Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

DOI Artikel:
Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0204

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ausstellungen und Sammlungen.


..." Hamburg. Infolge der unermüdlichen und vielseitigen
ii>ur>orge Alfred Lichtwarks, die Kunst in allen Richtungen zu
fordern, ist in Hamburg außer verschiedenen anderen Gesellschaften
auch eine Lehrervereinigung für die Pflege der künst-
lerischen Bildung ins Leben getreten. Man ging dabei von
der Ueberzeugung aus, daß die Schule mehr als bisher zur
Forderung der künstlerischen Kultur unseres Volkes beitragen
müsse. Die Vereinigung hat verschiedene Kommissionen gebildet,
darunter eine solche für bildende Kunst, und ein Ausschuß dieser
Kommission, der sich mit der Frage beschäftigt, wie die sonst meist
kahlen und unfreundlichen Schulräume in angemessener Weise ge-
schmückt werden können, hat kürzlich in der Hamburger Kunst-
halle eine Ausstellung von Bildern zum Schmuck der Schulräume
veranstaltet, lieber diese Ausstellung giebt nun ein Verzeichnis
Auskunft, dem zugleich eine Abhandlung von vr. M. Spanier
über künstlerischen Bilderschmuck für Schulen bcigedruckt ist (Ham-
burg, Verlag der Commeterschen Kunsthandlung, 1 M.) Im
ganzen verzeichnet der Katalog 174 Bilder: schwarze und farbige
Lichtdrucke, Photogcavüren und Photographien. Es ist interessant
zu sehen, was die Hamburger Lehrer da ausgewahlt haben;
man muß ihnen das Zeugnis geben, daß sie in der That her-
vorragende Meisterwerke aus allen Zeiten, die sich für den ge-
dachten Zweck wohl eignen, zusammengebrocht haben. Schon
eine Aufzählung der Namen beweist dies. Von alten Meistern
sind am meisten vertreten: Rembrandt (17 Blatt, Gemälde und
Radierungen), Albrecht Dürer (15 Blatt, darunter 5 Bildnisse
nach Gemälden und 10 Nachbildungen nach Kupferstichen) und
Lolbein (6 Blatt, Kaufmann Gisze, Dresdner Madonna u. a).
Raffael, Michelangelo, Lionardo da Vinci und Tizian sind ins-
gesamt nur mit 8 Bildern vertreten, auch ein Zeichen, daß wir
aus der italienisch-klassischen Periode, da Raffael Morghen u. s w.
mit ihren Kupferstichen die Welt beherrschten, herausgekonuneu
sind. Von Ludwig Richter sind 7 Volksbilder (vergrößerte Holz-
schnitte) ausgestellt, von Alfred Rethel die beiden Bilder des Todes
und die Seinpacher Schlacht. Von lebenden Meistern finden sich
Böcklin (Einsiedler und Heiliger Hain), Defregger (1), Paul
Dubais (1), Arthur Kamps (Rede Friedrichs des Großen und
Bolksopfer 1813), Max Klinger (Pieta und drei Simpliciusbilder),
Katharina Klein (Blumenstücke), Lenbach (Bismarck und Moltke),
Gabriel Max (Krankenheilung), Menzel (Tafelrunde, Flötenkonzert,
Eisenwalzwerk), Steinhaufen (Blindgeborner und Gastmahl), Thoma
(6 Blätter Lithographien) und Vau-
tier (Hinterlist). Sonst sind noch
vertreten: Botticelli, Cornelius,

Dyck, Eyck. Feuerbach, Führig,

Hals, de Hoogh, van der Meer,

Millet, Murillo, Rietschel, Robbia,

Rubens, Ruysdael, Schlüter,

Schongauer, Spangenberg, Ber-
rocchio und Peter Bischer. Dazu
kommen einige Antiken (namentlich
Lichtdrucke von Bruckmann, Mün-
chen) und Bauwerke aus verschie-
denen Perioden (Seemanns Wand-
bilder), sowie englische und franzö-
sische Bilder, darunter solche von
Puvis de Chavannes (heil. Geno-
veva), Waller Crane, Steinlen
(Katzenplakat), Naturstudien nach
Pflanzen u. a. — Die Auswahl
erscheint uns, wie gesagt, sehr ge-
lungen, mag dabei natürlich auch
subjektiver Geschmack sich hie und
da geltend gemacht haben. Vor
allem aber ist das ganze Be-
streben, der Kunst in der Schule
eine Stätte zu bereiten, überaus
anerkennungswürdig und weiterer
Verbreitung wert. i)r. M. Spanier
führt in seiner Schrift die Sache
der Kunst in der Schule mit be-
herzigenswerten Worten und giebt
auch interessante Auskünfte über

den Stand dieser Sache in den Am Dampfkessel.

anderen Kulturländern, die zum Teil Deutschland darin weit über-
flügelt haben. EWSs

Hs Ausstellerverband Münchener Künstler. Für
das Geschäftsjahr 1897/98 vereinbarte der Verband zwei für sich
bestehende Turnusausstellungen. Turnus I umfaßt die Städte
Augsburg, Hannover, Berlin, Magdeburg, Leipzig, Halle. Die
sorgfältig ausgewählte Kollektion, gegenwärtig in Berlin aus-
gestellt, begegnet allgemein einer durchaus günstigen Aufnahme
und Beurteilung. Zur Ausstellung der aus ca. 130 Kunstwerken
bestehenden Wanderausstellung waren nach Augsburg die Herren
Maler Franz Kirchbach und K. Herrmann, nach Hannover Maler
Fr. Freund delegiert. Für Berlin (Ed. Schulte) hat Herr Maler
Engel (Berlin) die Vertretung des Verbandes übernommen.
Turnus II begann in Wiesbaden mit dem 1. Januar 1898. Die
dortigen neuerbauten, elegant eingerichteten Kunstsäle sind von
einem vornehmen Publikum stets lebhaft besucht. Die Aufstellung
der Ausstellung des Verbandes leitete Herr Maler W. Trübner,
welcher bekanntlich seit mehreren Jahren in Frankfurt a. M.
domiziliert und die Güte hatte, die Vertretung seiner Münchener
Kollegen zu übernehmen.

IV. 8. Wien. In der am 8. Januar eröffneten Aus-
stellung des Aquarellisten-Clubs fielen zum erstenmal einige
dekorative und kunstgewerbliche Arbeiten, die von auswärts herbei-
gebracht waren, angenehm auf; es waren mehrere der von Prof.
Otto Eckmann in genialer Weise geschaffenen neuen Teppich-
muster aus Scherrebek und feingetönte Fayencen aus der kgl.
Porzellanfabrik in Kopenhagen, die freilich in so beschränkter
Anzahl kaum einen Begriff geben von dem, was heute auf diesem
Gebiet der Kunstindustrie in Dänemark geleistet wird. Einen
überraschend frischen Zug brachten die farbigen Lithographien des
Karlsruher Künstlerbundes, der als geschlossene Gruppe auf-
tritt und sich sehr kräftig von der sonstigen — übrigens diesmal
recht geschmackvoll arrangierten— Ausstellung abhebt. Auch im
Ausstellungskatalog macht sich das geltend, denn die Anfangs- und
Schlußvignetten der Karlsruher Abteilung („Saat" und „Ernte"
von E. R. Weiß) wie die vortrefflich reproduzierten Lithographien
und Algraphien geben ein nachahmungswertes Beispiel geschmack-
voller künstlerischer Kätalogausstattung, das hoffentlich bald Nach-
ahmung finden wird, damit in Zukunft der Katalog einer Kunst-
ausstellung nicht mehr als ein „notwendiges Hebel" erscheint, sondern
seinen Wert auch noch nach der Ausstellung behält. Hoffentlich
zeigen die kommenden Frühjahr-Ausstellungen, was man hier —
im alten wie im jungen Lager — aus diesen Anregungen gelernt
hat. Denn auch im Künstlerhaus sieht man endlich ein, daß man
die in heißen Kämpfen wirklich errungene Selbständigkeit in der
„neuen Richtung" nicht mehr ausschließen kann. So wirken die
 
Annotationen