kapelle in Mailand, den Dom in Como und die
Certosa in Pavia eingeht, wie der Einfluß des Mailänder Dom-


baues seine Herrschaft nicht ohne weiteres der Strömung der
toskanischen Kunst gegenüber preisgiebt, die vor allem in der
Person Maretes und Michelozzos allmählich in der Lombardei
vordringt, um erst durch Bramantes Auftreten zum vollen Siege
zu gelangen. Die verwickelten Beziehungen der kunsthistorischen
Einflüsse und ihre stilkritische Erklärung wird vom Verfasser mit
übersichtlicher und überzeugender Klarheit vorgeführt, und dabei
ist zugleich in der Darstellung ein Ton gefunden, der trotz des
reichen wissenschaftlichen Materials, das die Arbeit bietet, eine
anregende Lektüre gewährt. Wir können auf die Fortsetzung des
Werkes, das eine reiche und würdige Illustration erfahren hat,
gespannt sein. Essof
 
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