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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vermischte Nachrichten - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

ISi

Quellen und Technik der Malerei des Mittelalters einschließlich
der Van Eyck-Technik. (München, G. D. W. Callwey, 7 M ).
In dieser Fortsetzung seiner früheren Veröffentlichungen, welche
die Technik der Malerei bei den alten Aegyptern, Griechen und
Römern behandeln, macht uns der Verfasser an der Hand von
sorgsam durchforschten Quellenschriften mit den verschiedenen
Arten der Maltechnik bekannt, welche im Mittelalter gebräuchlich
waren und deren Vervollkommnung schließlich durch die Brüder
Van Eyck ihren Höhepunkt erreichte. — Es ist ein hoch anzu-
rechnendes Verdienst des Autors, der als ausübender Künstler
viele der überlieferten Rezepte und Anweisungen in unzähligen
eigenen Versuchen selbst prüfte, dadurch eine Reihe von irrigen
Ansichten berichtigt zu haben, die bisher über die Maltechnik der
alten Meister allgemeine Verbreitung fanden. Wir verweisen
diesbezüglich ganz besonders auch auf den fünften Teil des
Buches: „Die Oeltempera" (Ein Versuch zur Lösung der Frage
von der „Erfindung der Oelmalerei" durch die Brüder Van Eyck),
wo in überzeugender Weise die uns von Vasari überlieferten,
jedoch lange Zeit mißverstandenen Mitteilungen über die epoche-
machende Erfindung der beiden flandrischen Meister klar gelegt
und erläutert werden. Uebersichtliche, zum Teil auch durch die
dem Texte beigegebenen Abbildungen ergänzte Darstellung
zeichnet das Buch durchweg aus und so möchten wir dasselbe
allen, die sich für das Technische der Malerei interessieren, haupt-
sächlich aber auch unseren modernen Malern zum eingehenden
Studium empfehlen, denn sie finden in ihm einen sicheren Weg-
weiser, um aus dem Labyrinthe der vielen, heute angepriesenen
neuen Mal-Verfahren ans Ziel einer soliden Technik zu gelangen.

dl. I,. W. von Seidlitz, Geschichte des japanischen
Farbenholzschnittes. Mit öS Abbildungen. (Dresden, Gerhard
Kühtmann. 18 M.). Der Verfasser des vorliegenden Werkes, dem
die Kunstgeschichte außer seinen Abhandlungen über die Brüder
Beham im dritten Bande des Meyerschen Künstlerlexikons und
der vorzüglichen Monographie über Rembrandts Radierungen
so manchen wertvollen Beitrag verdankt, der mit gleicher Sach-
kenntnis die „Zeichnungen deutscher Künstler von Carstens bis
Menzel" und das fünf starke Bände umfassende „Allgemeine
Porträtwerk" herausgegeben, der mit unermüdlicher Energie
endlich die moderne Kunstbewegung in Deutschland durch Wort
und That aufs Wirksamste zu fördern gewußt hat, erscheint hier
als Vorkämpfer auf einem bei uns fast unbebauten Gebiet. Mit
dem japanischen Farbenholzschnitt haben sich bisher eigentlich
nur die Engländer, Franzosen und Amerikaner näher beschäftigt,
und grundlegend kann unter
all den zahlreichen Artikeln, Mono-
graphien, Ausstellungs- und Auk-
lionskatalogen, aus denen sich die
Fachlitteratur über das schwierige
Thema zusammensetzt, nur der Ka-
talog des Amerikaners Fenollosa
über die Holzschnitt-Meister: Dbe
dlasters c>ItHo)-e (New Zork 1896)
genannt werden. Der Verfasser
verhehlt sich denn anch nicht, daß
eineabschließendeGeschichte des
japanischen Holzschnittes, bei der
Schwierigkeit, das ausgedehnte
und weit verstreute Material der
Originalblätter, sowie der japa-
nischen Schriftquellen zu über-
blicken, wohl noch auf lange
Zeit nicht erwartet werden kann,
und daß es vorerst nur gilt, die
zerstreuten Notizen zu einem
Ganzen zu verarbeiten. Die
wichtigsten Sammlungen befinden
sich in Amerika und Frankreich.

Deutschland hat erst zaghast be-
gonnen, die jetzt nur noch zu
oft unerschwinglichen Preisen auf-
zutreibenden Blätter der Blütezeit
zu sammeln. Außer dem Ham-
burger Museum für Kunst und
Industrie, wo ein trefflicher
Kenner der Materie: Justus
Brinckmann, früh begann, zu-
sammenzutragen, was noch zu
retten war, hat wohl nur das
Berliner Kunstgewerbe-Museum

eine zum Teil durch Schenkungen bereicherte Sammlung an-
gelegt, und im Dresdner Kupferstichkabinett verdankt eine
kleine, aber gewählte Sammlung ihr Entstehen gerade der
Initiative und thatkräftigen Förderung des Verfassers. Dieser
hat außer der zuletzt genannten Sammlung namentlich die
der Herren Koepping, Liebermann und Paechter in Berlin, Order
in Düsseldorf und die Pariser: Vever, Koechlin, Bing und
Giltst benutzt. Ganz besonders kam ihm aber die Beihilfe eines
geborenen Japaners, des Herrn Shinkichi Hara, zu statten, der
ihm das Verständnis der Darstellungen bis in alle Einzelheiten
ermöglichte, wie auch in sprachlicher Hinsicht die wertvollsten Dienste
leistete. —- Nach allgemeinen Bemerkungen über die japanische
Malerei und über das Technische des Holzschnittes giebt der Verfasser
eine kurze Geschichte des Landes bis zu seiner Erschließung im
Jahre 1868, mit der der Verfall der Kunst anhebt. Es folgt ein
lieberblick über die Entwickelung der Malerei vom V. Jahr-
hundert (Nanriu) bis zum Eindringen europäischer Einflüsse am
Ende des XVIII. und dem endlichen Niedergang im XIX. Jahr-
hundert. Dann schildert er die Anfänge des Holzschnitts, Herr
Schwarzdruck (1608—1743), die Entwickelung des Buntdrucks
(1743—1765), seine Blütezeit unter Harunobu, Shigenasa und
Shunsho mit dem in Kiyonaga verkörperten Höhepunkt; die Zeit
des großen Farbenvirtuosen Utarnaro, endlich den in Europa be-
kanntesten japanischen Künstler Hoku^ai (1760 — 1849), dessen
Wertschätzung Seidlitz, namentlich den großen Meistern des
XVIII. Jahrhunderts gegenüber, aus das richtige Maß zurück-
sllhrt, und die übrigen Künstler des XIX. Jahrhunderts: Hiroshige,
Kuiu'sada, Z»sai und Zeisen. Die zahlreichen Abbildungen tu
Netzätzung geben den Charakter der Originale vorzüglich wieder,
soweit das ohne Farben, auf deren Nachbildung mit Recht, nicht
nur der großen Kosten wegen, verzichtet wurde, möglich ist.
Ein Literaturverzeichnis in alphabetischer und chronologischer
Ordnung, eine Aufzählung der Perioden von 1088—1859 mit
Angabe der Hauptkllnstler, endlich ein sorgfältig gearbeitetes
Sach- und Namensregister beschließen das Werk, dessen Haupt-
vorzug, neben der allen Arbeiten des Verfassers eigenen Ge-
wissenhaftigkeit und Gründlichkeit, namentlich darin besteht, daß
es von dem sicheren Geschmack eines feinsinnigen und warm-
herzigen Kunstfreundes beseelt ist, der — allem Autoritäten-
glauben fern — den Blick immer auf das Wesentlichste und
auf das Bleibende in der Erscheinungen Flucht gerichtet hält,
dem in der Kunstgeschichte jederzeit die Kunst das Interessanteste
und Wichtigste ist. CW3
 
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