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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Die Frühjahr-Ausstellung in Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0294

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Die Frühjahr-Ausstellungen in Düffeldorf.

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Wenn das Bild etwas nüchtern wirkt, so liegt das viel-
leicht an der leisen Langeweile, die ja in Schulzimmern
zuweilen herrschen soll. Dramatisch lebendig und flott
gemalt, stellenweise vielleicht etwas skizzenhaft ist Jacob us
Leistens „Vom Wilderer getroffen". Max Hünten,
ein Sohn des bekannten Schlachtenmalers, bringt eine
porträtartige Darstellung des Kaisers auf der Jagd, bei
der der landschaftliche Teil vielleicht der wertvollere ist,
und zwei Landschaftsbilder mit guter Stimmung. Hugo
Ungewitters „Kosaken-Tirailleurs" wirken dagegen bei
allem Talent der Darstellung nicht unmittelbar genug.
Man verlangt heutzutage von solchen Bildern ein genaues,
ethnographisches Studium und eine unbedingte Sicherheit
der Zeichnung. Pferde und Reiter scheinen in ihren
Verhältnissen nicht ganz richtig und die Farbe ist schwer
und nicht überzeugend. Damit wären diejenigen Figuren-
bilder, die in nicht allzu ausgetretenen Geleisen sich be-
wegen, ungefähr aufgezählt. Ein Paar gute Porträts von
Funck, Petersen, Schneider-Didam eröffnen keine
große, neue Perspektive, sind aber erfreuliche Arbeiten.

Daß die Landschaften fast alle gut sind, gehört zu
den Eigentümlichkeiten beinahe einer jeden Düsseldorfer
Ausstellung; leider malt aber fast jeder immer wieder seine
Landschaft, so Liesegang die unvermeidliche gelbe Allee;
Mühlig stellt über ein Dutzend seiner pikanten, frischen,
aber unter sich fast absolut gleichartigen Bildchen in Oel,
Aquarell und Zeichnung aus. Eines hätte vollkommen
genügt, den Künstler zu repräsentieren. Daß er ein
fleißiger Maler ist, weiß man ja, und eine Verkaufs-
ausstellung soll es doch nicht sein. Prof. Jernberg
versucht mit Glück einen neuen, helleren und feineren
Ton anzuschlagen und Hermans bringt einige seiner
wie immer höchst interessanten, aus den Ton hin ge-

arbeiteten Stimmungsbilder. Eine neue Erscheinung ist
Prof. Julius Bergmann, der zwei farbig überaus
starke Bilder ausstellt. Das eine, „Frühling am Tümpel"
mit Tierstaffage, das andere, „ausgetretener Fluß",
beide in ihrer melancholischen Einsamkeit von großer,
vornehmer Wirkung. Das eigentliche Tierbild ist durch
Henke sehr gut, durch Appel und Pfannekuchen
weniger bedeutend, die Plastik durch eine Bronzestatuette
von Professor E. Kämpffer, Breslau (sie heißt der
Sieger und ist eine recht achtenswerte Aktstudie) und eine
Porträtbüste von E. Pfannekuchen wenigstens nicht un-
günstig vertreten.

Von der Kunsthallenausstellung ist viel Neues noch
weniger zu berichten. Hier geht alles und jedes noch
behaglicher den alten Gang, man will hier noch immer
nicht einsehen, daß eine große Zahl mittelmäßiger Bilder
den Eindruck einer Ausstellung rettungslos herabdrückt,
und wenn man in dem großen Saal das Beste zusammen-
gehängt hat, so hätte man das Uebrige ebensogut über-
haupt refüsieren können. Figurenbilder sind hier noch
seltener als in der „Freien Vereinigung", aber in den
wenigen ist trotz allem ein frischer Zug nicht zu ver-
kennen. Schon das Versetzen der Figuren in die Land-
schaft ist dafür ein charakteristisches Zeichen, wenn es
freilich auch den geistigen Inhalt meist herabdrückt. Sehr
interessant in dieser Richtung sind die beiden Bilder von
Emil Pütz „Gartenidyll", und Klein-Chevaliers
„Im Garten". F. Schaarschmidts antike Scene „Auf
dem Posilipp" ist von Berlin her bekannt, also kein neues
Bild mehr.

Zu den besten Bildern gehören Prof. Christian
Kröners „Hirschkampf" und seiner Gattin Mazda
Kröners großes Stilleben, welch letzteres über-
 
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