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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Denkmäler
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Ausstellungen und Zammlunaen.

vermittelt worden ist. Auch das Material, dessen sich die
Künstlerin mit Vorliebe bedient, ist eine nach Pidolls Ver-
suchen hergestellte Eitempera-Farbe von besonderer Rein-
heit und Leuchtkraft. Für die von dem zarten Naturgefühl
der Quattrocentisten belebte Auffassung der Künstlerin ist
wohl gerade dieses Material ein ausgezeichnetes Ausdrucks-
mittel. Wenn sie auch in einer großen Pietä, wetteifernd
mit Holbeins „totem Christus", des männlichen Aktes
nicht völlig Herr geworden sein mag, so haben doch die
zahlreichen, zumeist nach Antonellos Art durch einen
landschaftlichen Hintergrund gehobenen Porträtstudien be-
rechtigte Bewunderung hervorgerufen. (Vergl. I. XII,

S. 324.) Reizvoller noch, weil befreit von allen etwa durch
die Originale selbst verschuldeten, natürlichen Schönheits-
fehlern, sind verschiedene Jdealköpfe von derselben Hand;
uns gefiel besonders ein weibliches Brustbild mit einem
Epheukranz im Haar, der Mund umspielt von jenem pro-
noncierten und doch zurückhaltenden Lächeln, als dessen
Meister Leonardo bekannt ist — „Io santo riso", wie es
in Dantes Sprache heißen würde. Es giebt Leute, denen
aus einigen dieser Köpfe ein wenig zu stark das Modell
herausschaut, aber es ist nicht zu leugnen, daß auf der
anderen Seite gerade in der scharfen, an ihr Vorbild ge-
bundenen Anschauung der Formen, welche die Künstlerin
zu verfolgen scheint, ein ganz bestimmter Charakterzug
von Intimität und Wahrheit liegt. im?;

Ich. v. Sr. Budapest. Die junge Gesellschaft für
bildende Künste, welche seit vier Jahren unter dem
Namen Nemzeti Szalon um die Sympathien des
ungarischen Publikums wirbt, eröffnete am 7. November
ihre Winterausstellung. In ihren Salons ist diesmal
eine Reihe zum Teile ganz hübscher Bilder vereinigt,
die, besonders mit Rücksicht auf die billigen Preise, gewiß Lieb-
haber finden werden. Da sind vor allem die prächtigen Zigeuner-
porträts zu erwähnen, mit denen sich Georg Vastagh bei der
Ausstellung beteiligte; dessen Sohn Geza Vastagh zeigt sich
als guter Tiermaler mit einem kräftigen Löwenkops und einem
Hühneridyll. Neben ihnen finden wir Bela von SpLnyi,
Tölgyessy, Jda Konek, Läszlo, Telepy, Neogrüdy,
Lazär Nagy und noch andere gut^vertreten. Tihamer
Margitay scheint diesmal auf die Lorbeeren des Schlachtenmalers
zu aspirieren. Seine Skizze der Hermannstädler Schlacht mit dem
schön durchgeführten Honvedangriff ist wirklich packend, ebenso
seine zweite Skizze, welche das Platzen einer Bombe darstellt.
Kleinere Statuen haben Georg Vastagh jun. und Julius
Szäsz ausgestellt.

— Berlin. Der seit etwa einem Jahre bestehende
„Verband deutscher Illustratoren" hat ein Rundschreiben
erlassen, worin zur Beschickung einer „Schwarz- und Weiß-
Ausstellung" eingeladen wird, die im April nächsten Jahres in den
Räumen der Kunst-Akademie Hierselbst veranstaltet werden soll.

— Pittsburg. Ein unlängst verstorbener Millionär hat
der Stadt sein ganzes Vermögen mit der Bedingung vermacht,


daß eine Gemälde-Galerie moderner Meister angelegt
wird, wofür jährlich 200 000 M. zu verausgaben sind. l7K77s
— Plauen i. V. Durch die unlängst erfolgte Gründung
eines Kunstvereins dürfte nunmehr auch unsere Stadt bald
zu dem Genuß einer permanenten Kunstausstellung gelangen.

L. L. Düsseldorf. Lithographie-Ausstellung. Im
Kunstgewerbemuseum wurde vor kurzem, nach mehrmaligem Auf-
schub, die von der Kunsthandlung Bismeyer L Kraus und
dem Centralgewerbeverein unter künstlerischer Beihilfe der
Herren Professoren Oeder, Fritz Roeber, Schill und Maler
Frenz veranstaltete Lithographie-Ausstellung eröffnet.
Dieselbe erweist sich als eine ebenso reichhaltige als interessante,
und sie dürfte von den in verschiedenen Städten zum Jubiläum
des Steindrucks arrangierten Ausstellungen die bedeutendste sein.
Die „Kunst für Alle" hat in H. 17 des vorigen Jahrg. einen
ausführlichen Aufsatz über die Entwickelung der modernen Litho-
graphie gebracht, und es kann nicht die Aufgabe dieser Zeilen
sein, nochmals eine Geschichte des Steindrucks in den ersten
50 Jahren seines Bestehens zu geben. Die historische Abteilung
der hiesigen Ausstellung giebt über diese Zeit, die keineswegs
auch in Deutschland so gar arm an selbständig schaffenden Stein-
zeichnern war (das Wort Lithograph hat von
jeher bis auf unsere Tage die Nebenbedeutung
des handwerksmäßig arbeitenden Steinzeichners,
und man würde schlecht ankommen, wenn man
Adolph Menzel, der auf dem Gebiete künstlerischer
Lithographie seit mehr als einem Menschenalter
das Vorzüglichste geleistet hat, einen Lithographen
nennen würde), einen, wenn nicht erschöpfenden,
so doch hinreichenden Ileberblick. Derselbe wird
allerdings aufs äußerste erschwert durch die Auf-
stellung, bei der gar keine historischen oder natio-
nalen Grundsätze maßgebend gewesen zu sein
scheinen, und ebenso durch die Anordnung des
Katalogs, die eine alphabetische ist, bei einer-
historischen Veranstaltung sicherlich die denkbar
ungünstigste. Dabei sind im Katalog nicht einmal
die Lebensdaten der Künstler, geschweige denn die
Entstehungszeiten der einzelnen Blätter angegeben,
so daß der Laie auf die wenigen datierten Blätter
angewiesen ist, um einigermaßen eine Uebersicht
über die Entwickelung der Technik zu erhalten.
Aber selbst der Fachmann wird doch schwerlich
die, einer längst vergangenen Generation unge-
hörigen Künstlernamen alle im Kopf haben, und auch
nur aufs Jahrzehnt genau datieren können, und
I-IN Toorop -tc>. er kann doch auch nicht mit ein paarKünstlerlexicis
 
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