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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Voll, Karl: Die V. Internationale Kunstausstellung der "Münchener Secession", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0368

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Bildnis des vr. Aarl voll.

Ausstellung der „Secession", München, ^898.


Die V. Zmerngtiongle Aunstausstellung der „Münchener Secession".

von Ol-. Karl voll.

II.

an sagt gerne, daß die Landschaftsmalerei recht
eigentlich dem 19. Jahrhundert angehöre; der Spruch
ist insofern richtig, als in der That die Landschaftsmalerei
in früheren Zeiten viel weniger gepflegt worden ist als heut-
zutage und daß sie bis jetzt in unseren Ausstellungen ungleich
reichlicher vertreten war, als die Figurenmalerei. Heuer
kann man das durchaus nicht sagen. Das kleine Häuf-
lein Landschafter der Münchener Secession hat sich nicht
vermehrt, und vom Ausland wurde verhältnismäßig wenig
eingeschickt, was hierher gehört. Unter den Deutschen
ragen wie immer Reiniger und Haider hervor. Man
darf sie eigentlich beide nicht in einem Atem nennen,
so sehr sind sie von einander verschieden: Reiniger kräftig,
fast ungeberdig, durchaus nicht gefällig in seiner rücksichts-
losen Naturtreue, und nicht immer seiner Wirkung sicher;
aber ein moderner Künstler durch und durch. Haider
dagegen mild, ausgeglichen, von höchst gleichmäßiger Ruhe
und Sicherheit in der Ausführung seiner Vorgebirgs-
landschaften, die so ungemein wahr zu sein scheinen,
während sie doch in Anlage und Ausführung ein klein
wenig nach Rezept schmecken. Benno Beckers tiefblaue,
oft so fein im Ton gestimmte Landschaften, die nur den

*) 1. siehe in Heft 18.

/ Nachdruck verboten.

einen Fehler hatten, daß man nicht genau wußte, was
sie darstellten, sind Heuer viel klarer geworden, jedoch
nicht ohne etwas an Feinheit des Tones zu verlieren.
Zu den meistgenannten deutschen Landschaftern gehört
Wohl der fruchtbare Keller-Reutlingen; er brachte
auch Heuer wieder zwei seiner allzusehr auf gute Wirkung
berechneten fränkischen Dorflandschaften, bei denen die
Unsicherheit der Abendstimmung und der freundliche Reiz
stiller, beleuchteter Häuser uns die Leere der Behandlung
weniger fühlen lassen. In München giebt es zwei junge
Landschafterschulen, von denen durch allerlei Umstände,
wozu auch allzuscharfe Kritik von seiten der Jury gehört,
wenig zu sehen ist. Kaisers große dekorative Park-
landschaften mit dem tiefblauen Himmel und den weißen
Bäumen, vertreten, trotz sehr flüchtiger Ausführung, die
eine Richtung ganz gut. Die andere hält immer noch
am intim dargestellten Naturausschnitt fest. Sie fehlt
ganz und nur wenige Landschaften wie die von Crodel,
Fehrenberg und Flad geben annähernd eine Vorstellung
von den gesunden Zielen, nach denen diese Künstler streben.
Auf ein ganz anderes Gebiet führt uns der Berliner
Leistikow mit seinen stilisierten Landschaften, wo ein
sehr gründliches Naturstudium die Grundlage für eine
sehr willkürliche Darstellung des Gesehenen bildet. Hier

Die Kunst für Alle, XIII. 19- I- Juli 1898.

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