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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Zimmermann, Ernst: Eine provinziale Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0202

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;56

Line provinziale Kunstausstellung, von vr. Lrnst Zimmerinann.

an den Verstand sich wendende gesprochene Wort. Kunst-
ausstellungen sind daher das, was jede größere Stadt zuerst
erstreben sollte. Hoffentlich wird Crefeld einsichtig genug
sein, dies alles deutlich zu erkennen und namentlich durch
Ankäufe die Möglichkeit der Wiederholung einer solchen
Ausstellung sich sichern.

Hier eine kurze Uebersicht der ausgestellten Werke:
Düsseldorf ist zahlreich vertreten, namentlich das alte.
Von den jüngeren vermißt man viele, namentlich Jernberg,
Düsseldorfs besten Landschafter. Dadurch ist Düsseldorfs
Niveau mehr gesunken als nötig war. Von München kamen
vor allem Uhde, Bartels, Lenbach, Stuck, Kubierschky,
Corinth, von Berlin Liebermann, Menzel, Leistikow,
Eckmann, Alberts, Engel, Fehr, Hamacher, Stoeving,
von Dresden Baum, von Karlsruhe Grethe, Volkmann,
vor allem aber Kalckreuth, von Frankfurt Thoma, dann
die Worpsweder ziemlich vollständig, für die hiesige Gegend
sehr lehrreiche Künstler,, schließlich von den Hamburgern
und den Benachbarten Mohrbutter, Siebelist, Eitner, Olde,
die beiden Frl. Cramer. Sie alle zeigen die Vielgestaltig-
keit der heutigen modernen Kunst, die großen schon er-
reichten Resultate, die Wege der Zukunft, dann auch die
Sondierung nach Schulen und Landschaften, vor allem
aber die gesteigerte Qualität der heutigen modernen Kunst.

Von Ausländern sind zu nennen: Unter den Fran-
zosen resp. Amerikanern Breton, Edelfelt, Martin, Ale-
xander, Breslau, Harrison, unter den Engländern Crane,
unter den Schotten Stephenson, unter den Holländern
Mesdag und van der Waay, ferner der Belgier Laermans,
der Italiener Segantini, der Spanier Benlliure, schließlich
die Dänen Achen, Ring, Johansen und Syberg. Von der
Kunst eines jeden Landes sind so einige Proben vertreten,
die zur gegenseitigen Kontrahierung sehr geeignet sind und
die Liebe zur heimischen Kunst im selben Maße zu steigern
vermögen, wie etwa man die Heimat doppelt liebt, nachdem
man einige Zeit lang im sonnigen Süden geschwelgt hat.

B. Albach (Ainsterdam) phot.

Die Plastik ist naturgemäß schwächer vertreten. .Der
große Meunier mit seinen kleinen Bronzen, der pathetische
Belgier Dubois, der intime Neandros aus Norwegen,
dann der treffsichere Stuck, Grüttner, Cauer, Götz, Kumm,
und als eine Ueberraschung der junge Düsseldorfer Künstler
Baucke mit seinem vorzüglichen Erstlingswerk müssen hier
für viele herhalten. Radierungen resp. Steindrucke u. s. w.
finden sich von den Worpswedcrn, von Thoma, Frl. Hahn,
Eckmann u. a.

Das Wertvollste der ganzen Ausstellung aber ist die
Abteilung für dekorative Kunst, namentlich jedoch die
Keramik, die bisher nirgends in Deutschland in dieser
Vollständigkeit zusammengebracht worden ist, mit der
Crefeld auch allen Großstädten den Rang abgelaufen hat.
Da ist die Textilkunst durch einen freilich noch nicht
geglückten Scherrebeker Teppich nach einem Entwürfe Hans
Thomas vertreten; die moderne Glaskunst repräsentieren
zarte irisierende Gläser von Tiffany, geschliffene,

massive von Galle; das mo-
derne Prinzip der Verglasung
die Glasfenster des Ham-
burgers Engelbrccht mit Blu-
men-, figuralenund landschaft-
lichen Entwürfen. Der kera-
mischen Aussteller sind aber
nicht weniger als neunzehn.
Mit Ausnahme Amerikas sind
alle dabei in Frage kommenden
Nationen vertreten; mit Aus-
nahme der kgl. Porzellan-
manufaktur Berlin verfolgen
alle Aussteller schon moderne
Prinzipien. Diese keramische
Ausstellung ist so wertvoll
und instruktiv, daß sie Wohl
eine Zeit zusammen zu bleiben
und durch Deutschland zu
wandern verdiente. Schon
wird das Frankfurter Kunstge-
werbemuseum dieselbe später
in seinen Räumen zur Ausstel-
lung bringen, worin hoffent-
lich noch andere Kunstinstitute
folgen werden.
 
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