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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vollmar, H.: Peter Janssen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0269

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Peter Janssen.

LfO


bildete. Des Schülers innerstes Wesen bäumte sich gegen
dies leblose Unterrichtsschcma auf, aber statt wie einige seiner
Kameraden das Heil in der Flucht zu suchen, that er mehr
als je die Augen außerhalb des Klassenzimmers auf und
studierte mit sich steigerndem Eifer die Natur und die Antike,
soweit sie ihm irgend zugänglich war. Doch nicht lange
brauchte er führerlos seine Straße zu ziehen, in den beiden
Künstlern Karl Sohn und Bendcmann erstanden ihm treue
Berater, deren fördernden Einfluß der Meister noch heute
dankbar rühmt. Daß der schon mit Glück selbständig kom-
ponierende Janssen bei seinem Lehrer Bendemann zugleich
lernte, wie weit einem jüngeren Talent freie Bahn gelassen
werden müsse, war eine herbe, langsam reifende Frucht des
Unterrichts, deren Süßigkeit aber nach zwei Jahrzehnten
Jansfens Schüler schmecken dursten. Nur die eigene schwer

gewonnene Erfahrung hat
Janssen gelehrt, aus die
verschiedenartigen An-
lagen der jungen Leute
ernst einzugehen und
jedem seiner Schüler, von
denen ich nur A. Kampf,

Kaempfser, Frenz, Becke-
rath und L. Keller nenne,
eine besondere Erziehung

zu geben, welche die rechte Mitte zwischen Führen und Freiheit hält. In
Janssens ersten größeren Schöpfungen „Petri Verleugnung" und der für
Crefelds Rathaus bestimmten „Geschichte Hermanns des Cheruskers" spürt
man noch die hemmende Kritik des Lehrers Bendcmann, welcher sich der
viel leidenschaftlicher fühlende Schüler in der ganzen Komposition und
wc-ik-dio zu dem §c,,.°idc Haltung und Ausdruck der Figuren gehorsam, wenn auch widerstrebend

,vie bcrgischeu Bauern in der Schlacht bei Worringens gefügt hat. Aber dem tiefer Blickenden wird es vor diesen Creselder Bildern,
von Peter Janssen. welche den Stempel der großen Zeit, in der sie entstanden, an der Stirn

tragen, völlig klar, daß in diesen bewegten Volksscenen ein Talent zum
sieghaften Ausdruck drängt, dem nicht nur die Wurzeln aller Volkskraft und opfermutigen Begeisterung bekannt
waren, sondern welchem auch die Fähigkeit innewohnte, große, die Volksseele bewegende Ereignisse ergreifend
in die Erscheinung zu rufen. Alles Kleinliche, Triviale war dieser Ausdrucksweise ebenso fern, wie das Stümper-
hafte in der Darstellung.

Hatte dieser Rheinländer für
seine Gedanken erst die rich-
tige Verkörperung ersonnen,
dann zögerte, dank ihrer
außerordentlichen Schulung,
seine Hand keinen Augenblick,
die einmal als richtig erkann-
ten Volkstypen genau so aus
die Leinwand zu bringen und
ihnen dort d i e Stellung und
farbige Betonung zu geben,
welche ihnen als lebendiges
Glied der einheitlichen Kom-
position gebührte.

Der für viele seiner
Kollegen so lange und müh-
selige Weg zwischen dem

geistigen Auge und der aUt.'- Ansicht des Ratbau-saalcs zu Erfurt,

führenden Hand scheint für Nach rinrr pbotograxlnc von n. Fcstgr in Erfurt.
 
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