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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Hermann Prells Wandgemälde im Rathaussaale zu Danzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0234

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Sturm der Polen auf MeicbselmündeHermann prell plnx.

Hermann Wrells Wandgemälde im üathanssaale zu Danzig.


urch die hochherzige Stiftung zweier Danziger Pa-
trizier wurde es möglich, den dortigen Rathaussaal
mit feiner durch eine prächtige Holztäfelung berühmten
Innenarchitektur an seinen sechs spitzbogigen Wandfeldern
mit Monumentalgemälden auszustatten. Zur Ausführung
der Gemälde wurde für die beiden Bilder der Hauptwand
Prof. Hermann Prell in Dresden gewonnen, während
die Bilder der einen Seitenwand dem Düsseldorfer Maler
Fritz Röber, die der anderen dem Berliner Karl
Röchling übertragen wurden. Die denkwürdigsten Mo-
mente aus der ruhmvollen Vergangenheit der alten Hanse-
stadt sollten darin den Bürgern Danzigs vor Augen ge-
führt werden. Hermann Prell wählte aus der Geschichte
der Stadt eine dramatisch bewegte Scene des Krieges
und einen in epischer Ruhe sich abspielenden Vorgang
des Friedens. Tie künstlerische Absicht, die aus dieser
Wahl herausspricht, bestimmte auch die Ausführung, die
Komposition und den Charakter der beiden Gegenstücke.
In dem einen Bilde sehen wir die Abwehr des Polen-
sturms durch Danziger Bürger im Jahre 1541, in dem
anderen eine Gesandtschaft Danziger Ratsherren bei dem
Dogen von Venedig im Jahre 1601. Auf jenem Ge-
mälde ist somit eine kriegerische Ruhmesthat der Danziger
Bürger verherrlicht, auf diesem werden wir erinnert an
die kurze, aber bedeutende Blütezeit der Stadt, wo sie
den Stapelplatz bildete für den Handelsverkehr zwischen
zwei Meeren und wo sie durch vielfache gemeinsame
Interessen mit der mächtigen Dogenstadt Venedig ver-
bunden war.

In dem Bilde des Krieges ist der Moment zur Dar-
stellung herausgegriffen, wo die Polen unter ihrem König

Stephan Bathory auf Kähnen bis unter die Mauern von
Weichselmünde herangekommen und wo sie diese zu er-
stürmen vergeblich bemüht sind. Den Angreifern starrt
auf der Mauer ein undurchdringlicher Wall von Lanzen
und Hellebarden entgegen, in ihrem Rücken aber nahen
brennende Danziger Schiffe, um das auf Kähnen vor-
dringende Polenheer in den Fluten zu vernichten. Der
verzweifelte Ansturm der den Untergang vor Augen
sehenden Polen, seine heldenmütige Abwehr durch die
wehrhaften Danziger Bürger ist in dem bunten Ge-
wimmel der mächtig erregten Kampfesscene ungeheuer
lebendig zum Ausdruck gebracht. Das hohe Pathos
der Leidenschaft des Kampfes erhält in der Landschaft
des Hintergrundes mit den brennenden Schiffen und den
untergehenden Kähnen eine kraftvolle begleitende Stimme.

In dem Bilde des Friedens sehen wir als äußeres
Zeichen jener Blütezeit, in der Danzigs reiche Kaufherren
überall das größte Ansehen genossen und besonders in
Venedig gerngesehene Gäste waren, den Augenblick dar-
gestellt, wo Danziger Ratsherren dem Dogen von Venedig,
Marino Grimani, zur Bekräftigung der beiderseitigen
freundschaftlichen Gesinnungen ein Bild der Stadt als
Geschenk überbringen. An einer Freitreppe der Piazzetta
zu Venedig, deren Wangen durch wappenhaltende
Löwen geschmückt sind, hält die schwarze, mit wenigen
goldenen Emblemen verzierte Gondel des Dogen, worin
die Fremden ankommen, und der greise Grimani, be-
gleitet von den Prokuratoren der Stadt und von vor-
nehmen Herren und Frauen, ist im Begriffe, die Ge-
sandtschaft zu empfangen. Den Gegensatz zwischen den
Vertretern der beiden Städte hat der Künstler sowohl
 
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