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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0167

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Personal- und Atelier-Nachrichten.

>27

Zff- Frankfurt a. M, In der Frühe des 5-Dezembers
verschied in Kassel der Bildhauer Professor Gustav Kaupert,
eines der ältesten und angesehensten Glieder der Frankfurter
Künstlerschast. Geboren am 4. April 1819 in Kassel und dort
in jungen Jahren mit den Elementen seiner Kunst vertraut ge-
worden, kam er 1844 zu Schwanthaler nach München und wenig
später als selbständiger Mann nach Rom, wo er mit geringen
Unterbrechungen an zwanzig Jahre gelebt und gearbeitet hat.
Unter seinen Werken aus jener Zeit haben besonders die von
Kaupert im Austrag des amerikanischen Bildhauers Crawford
für das Washington-Denkmal und das Kapitol in Washington
ausgesührten Arbeiten dazu beigetragen, seinen Namen bekannt
zu machen. Zu seinen edelsten Schöpfungen zählt die gleichfalls
in jener Zeit entstandene Marmorgruppe einer Caritas, die jetzt
der Sammlung des Städel-Museums in Frankfurt angehört.
Von der Administration des Städelschen Instituts wurde Kaupert
1867 als Lehrer der Bildhauerkunst an der mit dem Institut
verbundenen Kunstschule angestellt, ein Amt, dem er in nahezu
2öjähriger Thäligkeit Vorstand, bis gesundheitliche Rücksichten seine
Pensionierung im Jahre 1892 herbeiführlen. In Frankfurt
fand Kaupert neben dem Lehramt zugleich ein neues Feld
künstlerischer Thätigkeit in öffentlichen und privaten Aufträgen.
Seine bekanntesten Werke sind hier die Denkmäler von Börne
und Lessing, beide in Büstenform, das Giebelrelief am neuen
Opernhause, die Sandsteingruppen von Krieg und Frieden an der
Börse und eine Anzahl Grabmonumente und Porträtbüsten in
Privatbesitz. Kaupert war eine von lebendigem Schönheitssinn
erfüllte Natur; ein Hauch von echter Klassizität, den seine besten
Schöpfungen an sich tragen, steht wohl nicht außer Zusammen-
hang mit den Eindrücken der römischen Kunstwelt, der er nächst
Frankfurt am längsten angehört hat. — Aus dem Städelschen
Kunstinstitut sind verschiedene neuere Erwerbungen zu erwähnen,
darunter ein Gemälde des geschätzten einheimischen Landschafts-
malers vr. Peter Burnitz (ff 1886), der als ein Angehöriger
der „Cronberger Kolonie" und zugleich als Schüler Corots und
Daubignys die heimatliche Düsseldorfer Tradition mit dem Geiste
der Leute von Barbizon aufs glücklichste zu verbinden gewußt
hat. Dem Bestreben der Galerieverwaltung, die wertvollen Er-
zeugnisse der lokalen Kunstübung bei ihren Anschaffungen nicht
außer Augen zu lassen, kommt auch eine jüngst erfolgte Schenkung
zweier Aquarelle entgegen, Ansichten von Marburg, von der Hand
des „letzten Romantikers" in Frankfurt, Peter Becker, welche ein
kunstsinniger Gönner der Städelschen Sammlung überwiesen hat.
— Für die Dauer einiger Wochen sinket in derselben Sammlung
eine Separat-Ausstellung in „Schwarz und Weiß" statt, Zeich-
nungen, Radierungen und Lithographien (Algraphieen) des bekannten
holländischen Maler-Radierers C. Storm van 's Gravesande.
Es sind von ihm über hundert Blätter ausgestellt, zumeist Interieurs
und landschaftliche Studien, die in ihrer leichten und geistvollen Vor-
tragsweise ein fesselndes Ensemble bilden. Technisch dürften die dem

Steindruckverfahren verwandten Aluminiumdrucke
(Algraphieen) in einer von Schott in Mainz aus-
gebildeten Herstellungsweise durch ihre satte farbige
Wirkung besonderes Interesse erwecken. Reizvoller
noch fällt eine Reihe ganz mit der kalten Nadel
ausgesührter Radierungen ins Auge, zumeist flüch-
tige Impressionen von der Nordseeküste, die im
ewig gleichen Spiel der Wellen eine Menge der
intimstenStimmungsmomente anmutig und natur-
frisch festgezaubert halten.

tr. Düsseldorf. Dem Historienmaler Carl
Gehrts, dem Schöpfer der Fresken in der
Düsseldorfer Kunsthalle (abgebildet in Heft 5 des
laufenden Jahrganges der „Kunst für Alle"), ist
der Professortitel verliehen worden. — Das nach
den Plänen des Professors Hermann Stiller,
Direktors der Kunstgewerbeschule zu Düsseldorf, er-
baute Reichsbankgebäude zu Duisburg ist Mitte
Dezember zum Betriebe eröffnet worden. Das-
selbe ist ein monumentaler Prachtbau und eine
hervorragende Zierde der Stadt Duisburg. Pro-
fessor Stiller ist auch der Erbauer des Reichsbank-
gebäudes zu Düsseldorf. — Walter Petersen
hat ein Bild des Fürsten Bismarck für den Saal
des Rathauses in Dortmund gemalt. Der Alt-
reichskanzler ist im Mantel und Schlapphut dar-
gestellt, wie er, von seinen beiden Hunden be-
gleitet, im Park von Friedrichsruh einhergeht.
Das intim aufgefaßte Bild, zu dem Petersen in
Friedrichsruh Studien machen konnte, hat wegen der lebensvollen
und treffenden Charakteristik des Altreichskanzlers allgemeinen Bei-
fall gesunden, als es kurze Zeit bei Ed. Schulte ausgestellt war.

— Frankfurt a. M. Dem Direktor der Sammlungen
des Städelschen Kunstinstituts Or. plül. Heinrich W eizsäcker ist
ist das Prädikat Professor verliehen worden. E^sl

K. Brüssel. Charles Vanderstappen wird, einer Ein-
ladung der Berliner Akademie der Künste folgend, eine Sonder-
ausstellung von einigen zwanzig seiner neuesten Schöpfungen im
Anschluß an die am 1. Mai in Berlin zu eröffnende Kunstaus-
stellung vornehmen. l7Möl

— Gestorben: In Mailand, fast 70 Jahre alt, der
Maler Sebastians de Albertis. liMSs

Zoinard zsro. von äritz Birtmeser.

(-s- Dezember 1697).
 
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