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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Schaarschmidt, Friedrich: Eduard von Gebhardt: (zum sechzigsten Geburtstag des Künstlers, 13. Juni 1898)
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262

Eduard von Gebhardt.

„Hubert und Jan van Eyck" 1871, „Für die Zukunft" 1874,
„Disputation", Privatbesitz in Berlin, 1875, und vor allem
das höchst feinsinnige Bild „Die Heimführung" 1877, in dem
Gebhardt Wohl zum ersten und seitdem zum letztenmale nicht
der himmlischen, sondern der irdischen Liebe ein künstlerisches
Opfer bringt. Ein junges Paar auf der Heimreise findet
auf seiner Fahrt durch den Wald ein Hindernis, das den
Wagen aufhält. Mit zärtlicher Sorge leitet der Gatte sein
junges Weib über die im Wege liegenden Baumstämme und
Zweige. Von größter Feinheit und Innigkeit ist der Aus-
druck der beiden einander zugewandten Gesichter.

Es folgten „Aus der Reformationszeit" 1877 (Leipzig,
Galerie), ein „Christus" im Brustbild 1878, „Zwei Kloster-
schüler" 1882*), „Bei der Arbeit" im selben Jahr, 1883 die
koloristisch wieder höchst bedeutende „Pieta"*) und 1884
„Christus auf dem Meere", ein Bild, das zu interessanten
Vergleichen mit dem dreißig Jahre früher entstandenen Bilde
ähnlichen Motivs von Gebhardts Lehrer W. Sohn in der
Düsseldorfer Kunsthalle Anlaß giebt. Eine ganze Epoche der
Kunstgeschichte liegt zwischen diesen beiden Werken.

Schon im Jahre 1874 war Gebhardt an die Düssel-
dorfer Akademie berufen worden, hauptsächlich auf den Vor-
schlag von Wilhelm Sohn hin, der zu jener Zeit ebenfalls
Lehrer der Meistcrklasse an der Akademie geworden tvar.
Gebhardt leitete zunächst die Malklasse, um auf ausdrück-
lichen Wunsch Sohns die Schüler für dessen Meisterklasse vor-
zubereiten, bildete aber in der Folge selbst einige Künstler
aus, die sich ihm angeschlosscn hatten. In das Jahr 1884 fällt
dann ein Auftrag von seiten der Regierung, der Gebhardt Ge-
legenheit gab, seine ans mehreren Studienreisen in Italien
herangebildeten Ansichten über das Verhältnis des Bildes
zum Raum, der Malerei als Innendekoration praktisch
zu verwerten. Es war das die Aufgabe einen Saal
des im Hannoverschen gelegenen, ehemaligen Klosters,
jetzigen protestantischen Predigerseminars Loccum mit
Wandgemälden aus der Geschichte Christi auszustatteu.

Die „Kunst für Alle" hat in ihrem zweiten Jahrgang,

Heft 13, über diese Arbeiten ausführlich berichtet und
zahlreiche Abbildungen nach den Kartons und Studien
zu diesen Bildern gebracht, so daß sie diesmal sich
darauf beschränken konnte, eines der zuletzt entstandenen
Bilder, „Die Heilung des Gichtbrüchigen", vorzuführen.

In der linken Ecke hat Gebhardt nach Art der alten
Meister einige zeitgenössische Bildnisse angebracht. Es
sind die Köpfe von zwei Männern, die sich um das
Zustandekommen der interessanten und für die moderne
deutsche, religiöse Monumentalmalcrei epochemachenden
Arbeit das größte Verdienst erworben haben, nämlich des
Generaldirektors der kgl. Museen, Geheimrats Schöne
und des damaligen Decernenten für Knnstangelegenheiten
und Direktors der Nationalgalerie, Geheimrats Jordan.

Auf einem anderen Bilde brachte der Maler die Bild-
nisse seiner Gattin und seiner Tochter au, die er über-
haupt für die jugendlichen weiblichen Gestalten seiner
Werke mit Vorliebe zum Vorbild nahm.

Christus am Kreuz. Ed. v. Gebhardt pinx. ((866).

Das Original im Dom zu Reval.


*) Abgebildet in der „Kunst für Alle", II. Jahrg., Heft 13.

§d. v. Gebhardt 6el. (1(865).
 
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