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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die Wiener Jubiläums-Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0358

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Die Wiener Jubiläum^-AunstauKsteUung.

Aon Rükl V. DlAtöAlk« Nachdruck verboten.

^eit vielen Jahren hat die Genossenschaft keine so gute abgewogenes Werk. Auch die reizvollen Pastellskizzen

Hand gehabt, wie diesmal. Sie hat glänzend be- zum Goldgrundfries für den Parlaments-Porticus, womit

wiesen, daß erste Auslandskunst gerne ihrem Rufe folgt. Lebiedzki im Wettbewerb mit Veith und Groll den Sieg

Nicht minder interessant ist noch ein anderer Beweis, mag davongetragen, sind ausgestellt. Große Namen klingen

er auch paradox klingen: daß nämlich der Secessionsstreit an: die beiden Märtyrer Van der Null und Siccardsburg,

beide Parteien einander näher gebracht hat. Findet sich dann Fernkorn, der in Wahnsinn geendet, dann die „vier

doch in der Lothringerstraße von jener un-
beirrten Kunst, für welche die Moderne kämpft,
kaum weniger als am Parkring. Soweit es
also Tradition und Kunstmandarinentum ge-
statten, kann auch in der Jubelausstellung
von einem Sieg der Moderne gesprochen
werden.

Obwohl nicht lückenlos, darf das Aus-
stellungsbild als ein internationales bezeichnet
werden, soweit es aber dem Jubelanlasse ge-
widmet ist, mußte es Torso bleiben. Trotz der
erheblichen Ausweitung des sonst gegebenen
Rahmens, konnte nicht genügend Fassungs-
raum für die ganze rückschauende Ausstellung
des francisco-josephinischen Halbjahrhunderts
gewonnen werden, so daß die österreichische
Malerei dieser Zeit erst in einer, von Mitte
Oktober bis Anfang Dezember abzuhaltenden
Sonderausstellung zu Wort kommen wird.

Architekt Urban, derselbe, welcher mit Heinrich
Lefler die phantasiereichen Roland-Zeich-
nungen geschaffen, die auf der letzten Aquarell-
Ausstellung so erfolgreich waren, hat eine
originelle Verbindungsanlage zwischen dem
Künstlerhaus und dem Musikvereinspalais
hergestellt. In Hellen, heiteren Farben ge-
halten, schwingt sich der gedeckte Brückenbogen
über die Künstlerstraße, die teilweise in einen
mit monumentaler Bronzeplastik geschmückten
Ziergarten verwandelt wurde. Für die zahl-
reichen Werke der Bildnerei wurde ein Annex-
geschaffen, welcher sich unmittelbar an den
deutschen Saal anschließt. Die Engländer
bekamen die Ehrenwand im Hossaale ange-
wiesen, wo sich auch die interessantesten
Stücke der englischen wie französischen Plastik
vorfinden. Französische Malerei nimmt den
französischen Saal ein. Sämtliche Räume
des Oberstockes sind der einheimischen Malerei
gewidmet, und vom Längensaale rechts kommt Fischender pan.^ Arnold söuii» r>:°x.

man treppauf in den Verbindungsgang, wiener IubilLun,--uuns,au-s,ellung.

welcher, mit Kleinplastik und einigen köst-
lichen Möbeln ausgestattet, an den Wänden Architektur- . Barone" der Wiener Bauhütte: Hansen, Schmidt, Feistel,
blätter, Aquarelle, Radierungen re. rc. zeigt. Betritt man Hasenauer. Auch sie sind aus dem Wiener Hader bereits

vom Verbindungsgang das Musikpalais, so bietet der große ins stille Land hinüber.

Saal mit seinen herrlichen Bildergeweben einen imposanten Deutsche Kunst vor allem erfreut und erhebt, durch-

Anblick. Hier hat die Monumentalkunst des eklektischen forscht man die weiten Räume. Nicht unbedingt im einzelnen,

Neu-Wien architektonische und plastische Modelle aufge- aber als die stärkste persönliche Note des Ausstellungs-
stellt. Hier herrscht rückblickende Beschaulichkeit; zwischen bildes. Hat man konstatiert, daß von Böcklin zwei

Lorbeer ruht sich's gut. Der Kundmann-Tautenhayn- bekannte Bilder, worunter eine „Ruine am Meer", da

Härdtlsche Minerva-Brunnen (Marmor), welcher end- sind, so muß man sofort Klinger und die Worpsweder

lich vor der öden Rampe des Parlamentspalastes Platz nennen. Jener und diese sind vor der Secession fast

finden soll, ist in Gipsmodell vorhanden, ein seiner Zeit neu in Wien gewesen. Man kannte den eminenten

noch von Hansen gedachtes akademisches, aber schön Griffelkünstler Klinger, den Maler und Bildhauer jedoch

ZS

Die Aunst für Alle XIII.
 
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