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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Schaarschmidt, Friedrich: Eduard von Gebhardt: (zum sechzigsten Geburtstag des Künstlers, 13. Juni 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0330

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Eduard von Gebhardt.

skizze zu einer Auferweckung des Lazarus schon 1861 ent-
stand), um dann im Jahre 1863 das erste Bild, „Christi
Einzug in Jerusalem" (Abb. a. S.261), zu vollenden, das
bereits mit größter Klarheit fast alle äußeren und inneren
hervorragenden Eigenschaften der Gebhardtschen Knust
aufweist: den bewußten engen Anschluß an die alten
vlämischen und deutschen Maler in Bezug ans Kostüm
und Umgebung, dann aber, was wichtiger ist, den eben-
falls bewußten Gegensatz zu der herrschenden Gefühls-
seligkeit, Süßlichkeit und verschwommenen Shmbolistik
der Nazarener. Eine gesunde, unbestechliche Natur-
beobachtung, die hier und da freilich noch mit dem Aus-
druck ringt, ein tiefes und starkes Gefühl, das zur deut-
lichen Aussprache keine Mittel scheut, ein gelegentlich bis
zur Härte gesteigerter Widerwillen gegen alles Konven-
tionelle, das sind so die Hauptmerkmale dieses ersten
Bildes, Merkmale, die von Bild zu Bild sich weiter aus-
bildeten und sich allmählich mit einem überaus eigen-
artigen, feinen Kolorismus verbanden, der nun freilich
keineswegs naturalistischer Art ist. Scheint dieser Kolo-
rismus somit zu dem absoluten, auch das Häßliche nicht
scheuenden Wahrheitsdrang in Bezug auf zeichnerischen
Ausdruck in Mienen und Gebärden im Gegensatz zu
stehen, so ist er das recht eigentlich neben dem geistigen,
idealen Inhalt das rein künstlerisch-idealistische Moment
in der Kunst Gebhardts.

zur Akademie gestanden hatten, erweitert worden war.
Lessings, Schirmers und ihrer Anhänger oben erwähnter
Wegzug nach Karlsruhe war für die Akademie ein
schwerer Verlust gewesen. Es war also erklärlich, daß
Gebhardt nicht die Akademie bezog, die aus den er-
wähnten Gründen in jene Periode der Stagnation ein-
zutreten begann, der erst etwa ein Vierteljahrhnndert
später und nicht zum wenigsten durch den damals so
bescheiden in Düsseldorf Einziehenden selbst mit aller
Energie ein Ende gemacht werden sollte. Auf den
Rat seines Freundes Julius Geertz, der auch von
Karlsruhe herübergekommcn war, schloß sich Gebhardt
also dem zwar nur sieben Jahre älteren, aber bereits
eines bedeutenden Rufes genießenden Wilhelm Sohn
(Neffen und Schwiegersohnes des Akademieprofessors
Karl Sohn) an, und das Verhältnis zwischen den beiden
jungen Künstlern, zu denen sich noch Karl Hertel ge-
sellte, wurde bald ein freundschaftliches, zumal sie zu-
sammen ans einem Atelier arbeiteten.

Neben der Anregung, die Sohn infolge seiner-
großen geistigen Beweglichkeit und seines, besonders
ans das Koloristische gerichteten Sinnes auf den jünge-
ren Kollegen ansübte, war sein Einfluß auch insofern
von großer Bedeutung, als er cs war, der zuerst Geb-
hardt auf seine Wesens-Verwandtschaft mit den alten
vlämischen und deutschen Meistern aufmerksam machte
und ihn auf das Studium derselben energisch hinwies.
— Es war aber selbstverständlich, daß Gebhardt da-
rüber die Natur nicht vergaß. Eifrig malte er Stndien-
köpse und ging bald daran, selbständige Kompositionen
zu entwerfen (wie z. B. eine sehr interessante Farben-

die zu einem nicht ausgeführten Hilde
 
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